Eine Glosse von Christine Weiser

Es gibt Situation, in denen wünsche ich mir mehr als meine zwei Arme. Zum Beispiel im Supermarkt. Jedes Mal, bevor ich mich der Kasse nähere, atme ich noch mal tief durch. Bin ich an der Reihe, packe ich Brot, Spülmittel, Milch, Taschentücher, Tomaten und allerhand mehr auf das Band. Bevor es ernst wird und sich die Verkäuferin mir zuwendet, lockere ich schon mal meine Handgelenke. Die Geldbörse in der linken und den Beutel in der rechten Hand, stehe ich ihr Auge in Auge gegenüber. Ein Piep, der Startschuss fällt und die Frau an der Kasse zieht in Lichtgeschwindigkeit Waren über den Scanner.

Mit beiden Händen stopfe ich das, was man zum Leben so braucht, in einen Beutel. Natürlich landen die Eier ganz unten, der Joghurt findet nur kopfüber Platz und das Paket Waschpulver parkt vorübergehend auf den Tomaten. Und während ich noch erfolglos versuche, ein Bund Möhren zu verstauen, schallt mir schon einigermaßen triumphierend die Ansage "27,43 Euro, bitte" entgegen. Egal wie ich mich beeile, ich schaffe es nie, gleichzeitig mit der Kassiererin fertig zu sein. Es sei denn, mein Einkauf beschränkt sich auf eine Stange Drops.

Während ich noch planlos herumhantiere, fühle ich, wie sich die Blicke der hinter mir Stehenden in meinen Rücken bohren. Passend zahlen hebe ich mir für Tage mit Ohrenschmerzen auf, an denen ich nicht bemerke, wenn hinter mir hörbar ausgeatmet oder gar gemurrt wird, nur weil ich die kupfernen Münzen nicht auf Anhieb auseinanderhalten kann. Aber normalerweise schleiche ich geschlagen aus dem Laden. Immerhin mit der Gewissheit, die Chance auf Revanche kommt bald.