Am 6. November wählen die Kaltenkirchener einen neuen Bürgermeister. Fünf Kandidaten stellen sich zur Wahl. Wolfgang Klietz hat ihnen acht Fragen zu aktuellen Themen vorgelegt, die in der Stadt diskutiert werden

Frage 1

Welche wird Ihre erste Amtshandlung im Rathaus sein?

Hanno Krause:

Am ersten Tag werde ich die Rathausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in ihren Büros aufsuchen und mich ihnen persönlich kurz vorstellen, anschließend eine Dienstbesprechung mit der Verwaltungsführung zur Zusammenarbeit, zu aktuellen wichtigen Maßnahmen und Planungen durchführen.

Elke Adomeit:

Ich werde die Blumensträuße zu meiner Begrüßung in Vasen stellen und aus den Lakritztüten naschen, bevor ich zu einer Mitarbeiterversammlung einlade, um alle zu begrüßen und meine Erwartungen für die nächsten sechs Jahre vorzustellen. Ich werde den konstruktiven Dialog mit den Mitarbeitern aufnehmen und Terminvereinbarungen mit den Abteilungen treffen.

Gerhard Blasberg:

Ein Rundgang alleine durch das Rathaus, um mit möglichst vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen ersten Vier-Ohren-Kontakt zu bekommen. Ich spreche gerne mit den Sachbearbeitern direkt, Hierarchieebenen sind mir dabei nicht so wichtig.

Anna Kuljurgis-Daumann:

Einstand für die Mitarbeiter des Rathauses und die Bürger der Stadt Kaltenkirchen.

Stefan Sünwoldt:

Ich werde schon vorher Bürgervorsteherin und Fraktionsvorsitzende zu Sondierungsgesprächen einladen. Dann wird man nur nach vorne schauen. Es gilt für alle Seiten, alten Streit beizulegen. Ich bin dazu bereit, und an mir soll es nicht liegen. Am 1. Arbeitstag werde ich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rathaus persönliche Gespräche führen.

Frage 2

Wie kann Kaltenkirchen es schaffen, nach jahrelangem Stillstand für eine Bebauung des Bahnhofsumfeldes zu sorgen?

Hanno Krause:

Auf intensivem Verhandlungswege mit dem Eigentümer ggf. einen Kompromiss zwischen den städtischen Entwicklungsabsichten und den unternehmerischen Interessen finden. Eventuell bestehenden B-Plan an aktuelle Entwicklung anpassen. Anderenfalls eine Lösung mit einem anderen Investor finden. Das sanierungsbedürftige Parkhaus in die Planungen einbeziehen.

Elke Adomeit:

Es wird in den nächsten Wochen Gespräche geben mit Verwaltung, Politik, AKN und Gazit, um die Bauabsichten der Gazit einzufordern. Scheitert eine sinnvolle Bebauung, dann sollte die Stadt die Initiative ergreifen: Das Grundstück erwerben und mir bekannten Investoren anbieten oder einen Finanzierungsweg gemeinsam mit den Investoren auf den Weg bringen.

Gerhard Blasberg:

Der eingeschlagene Weg ist alternativlos. In kleinen Schritten mit AKN und dem Eigentümer zur Aktivierung des Grundstückes kommen. Der Rahmenplan sagt überdeutlich, welche überragende Bedeutung das Grundstück hat. Es ist sinnvoll, durch Möblierung oder Grünmaßnahmen zu einer Struktur zu kommen, um den Eindruck der öden Fläche aufzubrechen.

Anna Kuljurgis-Daumann:

Diese Frage kann ich erst nach Akteneinsicht konkret beantworten. Und sobald mir diese vorliegen, werde ich ein Forum für die Bürger schaffen, damit Vorstellungen und Wünsche aufgenommen werden und dann an deren Umsetzung gearbeitet werden kann. Die Kaltenkirchener Bürger sollen unsere Stadt mitgestalten!

Stefan Sünwoldt:

Das Baurecht des Investors endet bald. Falls keine Verlängerung erfolgt, muss die Stadt die Grundstücke kaufen. Nur dann haben wir Gestaltungsmöglichkeiten und überlassen die betreffenden Grundstücke nicht weiter einem ungewissen Schicksal. Die Chance, dieses Areal zusammen mit den Bürgern neu zu entwickeln, darf nicht versäumt werden.

Frage 3

Welche Pläne haben Sie, um den Bewohnern des Großen Karls ein erträgliches Wohnen zu ermöglichen?

Hanno Krause:

Sanierung des Gebäudes durch den Eigentümer und Herrichtung des Wohnumfeldes unter vorheriger Einbeziehung der Interessen der Mieterinnen und Mieter und eines rechtlichen Beistandes ggf. durch den Mieterbund.

Elke Adomeit:

Als Bürgermeisterin werde ich ein Quartiersmanagement einrichten, das gemeinsam mit den Bewohnern Projektideen entwickelt und umsetzt. Der Hauseigentümer muss in die Pflicht genommen werden. Die Eigenverantwortung der Bewohner muss gestärkt werden. Und nicht zuletzt: Wer den sozialen Frieden stört, muss auch mit Konsequenzen rechnen.

Gerhard Blasberg:

Die Kombination ordnungsbehördlicher Druck und Durchsetzung der Rechte der Stadt als Mieter einiger Wohnungen ist sicherlich zielführend. Als dritte Komponente würde ich gerne den Kontakt zur Abteilung Städtebauförderung im Innenministerium intensivieren, die in den Städten Trappenkamp und Glückstadt während meiner Dienstzeit segensreich gewirkt hat.

Anna Kuljurgis-Daumann:

Wohnen sollte nicht "erträglich", sondern lebenswert sein. Dieses Ziel muss Herrn Gerd Thormählen deutlich kommuniziert werden. Es reicht nicht, wenn die Kreisverwaltung Mängel feststellt und die Umsetzung nicht erfolgt. Monetäre Ziele dürfen nicht im Vordergrund stehen, wenn Menschenleben gefährdet werden!

Stefan Sünwoldt:

Wo es um den baulichen Bereich ging, hat die Verwaltung immer den zuständigen Kreis eingeschaltet. Ich selbst werde meine Gespräche mit dem Eigentümer sofort wieder aufnehmen und den mir möglichen Einfluss geltend machen. Aber auch das Wohnumfeld, das durch meine Initiative zu einem neuen Begegnungsort wurde, muss weiter entwickelt werden.

Frage 4

Das Krankenhaus steht leer. Wie könnte man die Gebäude nutzen?

Hanno Krause:

Die Nutzungsüberlegungen müssen in die Stadtentwicklung und zum Bedarf passen. Nach einem ersten Gespräch mit einem Vertreter von Paracelsus ist eine Nutzung für Geriatrie, Hospiz, Tagespflege denkbar. Darüber muss zügig verhandelt werden. Schließlich ist das Thema Nachnutzung seit der Vertragsunterzeichnung, also seit zehn Jahren bekannt.

Elke Adomeit:

Ich habe den notwendigen Dialog mit der Paracelsus GmbH wieder in Gang gesetzt: Was uns fehlt, ist eine Notfallversorgung vor Ort. Und: Aufgrund der demografischen Entwicklung benötigen wir als Stadt und als Mittelzentrum eine Ausrichtung auf Altersmedizin und Demenzerkrankte. Konkretes habe ich auf meiner Veranstaltung im Bürgerhaus vorgestellt.

Gerhard Blasberg:

Ich weiß aus bitterer beruflicher Erfahrung, die schwierigen rechtlichen und finanziellen Bedingungen des Krankenhaussektors einzuschätzen. Ich kenne das Gebäude und die Einrichtung nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob die Ansätze im physiotherapeutischen Bereich oder der Gesundheitsvorsorge umsetzbar sind. Dies ist jedenfalls ein boomender Markt.

Anna Kuljurgis-Daumann:

Ein Ärztehaus mit Belegbetten wäre sicherlich sinnvoll.

Stefan Sünwoldt:

Ein Krankenhaus wird es an der bisherigen Stelle gegen den Willen des Eigentümers nicht wieder geben. Hier sollte aber zumindest ein Geburtenhaus entstehen, damit in Kaltenkirchen wieder Kinder geboren werden. Anzustreben ist auch ein ambulantes Notfallzentrum mit den niedergelassenen Ärzten oder Belegbetten wie bei der Agnes-Karll-Klinik in Bad Schwartau.

Frage 5

Wie wollen Sie weitere Betriebe in die Gewerbegebiete der Stadt locken?

Hanno Krause:

Durch Schaffung optimaler Standortbedingungen, vergleichsweise günstiger Grundstückspreise, einer engen Zusammenarbeit mit den Stadtwerken, durch offensive Interessenvertretung in Nordgate, gute Kontakte zum Wirtschaftsministerium und zur IHK, durch effektive Werbung, konsequentes Verfolgen von Ansiedlungswillen und unbürokratische Hilfen.

Elke Adomeit:

Unsere Wirtschaftsförderung braucht eine eigene Vermarktungsstrategie für unser Profil mit einer ideenreichen Werbung und einem attraktiven Internetauftritt. Anfragen müssen aktiv verfolgt und Interessenten müssen betreut werden. Als Bürgermeisterin werde ich regelmäßigen Kontakt zu den ansässigen Unternehmen pflegen.

Gerhard Blasberg:

Nordgate ist sicherlich eine sehr sinnvolle Initiative. Ich habe großen Erfolg mit Rentnern aus der Wirtschaft, die im Bereich der Bestandspflege und Aquisition stundenweise für die Stadt arbeiten. Ein Mann aus der Wirtschaft ist ein deutlich besserer Ansprechpartner als ein Verwaltungsmann. Wird es konkreter, kümmere ich mich persönlich.

Anna Kuljurgis-Daumann:

Aktive Akquise, Nordgate und Netzwerke.

Stefan Sünwoldt:

Unsere Nordgate-Kooperation bietet beste Chancen. Reif, Gräbke und Jungheinrich sind gute Beispiele aus meiner Amtszeit. Solange sich die Stadt durch die baureife Erschließung von Gewerbegrundstücken - das sind immer kostenmäßige Vorleistungen - wettbewerbsfähig verhält, werden weitere Unternehmen dazukommen und vorhandene ihre Betriebe erweitern.

Frage 6

Immer noch fehlen Plätze bei der Kinderbetreuung. Wie lange noch?

Hanno Krause:

Alle Rechtsansprüche auf Krippenplätze in 2013 erfüllen, Rechtsansprüche im Kindergarten unverzüglich. Hortbetreuung in Zusammenarbeit mit freien Trägern und Schulen in ausreichendem Maße kurzfristig zur Verfügung stellen. Tagespflege als festen Partner der Kinderbetreuung intensiv unterstützen. Die Unternehmen sollen Partner werden.

Elke Adomeit:

Bereits heute weist die Stadt kreisweit die höchsten Versorgungsquoten aus. Im Elementarbereich werden 92 Prozent der Kinder versorgt. Kaltenkirchen plant, bis zum gesetzlichen Betreuungsanspruch (August 2013) das Platzangebot in Krippen und Tagespflege für ca. 50 Prozent der Kinder unter drei Jahre auszubauen. Die Tagespflege muss gestärkt werden.

Gerhard Blasberg:

Die junge Mutter ist keine Rabenmutter mehr, wenn sie ihr Kind sehr früh in die Krippe gibt, sondern wird als gut ausgebildete Fachkraft dringend gebraucht und verliert den Anschluss, wenn sie mehrere Jahre aus dem Berufsleben ausscheidet. Eine Zielgröße von 35 Prozent wird auf Dauer eher zu niedrig sein, für mehr Kinder unter drei werden wir Plätze benötigen.

Anna Kuljurgis-Daumann:

Zu den Aufgaben einer Bürgermeisterin gehört es, Beschlüsse der Stadtvertretung und der Ausschüsse auszuführen. Werden Beschlüsse gefasst, kann auch an der Umsetzung gearbeitet werden.

Stefan Sünwoldt:

Die Stadt zahlt jährlich fast drei Millionen Euro für Kinderbetreuung und hält damit im Kreis den Spitzenplatz mit gut 30 Prozent Betreuungsquote. Dieses Jahr wurden zwei weitere Gruppen eingerichtet. Auch 2012 ist eine Erweiterung der Krippengruppen vorgesehen. Handlungsbedarf besteht bei der Weiterentwicklung der Grundschulen und der Hortbetreuung.

Frage 7

Hat der Streit zwischen dem abgewählten Bürgermeister Stefan Sünwoldt und der Politik dem Image Kaltenkirchens geschadet?

Hanno Krause:

Ja, denn so ein offen ausgetragener, teilweise persönlich wirkender Streit hinterlässt Spuren, so auch in Kaltenkirchen. Ich habe in den vielen Gesprächen feststellen müssen, dass die Außenwirkung der Stadt gelitten hat. Sie muss und kann durch sachbezogene gemeinsame Arbeit von Politik und Verwaltung mit einem Neustart wieder hergestellt werden.

Elke Adomeit:

Ja, der Streit hat dem Image sehr geschadet. Beiden Seiten war dies bewusst, deshalb wurden auch immer wieder Gespräche - leider erfolglos - geführt, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Das Ergebnis ist bekannt. Dieser Zustand darf sich nicht wiederholen.

Gerhard Blasberg:

Verlässlichkeit und Vertrauen in Politik und Bürgermeister sind sehr wichtig für einen Standort, dies ist für die Bürger, wie ich aus meinen Gesprächen weiß, zurzeit angeknackst. Dies ist reparabel, denn die Erfolgsbilanz der letzten Jahre spricht durchaus eine positive Sprache.

Anna Kuljurgis-Daumann:

In erster Linie haben die Fraktionen sich selber geschadet. Die Bürger können nicht mehr nachvollziehen, warum nicht für die Stadt gearbeitet wird, sondern Eitelkeiten gepflegt werden. Das trägt immer mehr zur Politikverdrossenheit und zum Desinteresse bei.

Stefan Sünwoldt:

Eindeutig ja. Das haben ja leistungsstarke Kaltenkirchener Unternehmer in einem Leserbrief zur Amtsenthebung sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Ich selbst habe mich während des Abwahlverfahrens und auch hinterher in diesen Streitfragen persönlich sehr zurückgehalten. Für mich steht immer das Wohl und das Ansehen unserer Stadt im Vordergrund.

Frage 8

Welche Vorsätze haben Sie für den Umgang mit den Politikern der Stadt gefasst?

Hanno Krause:

Eine sachliche, zuverlässige, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Fraktionen, die nachvollziehbare und zügige Abarbeitung der Beschlüsse, ein aktuelles Berichtswesen über den Stand der Arbeiten, monatliche Besprechungen mit den Fraktionsvorsitzenden, die mögliche Teilnahme an Fraktionssitzungen und eine sachliche Streitkultur sind mir wichtig.

Elke Adomeit:

Meine langjährige erfolgreiche berufliche Tätigkeit und meine Menschenkenntnis haben mich gelehrt, dass ein offener - auch kritischer -, aber fairer Umgang mit den Gesprächspartnern zu einem tragfähigen Vertrauensverhältnis führt und damit zu verlässlichen Ergebnissen! Das gilt auch für das Verhältnis zwischen mir als Bürgermeisterin und unseren Politikern.

Gerhard Blasberg:

Viele, viele Einzelgespräche um Vertrauen zueinander zu gewinnen. Dann kann ich in die Rolle, die ich in Glückstadt habe, als Vermittler und Kümmerer, Zug um Zug einnehmen. Dies ist kein Hexenwerk, sondern ein zäher, aber lohnender Prozess.

Anna Kuljurgis-Daumann:

Ehrlich und offen für die Bürger. Transparent und nachvollziehbar in den Beschlüssen des Stadtrats.

Stefan Sünwoldt:

Oberstes Gebot für alle Seiten ist die Beachtung des Wählerauftrages, für die Bürger unsere Stadt gemeinsam weiter voranzubringen. Ich habe mir vorgenommen, den Stadtvertretern die Zusammenarbeit offensiv anzubieten. Nach einem erneuten Bürgervotum für mich als Bürgermeister wird sich kein Stadtvertreter einer künftigen Zusammenarbeit verweigern.