Prozess gegen Hans-Jürgen S. aus Henstedt-Ulzburg beginnt zum Jahreswechsel

Henstedt-Ulzburg/Kiel. Der fünffache Frauenmörder Hans-Jürgen S. aus Henstedt-Ulzburg bleibt hinter Gitter. Das Oberlandesgericht hat den Haftbefehl gegen den Handwerker bestätigt, der im April festgenommen worden war. Die Überprüfung des Haftbefehls erfolgt routinemäßig sechs Monate nach der Verhaftung, wenn noch kein Termin für den Beginn der Gerichtsverfahren festgelegt ist. Das Oberlandesgericht verlängerte erwartungsgemäß die Untersuchungshaft, da der 64-Jährige mit einer erheblichen Strafe rechnen muss und die Ermittlungen der Mordkommission aufwendig sind. Sein Anwalt hatte mangels Erfolgsaussichten darauf verzichtet, einen Antrag auf Haftprüfung zu stellen.

Wann der Prozess gegen S. beginnt, ist noch offen. Ein Sprecher des Landgerichts geht von einem Beginn des Verfahrens Ende Dezember oder Anfang Januar aus. Er begründete den langen Zeitraum mit der hohen Arbeitsbelastung des Gerichts. Hans-Jürgen S. wird sich vor einer Schwurgerichtskammer verantworten müssen, die mit drei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzt ist. Die Staatsanwaltschaft hatte vor wenigen Wochen Anklage erhoben.

Der Henstedt-Ulzburger war im April verhaftet worden, nachdem eine neue, verfeinerte Untersuchungsmethode von DNA-Spuren ihn als Mörder der 18 Jahre alten Gabriele S. überführt hatte. Die Schwesternschülerin war im Februar 1984 vergewaltigt und erdrosselt worden. Der Handwerker, der zuletzt in der Nachbarschaft seines Opfers ein Reihenhaus bewohnte, gestand die Tat. Tage später bat er um ein weiteres Gespräch mit den Ermittlern. Dabei gab er weitere Sexualmorde zu, die zum Teil mehr als 40 Jahre zurückliegen: 1969 vergewaltigte und tötete der damals ledige Mann die Norderstedterinnen Jutta M., 22, und Renate B., 16. Im Jahr 1970 fiel ihm die Hamburgerin Angela B., 22, in Langenhorn zum Opfer. 1972 schließlich brachte der Handwerker Ilse G., 15, aus Norderstedt um.

Die Kieler Mordkommission prüft, ob Hans-Jürgen S. weitere Frauen auf dem Gewissen hat. Dabei beschäftigen sich die Ermittler mit ungeklärten Morden aus dem gesamten Bundesgebiet. S. hatte stets vehement bestritten, weitere Taten begangen zu haben.