Da stehen sie nun. Drei Meter sechzig hoch und einen Meter sechzig breit. Rot lackierter Stahl. Sie sind nicht zu übersehen. Die Künstlerin Bernadette Hörder aus Karlsruhe hat beeindruckende Wegmarken geschaffen, die neben der Christuskirche und der Paul-Gerhardt Kirche stehen.

Menschen, die vorbeigehen, reagieren teils neugierig interessiert, teils fragend, teils ärgerlich. Die Kirchen sähen moderner aus, seit die Skulpturen da stehen, meint ein Konfirmand. Das solle Kunst sein? Es sähe so wenig gefällig aus, reagiert eine skeptisch. Und wieder jemand anders fragte, wo denn das Kreuz sei, und ärgert sich, dass die Kirche Geld für so etwas ausgäbe. Was das denn solle?

So klar die einzelnen Formen zu erkennen sind, so fremd wirken die Stelen. Durch die Aussparungen in den Stahlplatten in Form eines Weges und eines Hauses scheint die Umgebung hindurch. Man sieht beim Vorbeigehen Häuser, Bäume und Himmel in den Kunstobjekten. Das Gewohnte erscheint in ungewohnter Perspektive. Das lädt ein zu Verweilen und Betrachten. Die Umwelt gerät intensiver in den Blick.

"Auf dem Weg sein" steht als Inschrift auf der Stele vor der Paul-Gerhardt Kirche. Was ist überhaupt mein Weg? Wo führt er hin? Ist es der Weg, den ich als richtigen für mich erkannt habe? Im Vorbeigehen scheinen fundamentale Fragen des Glaubens auf. Die Skulpturen sind Wegmarken, Signale, die mich herausfordern. "Weg durch die Zeit" steht auf der Stele bei der Christuskirche direkt am Eingang zum Friedhof. Sie erinnert daran, dass unsere Lebenswege eine begrenzte Länge haben und jedem von uns eine bestimmte Zeit zur Verfügung steht. Was will ich mit dieser Zeit anfangen? Welche Wege will ich gehen und welche nicht?

Das Leben fordert Entscheidungen von mir. Das ist manchmal schwer. Die Kunstwerke laden mich aber zu einer Betrachtung ein, die es mir leichter machen soll. Himmel, Bäume, Häuser sind zu sehen. Ich bin eingeladen im Vertrauen auf Gott meinen Weg zu finden in dieser Welt.

Hans-Christoph Plümer ist Pastor der Emmaus-Kirchengemeinde