Während die Gartenschau sich auflöst, nimmt der neue Stadtpark Konturen an. Die Hauptattraktion wird eine Wasserski-Anlage sein.

Norderstedt. Während die Verantwortlichen der Stadt Norderstedt am Mittwoch im Pavillon am Strandbad über das berichten, was nach der Landesgartenschau am Stadtparksee geschieht, werden in den Premium-Gärten auf der Seepromenade Blumen ausgerissen und in Containern entsorgt, werden im Feldpark Themengärten zerlegt, Rhododendren entwurzelt, werden am Eingang die wellenförmigen Beete von einem Bagger zertrümmert und im Kulturwerk die elegante Bar im Foyer in seine Einzelteile zerlegt.

Inmitten dieser brachialen Atmosphäre hat Gertje Witte aus Stade ein Schnäppchen geschlagen. Bei den Kleingärtnern im Feldpark hat sie die historische Laube, die das Schrebern um 1950 darstellte, für 250 Euro abgestaubt. "Ich sah die Laube und hatte Kindheitserinnerungen. Ich wohnte nach dem Krieg kurz in so einer Hütte bei meiner Tante", sagt Witte. Jetzt soll sie in ihrem Garten einen neuen Platz bekommen. Gertje Witte: "Als Raucherhütte für meinen Mann."

Selbst das, was niet- und nagelfest auf dem Gelände ist, hat Kaufinteressenten in diesen Tagen. Kaum einer der Betreiber der einzelnen Gärten hat nicht eine ellenlange Liste an potenziellen Interessenten für Pflanzen, Hochbeete, Häuschen und Gerät. Die Hobbygärtner lieben den Gartenschau-Ausverkauf. Am Sonnabend geht er weiter. Dann verkauft der Förderverein des Stadtparks von 12 bis 15 Uhr auf dem Parkplatz der Geschäftsstelle der Landesgartenschau die Pflanzen der letzten Ausstellung des Blütenwerks.

Kai Jörg Evers will das meiste behalten, was seiner Stadtpark GmbH gehört. Gemeinsam mit vielen Partnern plant er die Zukunft der neu gewonnenen Freizeitfläche, die der Stadt bislang ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. Jede Sitzbank, viele Pflanzen und alle Sonnenliegen werden noch gebraucht.

Das Programm des Stadtparks ist so prall wie das der Gartenschau

Was von der Gartenschau nach dem Ausverkauf bleibt, ist schon klar. Der Bauernhof, der Interkulturelle Garten, der Bustan und die "KunstWerkstattNatur", alle Spielplätze, der Wissenspfad, selbstredend das Wegenetz. Von den Pflanzen möchte Evers die Staudenbänder in See- und Feldpark, die Blütenlichtungen im Waldpark und die Gräserstreifen der "Windgeflüster" erhalten. Mit dem Sponsoren-Geld der Stiftung der Sparkasse Südholstein wird die "Klasse! Im Grünen" fortgeführt, das überaus erfolgreiche Umwelt-Bildungsprogramm.

+++Dossier: Landesgartenschau Norderstedt+++

Die Hauptattraktion im Stadtpark wird die Wasserski-Anlage sein. Christian und Anne Rumpel werden sie betreiben. "Unsere Familie ist seit 27 Jahren mit der Wasserski- und Wakeboardanlage Süsel erfolgreich im Geschäft", sagt Christian Rumpel. In Norderstedt investiert er 1,5 Millionen Euro in den Bau eines festen Gebäudes auf der Seepromenade. Integriert in das Gebäude ist die 80-Sitzplätze-Gastronomie von Polster Catering. Der wird auch den 100 bis 200 Plätze fassenden Biergarten im Freien betreiben. "Wir werden ein Angebot für alle Generationen bieten und stehen für private Feiern zur Verfügung", sagt Daniel Vogel von Polster.

Im Strandbad wird es Kino-Nächte und Beach-Club-Feeling geben

Im Stadtparksee werden für die Wasserski-Anlage fünf Masten aufgestellt. Ab Mai 2012 können die Wasserskifahrer und Wakeboarder immer zwischen 12 Uhr und bis die Sonne untergeht über den See flitzen. Vor 12 Uhr will Rumpel preisreduzierte Gruppen-Angebote für Schulklassen anbieten. Für 29,50 Euro ist ein Erwachsener (inklusive Leih-Neopren-Anzug) dabei, Jugendliche zahlen 25,50 Euro. In der Gruppe (ab 17 Leute) liegen die Preise bei 17 und 13,50 Euro). "Wir betonen, dass wir hier kein Halli-Galli machen werden. Und von der Anlage wird kaum etwas zu hören sein", sagt Rumpel.

Sehr viel mehr wird vom Arriba-Strandbad zu hören sein. Denn Arriba-Geschäftsführer Ruud Swaen plant für die Saison zwischen Mai und September etliche Highlights. Kino-Nächte, mit einer Leinwand, die auf dem See steht. Regelmäßige Beach-Club-Abende mit Chill-Out-Musik und Cocktails. Konzerte, ebenfalls auf einer schwimmenden Bühne. Und mit dem Hamburger Veranstalter Upsolut ist Swaen einig, dass die Vorbereitungsschwimmen für den Hamburg Triathlon in Norderstedt laufen sollen.

Über so viele Angebote rund um sein Kulturwerk freut sich Rajas Thiele. Der "TriBühne"-Chef wird dem neuen Kulturtempel der Stadt Leben einhauchen. "Hier können wir Tagungen und Incentives anbieten, die wir bisher ablehnen mussten", sagt Thiele. Kern des Programms wird aber die Kultur sein. Konzerte, Lesungen und Theaterstücke, die für die "TriBühne" zu klein waren, finden hier ihren Ort. "Wir wollen hier nicht nur Mainstream, eher Spezielles, auch für ein jüngeres Publikum", sagt Thiele. Zwischen dem 17. und dem 23. März plant Thiele die Eröffnungswoche. Auch das Open-Air auf der Stadtparkbühne soll es wieder geben. Aber da sondiert Kai Jörg Evers auch noch andere Veranstalter neben der "TriBühne", die Interesse bekundet haben. Einen Parksommer mit "ParkFunkeln", Kleinkunst und Märkten soll es jedes Jahr geben. Dazu wurde die Veranstaltungsplanerin Eva Reiners aus dem Gartenschau-Team übernommen. Sie wird dafür sorgen, dass es in den Sommermonaten jeden Monat mindestens ein Highlight im Park gibt.