Ein Gutachten empfiehlt einen einheitlichen Takt für alle Buslinien. So werde das Busnetz attraktiver und Neukunden würden gewonnen.

Norderstedt. Der Busverkehr soll verbessert und attraktiver gestaltet werden. Im Gutachten, das die SVG Südholstein Verkehrsservicegesellschaft für die Stadt Norderstedt erarbeitet hat, taucht ein ganzes Bündel an Maßnahmen auf. Dazu zählen unter anderem ein einheitlicher Takt für alle Buslinien im Stadtgebiet, veränderte Linienführungen, neue Linien, der Ausbau des ZOB Glashütte, verlängerte Nachtfahrzeiten, um "Nachtschwärmer" an den U-Bahnstationen einzusammeln, und Anrufsammeltaxis.

Anteil des Bus- und Bahnverkehrs soll von zehn auf elf Prozent steigen

Ziel ist, den Anteil des Bus- und Bahnverkehrs bei der Wahl der Verkehrsmittel von zehn auf elf Prozent zu erhöhen und im Gegenzug die Fahrten im Auto von 51 auf 50 Prozent zu reduzieren. Bei U-Bahn und AKN seien die Möglichkeiten weitgehend ausgereizt. In den vergangenen Jahren wurde gerade auf der U 1 der Service deutlich verbessert. So fahren die Züge an den Wochenenden aus der Hamburger City bis Norderstedt-Mitte durch. Seit 2000 zählt auch der Norderstedter Norden zum Großbereich Hamburg, die Zahlgrenzen wurden so verschoben, dass das nächstgelegene Zentrum (Herold-Center oder Norderstedt-Mitte) mit der Nahbereichskarte zu erreichen sind. Seit 2007 gilt auch in Norderstedt das Kurzstreckenticket. "Es besteht ein leistungsfähiges und sehr gut auf die Bedürfnisse der Fahrgäste abgestimmtes Angebot an Schienenverkehr", heißt es im Gutachten.

Potenzial bietet laut Gutachten der Busverkehr, wobei die Gutachter deutlich machen: Alle Optimierungen setzen auf einem ohnehin schon hohen Standard an. Der sogenannte Erschließungsgrad liege auf Basis des HVV-Fahrplans bei 93,8 Prozent. Knapp 94 Prozent der Norderstedter wohnen innerhalb eines Radius von 600 Metern um die Bahnstationen, oder sie müssen maximal 400 Meter bis zur nächsten Bushaltestelle zurücklegen.

Dennoch gibt es Stadtbereiche, die schlecht erschlossen sind. Dazu zählt die "Strandkorbsiedlung". In Harksheide Nord leben rund um Feldweg, Tannenallee und Am Hange etwa 1700 Menschen ohne angemessenen Zugang zu Bahn und Bussen - die größte Lücke im Norderstedter Busnetz. Die kleinen Straßen seien nicht bustauglich. Da südlich des Mühlenwegs mittelfristig neue Wohnungen und Häuser gebaut und mit dem Bus über den Mühlenweg erschlossen werden sollen, könnten auch die Bewohner der Strandkorbsiedlung hier ein- und aussteigen. Dafür müsste die Sperrung des Mühlenwegs für den Durchgangverkehr im Osten allerdings aufgehoben werden.

Auch zwei weitere Sperren würden die Gutachter gern beseitigen: Hätten die Busse auf der Quickborner Straße freie Fahrt, könnten sie die Anwohner im westlichen Bereich der Straße und die wachsende Bevölkerung im Neubaugebiet Frederikspark zur AKN-Station Quickborner Straße bringen. Zwei Pfosten verhindern, dass Busse von der Oadby-and-Wigston-Straße in den Friedrichsgaber Weg einbiegen können. So müssen knapp 900 Anwohner an der Oadby-and-Wigston-Straße einsteigen. Der Weg dorthin ist weiter, als wenn der Bus am Friedrichsgaber Weg halten würde. Positiver Nebeneffekt: So könnten auch gleich Feuerwehr- und Stadtmuseum mit bedient werden.

Außerhalb der Erschließungsbereiche leben auch 550 Garstedter, die überwiegend im alten Dorf wohnen, und rund 640 Anwohner im westlichen Bereich des Glashütter Damms. Für die Garstedter gilt, was für die "Strandkorbsiedlung" zutrifft: Die kleinen Straßen taugen nicht für den Busverkehr. Reguläre, zwölf Meter lange Busse, haben auch Schwierigkeiten auf dem Glashütter Damm. Eine Alternative könnten kleinere Fahrzeuge sein.

Würde die Stadt das gesamte Optimierungspaket verwirklichen, müsste sie langfristig im schlechtesten Fall knapp 1,8 Millionen Euro ausgeben. "Wir konzentrieren uns momentan auf einen einheitlichen Takt und eventuell noch veränderte Linienführungen", sagt Mario Kröska, im Norderstedter Rathaus auch zuständig für den ÖPNV.

In anderen Städten hat sich ein einheitlicher Abfahrtsrhythmus bewährt

"Das zeitlich stark differenzierte Bus-Angebot bietet zwar dem damit vertrauten Fahrgast viele Möglichkeiten, für Gelegenheitsnutzer und damit potenzielle Neukunden sollte es aber vereinheitlicht und damit attraktiver gestaltet werden", empfehlen die Gutachter. "Andere Städte haben schon einen stadtweiten 20-Minuten-Takt bei den Bussen. Und als Besucher habe ich das als sehr angenehm empfunden, weil man immer weiß, dass man nicht allzu lange auf den nächsten Bus warten muss", sagt Kröska. Das Gutachten schlägt einen durchgängigen 20-Minuten-Rhythmus werktags zwischen 5 und 20.30 Uhr sowie sonnabends zwischen 7 und 20.30 Uhr vor. Anschließend sollen die Busse alle 40 Minuten fahren. Dieser Takt soll auch für den Sonntagsverkehr ab 9 Uhr gelten.

Um dieses Ziel zu erreichen, aber auch, um den Busverkehr insgesamt auch mit Blick auf die geplanten Wohnbau- und Gewerbeflächen zu verbessern, müssten Linien verändert, bzw. neue eingerichtet werden. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr hat zunächst rund 290.000 Euro bewilligt. "Mal sehen, was wir dafür hinbekommen", sagt Kröska.