Am Sonntag wird die Auszeichnung an die Schüler und an John-Robin Bold in der Kulturkate übergeben

Henstedt-Ulzburg. Zeliha ist ein zartes Mädchen. Mit ihren zwölf Jahren könnte sie gut eine Geige, Klavier oder Gitarre spielen. Aber sie hat sich anders entschieden: Die Schülerin der Klasse 6a des Alstergymnasiums spielt ein Instrument, das sie nur schwer schultern kann. Trotzdem entlockt sie dem Instrument Töne, bei denen die Zuhörer ins Staunen geraten.

Zeliha spielt das Euphonium, jenes Instrument, das auch als Violoncello der Blasmusik bezeichnet wird - eine Oktave höher als die Tuba, eine Oktave tiefer als die Trompete. Nicht gerade ein gängiges Instrument für ein kleines Mädchen. Aber Zeliha ist begeistert und spielt es mit einer geradezu überirdischen Leichtigkeit. Ein Naturtalent. Sie hat musikalische Erlebnisse der besonderen Art. Und das sogar mit all ihren Klassenkameraden. Ausnahmslos. Denn alle Schüler der 6a spielen ein Blasinstrument und bilden unter der Leitung ihrer Klassen- und Musiklehrerin Martin Ufken-Laurich eine recht grandiose Bigband.

Die 6a gehört zum Bläserklassenprojekt des Altergymnasiums. Zusammen mit dem Gitarristen John-Robin Bold, der ebenfalls das Alstergymnasium besucht, erhält die Bläserklasse den diesjährigen Jugendkulturpreis der Gemeinde Henstedt-Ulzburg.

Vielleicht hätte Zeliha lieber das Saxofon gespielt oder die Trompete. Diese Instrumente lassen sich leichter in Bands oder Orchester integrieren. Aber nun ist es das Euphonium - und das ist auch gut so. Finden Zeliha und ihre Lehrerin, die beide der Ansicht sind, dass sich das Instrument ganz prima in dem Blasorchester macht. Schon seit dem Schuljahr 2006/07 gibt es das Bläserklassenprojekt am Alstergymnasium. Zunächst wurde es als Arbeitsgemeinschaft geführt, seit dem vergangenen Schuljahr als Bläserklasse im festen Klassenverband: Jeder Schüler dieser Klasse spielt ein Blasinstrument. Die jetzige 6a war die erste Klasse, die im vergangenen Jahr damit begonnen hat.

In einer Musikstunde pro Woche erhalten die Kinder in Kleingruppen Instrumentalunterricht von Lehrkräften der Kreismusikschule Segeberg. In der zweiten Musikstunde findet die Orchesterprobe statt. Die dritte Stunde pro Woche gehört dem traditionellen Musikunterricht mit den üblichen Lerninhalten. Vor dem Eintritt in das Gymnasium können sich Kinder und Eltern während einer speziellen Veranstaltung informieren, zusätzlich haben die Kinder die Chance, alle Musikinstrumente auszuprobieren. Wer will, kann sich dann für die Bläserklasse entscheiden. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass etwa ein Drittel dieser Schüler vorher keine Notenkenntnisse hatte und auch kein Instrument spielen konnte. Vor Beginn dieses Schuljahres hatten sich 35 Kinder für die Bläserklasse gemeldet, 29 wurden genommen. Die anderen sechs besuchen jetzt eine "normale" Klasse.

Etwa 700 Schulen in Deutschland arbeiten nach diesem Konzept: Überall wird von den positiven Auswirkungen auf die Lern- und Persönlichkeitsentwicklung berichtet. Das kann Martina Ufken-Laurich, die in der 6a als Klassenlehrerin neben Musik auch Deutsch unterrichtet, bestätigen: "Die Musik wirkt sich positiv auf das Sozialverhalten aus, die Klasse ist eine gute Gemeinschaft, weil sich die Schüler gegenseitig nichts beweisen müssen. Wer nicht übt, wird von den anderen gemaßregelt. Die Schüler spornen sich gegenseitig an." Das Lob ist nicht einseitig: Auch die anderen Kollegen, die in den Bläserklassen unterrichten, empfinden das "nette Lernklima" als sehr positiv. Die Lehrerin betreut das Projekt von Anfang an und wird dabei von ihren Kollegen Jan Kahle und Guido Laurich, ihr Ehemann, unterstützt.

Die Instrumente werden den Schülern für zwei Jahre zur Verfügung gestellt. Dafür müssen ihre Eltern 30 Euro im Monat zahlen, wobei der Musikschulunterricht schon inbegriffen ist. Finanziert wurden die Instrumente durch einen 12 000-Euro-Zuschuss der Gemeinde und Spendengeld.

Und so geht es nach dem fünften und sechsten Schuljahr weiter: Wer will, kann in einer Arbeitsgemeinschaft weiter machen. Derzeit wurden aus den siebten bis elften Klassen drei Orchester gebildet, die zweimal im Jahr Schulkonzerte geben.

Insgesamt gibt es derzeit etwa 120 Schüler des Gymnasiums, die im Bläserbereich aktiv sind. Im Repertoire sind überwiegend Stücke aus dem Rock-, Pop-, Jazzbereich, aber auch einige klassische Werke haben Eingang gefunden. Die Schüler der 6a proben zurzeit gerade die schon recht betagten Lieder "Ymca" und "Champs Elysee". Nicht gerade das, was sich elf und zwölf Jahre alte Schüler unbedingt gerne anhören. Aber Martina Ufken-Laurich hat sie ausgesucht, weil sie rhythmisch sehr eingängig sind.

Der Jugendkulturpreis der Gemeinde wird am Sonntag an die Bläserklasse und an John-Robin Bold übergeben. Der Festakt beginnt um17 Uhr in der Kulturkate der Heinz-und-Gertraud-Manke-Stiftung an der Beckersbergstraße. Die Preisträger sorgen natürlich selbst für die Musik.