Junge Frau aus Bad Segeberg muss sich wegen Anstiftung zum Raub vor Gericht verantworten

Bad Segeberg. War es Jennifer V., 21, aus Bad Segeberg, die die Idee hatte, im November 2009 den Sky-Markt der Kurstadt, in dem sie damals eine Ausbildung absolvierte, zu überfallen - wie die Staatsanwaltschaft ermittelte? Oder lieferte die junge Frau den drei Tätern nur Informationen über den Supermarkt, den die drei bewaffneten Kosovoalbaner überfielen? Diese Frage konnte das Jugendschöffengericht in Bad Segeberg am ersten Prozesstag gegen die wegen Anstiftung zum Raub angeklagte Jennifer V. nicht klären - mit der Folge, dass das Verfahren ausgesetzt wurde, um in einem späteren Prozesstermin weitere Zeugen, darunter zwei der in Haft sitzenden an dem Raub beteiligten Täter, zu hören.

Laut Anklage bot Jennifer V. einem Bekannten an, ihn zu heiraten, verlangte dafür aber 10 000 Euro. Um das Geld zu beschaffen, soll die Angeklagte dem Albaner vorgeschlagen haben, den Supermarkt, in dem sie sich bestens auskannte, zu überfallen. Die Angeklagte gab vor Gericht an, zwar von dem geplanten Überfall auf den Supermarkt gewusst zu haben, nicht aber selbst die Drahtzieherin gewesen zu sein. Aus Mitleid habe sie dem Albaner T., der schon 2008 wegen eines Überfalls auf eine Tankstelle zwei Jahre im Gefängnis saß, zu Geld verhelfen wollen. T., mit dem sie nach ihren Angaben befreundet war, war damals abgeschoben worden und plötzlich im Jahre 2009 wieder aufgetaucht. Die Angeklagte, inzwischen Mutter eines einjährigen Kindes, gibt zu, T. im Jahr 2008 vorgeschlagen zu haben, ihn zu heiraten, dann aber, nachdem sie dessen Familie kennengelernt habe, sei sie von diesen Plänen wieder abgerückt.

Die junge Frau verriet dem Albaner den Code für den Tresor des Sky-Marktes. Am 13. November 2009 überfielen die drei Albaner dann maskiert den Supermarkt und erbeuteten 26 848 Euro. Den größten Teil, nämlich 24 800 Euro, verlor der Zeuge T. mitsamt seinem Rucksack bei der Flucht auf dem Segeberger Friedhof.

Die Anklage wegen Anstiftung zu dem Raubüberfall beruht mit auf beschlagnahmten Aufzeichnungen von Chats im Internet, wo die Heirat gegen Bezahlung zwischen der Angeklagten und dem Albaner T. verabredet worden sein soll.

Der wichtigste Zeuge in dieser Sache ist der Albaner T., der als Kronzeuge gegen seine zwei Komplizen aussagte und dafür hinsichtlich des Segeberger Überfalls straffrei ausging. Aber nicht nur bezüglich dieses Überfalls machte T. detaillierte Angaben: Der Albaner packte in großem Stil aus und trug nach Aussage der Polizei maßgeblich zur Aufklärung einer ganzen Überfallserie bei.

Der Preis für T. war hoch: Da er sogar Mitglieder seiner eigenen Familie belastete, erhielt er massive Drohungen und wurde in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Mit anderem Namen lebt T. jetzt an einem geheimen Ort, soll aber dennoch in diesem Verfahren vernommen werden. Wann der Prozess fortgesetzt wird, ist noch nicht bekannt.