Abschied von Erol Sander und Co. in Bad Segeberg. Superergebnis trotz des Regens

Bad Segeberg. Auf diesen Moment musste Rosalie Ebersbach über zwei Monate warten: Der Ölprinz, dieser alte Schuft, beließ es nicht bei verbalen Schmeicheleien. Er wurde handgreiflich: Blitzschnell fasste Marek Erhardt zu und küsste seine Bühnenpartnerin Lisa Fitz auf den Mund. Das kam so überraschend, dass die ansonsten recht schlagfertige Schauspielerin für einen Moment sprachlos war. Mit Gags dieser Art war die letzte Aufführung der Karl-May-Saison 2011 gespickt. Die Stimmung war fröhlich, und dazu hatten alle Beteiligten auch Grund: Zum dritten Mal hintereinander wurde die "Schallgrenze" von 300 000 Besuchern geknackt: Trotz des verregneten Sommers kamen 303 386 Besucher in das Segeberger Freilichttheater am Kalkberg. Die Karl-May-Spiele haben sich also auch in diesem Jahr wieder als hochprofitabel erwiesen.

Bei Marek Erhardt muss der Schalk irgendwie in der Familie liegen. Der Heinz-Erhardt-Enkel sorgte während der Dernière für mehrere Heiterkeitsausbrüche unter seinen Kollegen und den Zuschauern. Zum Beispiel, als er dem kriegerischen Häuptling Mokaschi (Nicolas König) eine neue Satteldecke überreichte - eine HSV-Flagge. Mokaschi revanchierte sich dafür mit diesem Satz: "Kein anderer Bundesliga-Aufsichtsrat dürfte sich in das Lager der Roten begeben."

Zufrieden waren sie am Ende alle: Publikum, Schauspieler und die Kalkberg GmbH als Veranstalter. Der Sommer war verregnet, aber die Zuschauer kamen trotzdem. Zwar rund 4400 weniger als im letzten Jahr, aber immer noch genug, um einen satten Gewinn einzufahren. Die 300 000. Besucherin erhielt während der letzten Vorstellung einen Cent pro Zuschauer - also 3000 Euro. Eine Vorstellung musste wegen eines drohenden Gewitters zur Pause abgebrochen werden, ansonsten wurden Darsteller und Publikum regelmäßig nass. Vom Regen ließen sich die Darsteller nicht unterkriegen: "Solange Winnetou, Old Shatterhand und das Publikum Seite an Seite kämpfen, wird das schlechte Wetter nie siegen", erklärte Winnetou während der letzten Vorstellung kategorisch.

Aber alles ist jetzt Vergangenheit, der Blick geht in die Zukunft: Im nächsten Jahr, wenn die Karl-May-Spiele 60 Jahre alt werden, gibt es das selten gespielte Stück Winnetou II, das die beiden Blutsbrüder über New Orleans bis nach Mexiko führen wird. Gespielt wird vom 23. Juni bis 2. September. Dann spielt Erol Sander zum sechsten Mal den Apachenhäuptling Winnetou, wer die anderen Gaststars sind, wird erst im kommenden Frühjahr verraten.