Norderstedter Verein “Strassentiger Nord“ kümmert sich um ärztliche Behandlung und Kastration der Tiere

Norderstedt. Im Musical ("Cats") und im Film ("Aristocats") führen Straßenkatzen ein herrlich wild-romantisches Leben. Die tierische Wirklichkeit jedoch ist Katzenjammer. Tausende ausgesetzte beziehungsweise verwilderte Tiere leben in allergrößtem Elend, leiden Hunger, schleppen sich mit Krankheiten und Verletzungen herum, werden gejagt oder im Straßenverkehr getötet. Kommt der Winter, bedeutet das für viele jüngere Miezen den Tod. Nach Schätzungen des Deutschen Tierschutzbundes sind es mehr als drei Millionen Katzen, die zwischen Flensburg und Garmisch auf der Straße leben - Tendenz steigend. In der Stadt Norderstedt und in den anliegenden Kommunen sollen es zwischen 500 und 1000 frei lebende Katzen sein, schätzen Tanja Beu aus Hasenmoor und Claudia Keck aus Alveslohe, Katzen auf Bauern- und Reiterhöfen nicht mitgezählt.

Die beiden Tierfreundinnen haben sich mit einigen Mitstreitern zusammengeschlossen und Ende 2010 in Norderstedt den Verein "Strassentiger Nord" gegründet. Hauptziel der bis dato annähernd 30 Vereinsmitglieder ist es, das Katzenelend in der näheren Umgebung zu lindern. "Es fängt damit an, dass wir möchten, dass die Menschen mit offenen Augen durchs Leben gehen und sie nicht vor Missständen verschließen", sagt die Vereinsvorsitzende Tanja Beu.

In den vergangenen Monaten haben die Mitglieder von "Strassentiger", die sich allesamt in ihrer Freizeit ehrenamtlich für den Katzenschutz engagieren, bereits mehr als 60 Katzen aufgepäppelt und gegebenenfalls zum Tierarzt gebracht - auf eigene Kosten. Danach werden die Katzen möglichst in ein neues Zuhause vermittelt. Vor allem organisiert "Strassentiger", dass frei lebende Katzen kastriert werden, damit sich die herrenlosen Tiere nicht unkontrolliert vermehren. Bislang wurden schon mehr als 120 Tiere kastriert. Passiert dies nicht, kann ein einziges Katzenpaar (theoretisch) innerhalb von nur zwei Jahren mehr als 40 Nachkommen haben.

Die Organisatorinnen des neuen Vereins sehen sich nicht als Konkurrenz zu bestehenden Tierschutzvereinen wie dem in Henstedt-Ulzburg ansässigen Klub Westerwohld. "Die bekannten Tierschutzvereine kümmern sich hauptsächlich um Fundtiere aus der Region. Frei lebende Katzen fallen bislang bei der Tierschutzarbeit durchs Raster, es herrscht Zeit- und Geldmangel, sich auch um sie zu kümmern", so Claudia Keck. Zusätzlich zu den Katzen, die in innerstädtischen Grünanlagen hausen, kümmern sich die "Strassentiger"-Mitglieder auch um Katzengruppen rund um Bauern- und Reiterhöfe. So wurde die taube Katzendame Jelo vor kurzem zusammen mit einigen anderen Tieren von einem Hof in Alveslohe geholt, wo mehr als 20 Katzen unter mitleidenswerten Umständen gelebt hatten.

Nachdem sie tierärztlich versorgt und kastriert sind, werden die Tiere, die zahm genug sind, an neue Besitzer vermittelt. Und zwar gegen eine Schutzgebühr. Aber einige Katzen, die schon seit langem auf der Straße leben, sind einfach schon zu wild und scheu, um sie wieder zu Hauskatzen zu machen, wie Claudia Keck erklärt: "Die ganz Wilden lassen wir wieder frei, alles andere wäre für sie eine Qual."

Gerufen werden die Tierschützer von "Strassentiger" häufig von Anwohnern, denen auffällt, dass in ihrer Umgebung einzelne Katzen oder größere Gruppen leben, die augenscheinlich niemandem gehören. In den allermeisten Fällen tauchen diese Katzen dort auf, wo "Katzenfreunde" sie mit Futter versorgen. Damit aber ist es nicht getan, wie Claudia Keck betont: "Wer die Katzen anfüttert, muss auf dem Laufenden sein, muss die Tiere dauerhaft im Auge haben, zum Beispiel wenn sie krank werden. Und sollte sie natürlich auch kastrieren lassen."

Dort, wo die Katzenfreunde von "Strassentiger" vor Ort auftauchen, insbesondere auch um zu beraten, wird ihr Engagement zumeist begrüßt, wie die Vereinsvorsitzende Tanja Beu berichtet: "In einem aktuellen Fall ging es um einen Supermarkt, in dessen Umgebung sich zahlreiche Katzen aufhalten. Wir wurden dort sehr positiv aufgenommen, weil man zuvor ohne Ergebnis auch schon das zuständige Ordnungsamt und andere Tierschutzvereine eingeschaltet hatte."

Gehen sie daran, Katzen einzufangen, so treten die "Strassentiger" in ihren T-Shirts mit dem einprägsamen Vereinslogo auf, um Verwechslungen vor allem mit illegalen Tierfängern vorzubeugen. "Natürlich fangen wir keine wohl genährten Katzen mit Halsband ein", betont Claudia Keck.

Der Verein, der seine Arbeit aus den Mitgliedsbeiträgen und aus Spenden finanziert (siehe nebenstehenden Text), kooperiert eng mit dem Deutschen Tierschutzbund und hat aus dessen "Feuerwehrfonds" auch eine finanzielle Unterstützung erhalten.

Der große Traum der "Strassentiger"-Macherinnen wäre es, auf einem Resthof ein Domizil für wild lebende Katzen zu schaffen und zum Beispiel auch Schulungen für Kinder anzubieten. Demnächst (der genaue Sendetermin steht noch nicht fest) wird der Fernsehsender Vox über die Arbeit des Norderstedter Vereins berichten. Der bekannte "Hundepapst" Martin Rütter war zusammen mit dem Vox-Tierschutzexperten Frank Weber in Norderstedt zu Gast, um sich über diese Facette des Tierschutzes zu informieren und einen Beitrag zu drehen.

Der Verein "Strassentiger Nord" kann unter Telefon 040/55 55 53 09 erreicht werden.