Weizen, Roggen und Gerste reiften rund um die Kirche der Landesgartenschau . Das Korn soll jetzt zu Brot werden

Norderstedt. Jesus sagt, mit der neuen Welt Gottes ist es wie mit dem Bauern und seiner Saat: "Hat er gesät, so geht er nach Hause, legt sich nachts schlafen, steht morgens wieder auf - und das viele Tage lang. Inzwischen geht die Saat auf und wächst; der Bauer weiß nicht wie. Ganz von selbst lässt der Boden die Pflanzen wachsen und Frucht bringen. Zuerst kommen die Halme, dann bilden sich die Ähren und schließlich füllen sie sich mit Körnern. Sobald das Korn reif ist, schickt der Bauer die Schnitter, denn es ist Zeit zum Ernten." (Markus 4:26-29)

Reinhard Frank, 63, Gärtner des Norderstedter Gartenbaubetriebes Thestorf, ist so etwas wie der Bauer auf der Landesgartenschau. Und er kümmerte sich tagtäglich und über Wochen und Monate um die kleine Welt Gottes im Feldpark, das "Himmelszelt" und den kleinen Gottesacker davor. Roggen, Weizen und Gerste wurden dort auf vielleicht 300 Quadratmetern Fläche ausgebracht. Rund um die die transparente Kuppel, dem "Himmelszelt", in dem Gartenschau-Pastor Gunnar Urbach seine Schäfchen mit Seelenheil bediente und so die Saat Gottes in die Köpfe der Menschen ausbrachte.

Das Korn wuchs gut. Und Reinhard Frank hatte gar nicht so viel zu tun, so wie auch der Bauer im Gleichnis von Jesus. "Hier und da mal ein Kraut zwischen den Halmen ausgerissen. Geschaut, dass nichts auf den Wegen zwischen den kleinen Feldern lag", sagt Frank. Der Rest war, sich nachts schlafen zu legen und morgens wieder aufzustehen. Normalerweise kümmert sich Reinhard Frank im Auftrag seines Betriebes um Privatgärten. Er hat feste Kunden und das seit Jahren. Ernten muss er dort kaum. Am Dienstag aber stand das Korn am "Himmelszelt" in voller Pracht. Und Reinhard Frank bekam die Sense in die Hand und wurde zum Schnitter von Gunnar Urbachs Gnaden. "Ich habe schon mal mit der Sense gearbeitet. Aber noch nie Korn geschnitten", sagt Frank. Doch vom Zweifel ist seine Hand nicht geführt als er bestimmt die scharfe Sense mit einer schwungvollen Bewegung zwischen die Halme fahren lässt. Seine Kollegin Claudia Sieber, 28, kommt hinzu und greift sich, was Frank geschnitten hat, knotet es mit ein paar Halmen zu Garben und stellt diese zu Hucken zusammen, damit die Garben trocknen können. Im Gersten-Feld haben die beiden keine Arbeit, da die Entenfamilie, die am "Himmelszelt" lebt, bereits alle Halme herunter gefressen hat.

Für Pastor Urbach ist die Saat in und um die Transparent-Kirche jetzt aufgegangen. In der Kirche hat er bisher über 110 000 Menschen erreicht und die so die Welt Gottes vielleicht wieder ein wenig größer werden lassen. Und der Schnitter Reinhard Frank fährt ihm gerade eine reiche Ernte ein, die Urbach nach traditioneller Weise dreschen lassen und zu leckeren Roggen-Weizen-Mischbroten und zu einer Erntekrone für das Erntedankfest verarbeiten möchte.

Nur für zwei von Gottes Geschöpfen ist heute ein Trauertag: Eine Maus und eine Kröte, die schnell trippelnd beziehungsweise hüpfend ihre abgeerntete Heimat in Richtung Feldpark-Wiese verlassen.