Schulleiter, Lehrer und Eltern erkennen die Probleme an den Schulen Norddeutschlands, sind sich aber sicher, sie überwinden zu können

Kreis Segeberg. "Schlechte Noten für die Bildung im Norden" - diese Schlagzeile führte gestern zu Diskussionen rund um die Schule. Am Einschulungstag sprachen viele Eltern über die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft, denn Schleswig-Holstein rutschte in diesem Ranking vom 12. auf den 15. und damit vorletzten Platz ab. Die Verantwortlichen in Schulen und Behörden sehen allerdings keinen Anlass zu großer Sorge. Auch viele Eltern stehen dem schlechten Abschneiden Schleswig-Holsteins sehr gelassen gegenüber.

In Schleswig-Holstein gibt es derzeit 22 817 Lehrkräfte und 394 857 Schüler. Bildungsminister Klug sprach gestern von einem "moderaten Stellenabbau", um eine Beitrag zum Konsolidierungskurs der Landesregierung zu leisten. "Die Unterrichtsversorgung verschlechtert sich nicht", sagte Klug mit Hinweis auf eine aktuell sinkende Schülerzahl um 1,4 Prozent gegenüber einer Lehrerkürzung um 1,3 Prozent.

Der Kreiselternbeiratsvorsitzenden der Regional- und Gemeinschaftsschulen, Hans-Peter Schreiber aus Neuengörs, bescheinigt der Landesregierung das "Bemühen", etwas zu tun - aber: "In anderen Bundesländern wird eben mehr getan." Die Reaktionen in Schleswig-Holstein dauerten zu lange. Den Schulen im Kreis Segeberg bescheinigt er ein hohes Maß an Bereitschaft, die Probleme mit den Streichungen der Planstellen zu bewältigen.

Die Segeberger Schulrätin Adelia Schuldt, zuständig für Regional- und Gemeinschaftsschulen im Kreis Segeberg, spricht angesichts der Vergleichsstudie von einer "veralteten Momentaufnahme", zumal es in allen Bundesländern im Schulbereich viel Bewegung gebe. In jeder Schule werde mit enormem Kraftaufwand unter den gegebenen Bedingungen sehr viel geleistet. "Wir sind von den Sparmaßnahmen betroffen, aber jede Schule muss selbst Qualität entwickeln."

Heike Schlesselmann, Leiterin des Coppernicus-Gymnasiums in Norderstedt, spricht angesichts der Studie von einem "erschreckenden Ergebnis", sieht die schulische Bildung in Schleswig-Holstein aber insgesamt auf einem guten Weg. Sie denkt an die Zukunft: "Es muss in der Schule so gearbeitet werden, dass die Motivation für die Fächer erhalten bleibt", ist die Aussage der Schulleiterin, die damit erreichen möchte, dass aus der Schülerschaft später Lehrer für die naturwissenschaftlichen und technischen Bereiche rekrutiert werden können.

In einer besonderen Situation ist Lutz Richert, Leiter der privaten Annette-von-Rantzau-Gemeinschaftsschule im Internat Schoss Rohlstorf. "Wir haben Angebote von 8 bis 17 Uhr mit vielen Schul- und Freizeitprojekten, genau daran fehlt es an den öffentlichen Schulen in Schleswig-Holstein." Richert weiß, dass seine Schule außerhalb des Systems steht und deshalb auch mit einer anderen Förderinfrastruktur aufwarten kann. "Das macht unsere Schule im Vergleich zu anderen Schulen für viele Eltern ja auch so interessant", sagt der Leiter der einzigen privaten Gemeinschaftsschule in Schleswig-Holstein.

An der Olzeborchschule in Henstedt-Ulzburg war gestern Einschulung. Die Eltern der Schulanfänger hier machen sich bisher allerdings wenig Gedanken über die schlechten Test-Ergebnisse in Schleswig-Holstein. "Diese Studien sind meiner Meinung nach nicht repräsentativ und deswegen mache ich mir keine Gedanken", sagt Ulrich Groth. Der 39-jährige Prokurist besuchte diese Schule früher selbst und glaubt nach wie vor an die gute Qualität der Schule - und an das ehrgeizige Engagement der Lehrer und Schüler.

Auch Stefanie Maurer, 34, die gerade ihren Sohn in die 1. Klasse der Grund- und Gemeinschaftsschule gegeben hat, sieht die Situation bis jetzt noch entspannt: "Ich finde, die Bildung hängt schließlich auch vom Elternhaus ab." Götz Krija merkt an, dass die Bildung natürlich immer vom zur Verfügung stehenden Budget abhängt. Hier müssten die Schulen seiner Meinung nach einzeln betrachtet werden. "Ich glaube, dass Henstedt-Ulzburg in diesem Punkt vergleichsweise gut ist", sagt der 34-jährige Programmierer.