Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Die California Dream Boys und andere Männer-Striptease-Truppen waren noch gar nicht erfunden, da gehörte es für eine von Männern dominierte Berufsgruppe quasi dazu, sich - zumindest im Sommer - im Job nackig zu machen. Was so ein echter Kerl von Handwerker war, der entblößte in der schönen Jahreszeit auf dem Dachstuhl oder in der Baugrube den markig-muskulösen Oberkörper. Nicht nur in der Cola-Werbung, auch im echten Leben konnte frau sich dieser Art Zurschaustellung archaischer Kraftprotzerei kaum entziehen. Von einer prominenten schleswig-holsteinischen Politikergattin ist sogar überliefert, ihren eher schmalbrüstigen Gatten für einen Muckitypen mit Werkzeuggürtel verlassen zu haben...

Was manche Dame bedauern wird, lässt das Gros der Männerwelt, kunstlichtblass und mit Wohlstandsbäuchlein, aufatmen: Der Handwerker moderner Prägung hat sein in Teilen fragwürdiges Image inklusive Rund-um-die-Uhr-Bier-Genuss hinter sich gelassen. Und klempnert, klopft und nagelt verhüllt in Arbeitsklamotten. Selbst das einst obligate Pfeifkonzert beim Herannahen einer attraktiven Frau gehört nicht mehr zur Geräuschkulisse der Baustelle von heute.

Fast scheint es, als ob Sixpacks jeder Art im Bauhandwerk bald gar nicht mehr zu finden sind; als ob also der ehemalige Tummelplatz vorzeigbarer und - bereiter Prachtkerle mit Prollcharme domestiziert ist. Wieder eine Nische weniger für die Erben des Jägers und Sammlers...