Viele tausend Tangstedter wurden mit Wasser aus Tankfahrzeugen versorgt. Die Feuerwehren füllten die Badewannen in den Altenheimen.

Tangstedt. Ein Tag ohne Wasser im Haus oder in der Wohnung - das ist eine Vorstellung, die kaum zu fassen ist. Wie stark das Leben dadurch beeinträchtigt wird, erfuhren Tausende von Tangstedters am Wochenende: 26 Stunden lang floss in den meisten Haushalten kein Tropfen mehr aus den Wasserhähnen, Toilettenspülungen konnten nicht in Gang gesetzt werden. Alles blieb trocken. Aber die Tangstedter gerieten trotzdem nicht in Panik. Das Leben nahm, wenn auch bisweilen etwas ungewohnt, seinen Lauf.

Am Freitag gegen 10.30 Uhr nahm das Unheil seinen Lauf. Als ein neues Haus an der Hauptstraße 107 an die Wasserleitung angeschlossen werden sollte, entstand beim Anbohren der Leitung ein etwa 45 Zentimeter langer Riss im Rohr. Das Wasser schoss sofort heraus, der Riss in der Wasserleitung konnte nicht geschlossen werden. Mitarbeiter der Hamburger Wasserwerke mussten die Schieber an der Ecke Wassermühlenweg/Hauptstraße und Bäckerbarg in Wilstedt schließen. Dabei tauchte ein neues Problem auf: Die Metallschieber sind alt und leicht verrostet, sodass sie nicht komplett geschlossen werden konnten. Wasser lief hindurch. Nicht in Strömen, aber immerhin so viel, dass im Bereich des Rohrrisses drei Pumpen eingesetzt werden mussten, um den Arbeitsbereich trocken zu halten.

Zu diesem Zeitpunkt kam aus den meisten Wasserhähnen in Tangstedt, Wilstedt und Wilstedt-Siedlung schon kein Wasser mehr. Und um diese Zeit gingen die Mitarbeiter der Wasserwerke und Tangstedts Bürgermeister auch noch davon aus, dass der Schaden schnell wieder behoben werden kann. Ein Trugschluss. Denn über der Wasserleitung liegt die Gasleitung, sodass kein Bagger eingesetzt werden konnte. Mitarbeiter der Wasserwerke mussten ganz konventionell mit Spaten an die Arbeit gehen, bevor sie ein sieben Meter langes Rohrstück ersetzen konnten.

Gemeinde und Hamburger Wasserwerke informierten auf ihrer Internetseite über die Misere, zusätzlich gab es Informationen über das Radio. Gleichzeitig setzte eine groß angelegte Hilfsaktion ein, damit kein Tangstedter auf dem Trockenen sitzen bleiben musste. Die Wasserwerke schickten Tankwagen mit Trinkwasser nach Tangstedt, die Ortsfeuerwehren Tangstedt und Wilstedt rückten ebenfalls mit ihren Tankwagen aus. Dabei wurde nicht nur an die Privathaushalte gedacht, sondern auch an die beiden großen Alters- und Pflegeheime in der Gemeinde. Überall im Ort wurden die Tankwagen verteilt, was die Bevölkerung dankbar vermerkte: Sie rückten mit Wassereimern und sonstigen Behältnissen an, um sich mit frischem Wasser zu versorgen. Die Feuerwehren befüllten ihre Tankfahrzeuge über Hydranten in den Ortsbereichen, in denen das Wasser noch floss. "Wir haben etwa vier Tankfüllungen mit je 1600 Litern verbraucht", sagt der Tangstedter Ortswehrführer Kai Kattner. Viel Wasser bekamen zum Beispiel die Altenheime ab: Hier wurden die Badewannen gefüllt, um eine Versorgung zu gewährleisten.

Das Restaurant und Hotel "Tangstedter Mühle" half sich selbst: Ein befreundeter Klempner schloss den hauseigenen Brunnen an die Wasserleitung an. "Wenn fünf Leute in den Hotelzimmern gleichzeitig geduscht hätten, wäre es wohl nicht gegangen, weil der Druck zu schwach war", sagt Mühlen-Chef Philipp Riebling. "Aber sonst gab es wenig Probleme."

Die meisten Tangstedter waren leicht geschockt, weil die wasserlose Zeit überraschend und ohne Vorwarnung kam. "Wir haben immer gedacht, es kommt gleich wieder", sagt eine Bewohnerin der Dorfstraße. Weil aber nichts kam, nutzte ihre Familie Wasser aus dem Planschbecken auf der Terrasse für die Toilette. Funktionierte hervorragend. Zum Zähneputzen wurde Mineralwasser aus der Flasche genommen.

Am Sonnabend gegen 12.30 Uhr war der Schaden behoben. Bürgermeister Hans-Detlef Taube ärgert sich zwar, aber er sieht auch einige positive Aspekte: "Die Nachbarschaftshilfe hat bei uns ganz hervorragend funktioniert."