Eine Glosse von Matthias Popien

Peter Harry Carstensen bleibt Landesvater. Diese Nachricht ist auf den ersten Blick überraschend, denn der Ministerpräsident hatte ja angekündigt, nach der Landtagswahl am 6. Mai im kommenden Jahr für diesen Posten nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Wer genauer hinsieht, muss dennoch feststellen: Carstensen bleibt tatsächlich Landesvater. Nur das Volk - das ändert sich. Der Christdemokrat ist unter die Imker gegangen. Das hat er neulich einer großen Boulevardzeitung erzählt. 80 000 Bienen leben bereits als Carstensens Untermieter auf Gut Schierensee, wo Carstensen wiederum als Untermieter des Brillenkönigs Fielmann lebt.

Die Entscheidung für die Bienen und gegen die Bürger ist dem Landesvater leicht gefallen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Wutbürger und -bienen können zwar gleichermaßen nerven, unterscheiden sich aber in einem wichtigen Punkt: Die Biene sticht nur einmal zu - und dann nie wieder. Nicht nur in dieser Hinsicht ist Carstensens neues Volk echt pflegeleicht.

"Ich muss mich nur einmal in der Woche um die Bienen kümmern, und das auch nur im Sommer", sagt er begeistert. Mit weniger Aufwand ist das bei Politikern so begehrte Prädikat "volksnah" nirgendwo zu bekommen. Das wiegt die Nachteile, die mit dem Bienenvatertum verbunden sind, locker auf. "Meine Bienen verstehen mich nicht", hat Peter Harry Carstensen feststellen müssen. Aber mit der Opposition im schleswig-holsteinischen Landtag war das ja früher auch nicht anders, oder?!