Polizisten im Dauereinsatz hatten es mit Schlägen ins Gesicht, einem aufgebockten Audi und einem Spaßvogel zu tun

Henstedt-Ulzburg. Es war eine außergewöhnliche Nacht. Ohne Pausen am Schreibtisch. Oberkommissar Sven Briesemann, 35, und Kommissar Patrick Willems, 34, kamen kaum aus ihrem Streifenwagen heraus. "Dauereinsätze in Nächten mitten in der Woche sind die absolute Ausnahme", sagt Willems. Zehn Einsätze mussten die beiden Beamten der Polizeizentralstation Henstedt-Ulzburg von Dienstag auf Mittwoch absolvieren. Um 21 Uhr begann die lange Arbeitszeit in der Dunkelheit, um 5.15 Uhr endete die Nachtschicht, die zugleich den Polizei-Alltag spiegelt.

Die erste Fahrt führt nach Quickborn. Die Kollegen hatten um Unterstützung gebeten, als es darum ging, zwei Einbrecher festzunehmen. Einer wurde in Gewahrsam genommen, Briesemann und Willems brachten den Mann in eine Zelle nach Pinneberg. Für die beiden ist es ganz selbstverständlich, den Kollegen da zu helfen, wo es "brennt". Runde zwei Stunden waren vorbei, als ein Alarm das Duo zu einem Firmengelände in Bönningstedt rief, wo sie Beobachtungsposten bezogen, dann wieder abzogen, ohne eingreifen zu müssen. Die nächste Tour führte auf bekanntes Terrain zu einem Audi, der auf Steinen aufgebockt war. "Und zwar so professionell, dass der Verdacht nahe lag, hier wollte jemand Felgen von einem hochwertigen Fahrzeug abbauen", sagt Briesemann.

Eineinhalb Stunden lagen die Polizisten auf der Lauer, bis der Besitzer kam, sagte, dass alles in Ordnung sei, weil der Wagen repariert wird, und sich bedankte. Er habe es nicht für möglich gehalten, dass sich die Polizei diesem ja doch eher wenig spektakulären Fall so intensiv widmet. Dank gibt es immer mal wieder. "So wie von der Frau, die wenig Geld hat, bei Ebay ein Fahrrad ersteigert hat und sich so tierisch gefreut hat, als wir das Rad nach dem Diebstahl gefunden haben und ihr wiedergeben konnten", sagt Willems.

Wachsamkeit gehört genauso zum täglichen Dienst. Schließlich haben die beiden keine Lust, sich ein blaues Auge oder schlimmere Verletzungen einzuhandeln. "Vor allem nicht wegen Nichtigkeiten", sagt der Kommissar, der als Beispiel Streit bei privaten Feiern nennt: "Da kriegen sich zwei in die Wolle, und plötzlich kippt die Stimmung, die Streithähne solidarisieren sich mit anderen Partygästen gegen die Polizei."

Streit gab es auch in der Nacht auf Mittwoch. In der Diskothek "Joy", die in den Ferien auch dienstags geöffnet hat, gerieten der 18-jährige Ex-Freund einer jungen Frau und deren bester Freund, 18, gegen 3 Uhr so aneinander, dass sie sich gegenseitig ins Gesicht schlugen. Die Disco im Gewerbegebiet gehört zu den regelmäßigen Kontrollpunkten der Nachtstreifen. Nachdem die Brutalität dort vor gut einem halben Jahr immer mehr eskalierte, hatte die Polizei den Bereich zwischen dem "Joy", dem AKN-Bahnhof und dem Ulzburg-Center zum "gefährdeten Gebiet" erklärt. Dort dürfen die Beamten ohne besonderen Anlass kontrollieren und Personen durchsuchen.

Die verschärften Kontrollen, die mit dem Betreiber abgesprochen sind, haben die Lage entschärft. "Natürlich gibt es immer wieder mal Streit, auch mal handgreiflichen. Aber das ist hier anders als in anderen Diskotheken", sagt Briesemann, der genau wie sein Kollege feststellt, was in Hamburg Thema ist: Viele Polizisten sind frustriert und enttäuscht über den mangelnden Respekt gegenüber Polizisten und die steigende Gewalt, die sie bei Einsätzen zu spüren bekommen (das Hamburger Abendblatt berichtete). "Und fehlender Respekt zeigt sich nicht nur bei Jugendlichen. Auch Erwachsene begegnen uns mit Missachtung oder Pöbeleien", sagen die beiden Henstedt-Ulzburger.

Das ist die eine, die unerfreuliche Seite, eines spannenden Berufes, der die beiden gelegentlich auch schmunzeln lässt. Noch im Gewerbegebiet entdeckten sie einen 19-jährigen Norderstedter mit einem rotweißen Absperrhütchen auf dem Kopf. Er wolle zu Fuß nach Hause und sich die Zeit mit der "witzigen Aktion" verkürzen. Die beiden Beamten machten dem jungen Mann klar, dass es durchaus ernste Folgen haben kann, wenn er den Pylon nicht an die Baustelle zurückbringe, wo er ja eine wichtige Sicherheits-Funktion erfülle.