Rund um das Herold-Center gibt es elf Friseure - darunter alteingesessene Salons, Ketten und günstige Discounter. Das Hamburger Abendblatt stellt sie vor

Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt der Volksmund. Doch was ist, wenn die Konkurrenz auf einmal aus jeder Ecke springt? In und um das Herold-Center ist das so mit dem Handwerk rund um das Haupthaar. Auf einem Raum von einem Quadratkilometer gibt es hier elf Friseure - darunter alteingesessene Salons, günstige Discounter und Läden für Jugendliche. Doch wie geht das? Woher kommt diese "Friseurisierung"? Und wie hält sich diese Menge an Dienstleistern im selben Metier auf so kleinem Raum?

Es ist ein typischer Dienstagnachmittag am Herold-Center in Norderstedt. Zahlreiche Besucher strömen von einem Laden in den nächsten, probieren die letzen Sommerangebote und die ersten Herbstjacken an, schnuppern an Parfüm. Es sind viele Geschäfte, die die Kunden an so einem Tag besuchen. Zwischen den vielen Einzelhandelsläden finden sich allein im Herold-Center sechs Friseure, ums Center herum weitere fünf. Der Unterschied zum normalen Einkauf: Friseur-Kunden können nicht verschiedene Frisuren ausprobieren und schauen, welche ihnen am besten gefällt. Die Kunden können zwar in drei Läden Kleidung kaufen, doch die Friseure können sich einen einzelnen Kunden nicht teilen.

Seit 27 Jahren sind die zwei kleinen Salons an der Europaallee für Mann und Frau geöffnet. Mit der Konkurrenz kämen sie jedoch gut klar. Der Salon Alexander habe viele Stammkunden und auch die Laufkundschaft schaue häufiger mal herein. Außerdem zähle hier noch die Qualität, nicht nur die der verwendeten Produkte, sondern auch die der Dienstleistung. "Wir nehmen uns viel Zeit für unsere Kunden und gehen auf sie ein. Uns ist sind Persönlichkeit und Hilfsbereitschaft sehr wichtig", sagt Lydia Lichtner, die mit vier Kollegen und einem Auszubildenden in dem Salon arbeitet.

Ebenso sieht es Andreas Bot vom Herrenfrisör nebenan: "Wir sehen die anderen Läden eher als Marktbegleiter denn als Konkurrenz." Durch die Spezialisierung auf Männer habe man einen soliden Kundenstamm, der eben diese Besonderheit zu schätzen wüsste.

Auf die Frage, ob auch er die Zunahme an Friseursalons in und um das Center bemerkt hat, antwortet Florian Wormstädt vom Salon 1001 Schnitt mit Humor "Es sollten eigentlich keine unfrisierten Menschen mehr hier herumlaufen", sagt er lachend. Die Kunden überzeuge man hier mit orientalischem Ambiente und Qualität.

Einen anderen Ansatz verfolgt der Salon Essanelle . Der Friseur in der Karstadt-Filiale lebt vom Namen der Marke. Auch die Mitarbeiter bilden aus, hier sind zudem drei Vollzeitkräfte angestellt.

Auf dem Weg Richtung U-Bahn liegt der Salon Super Cut . Auch er gehört zu einer Kette, die Zielgruppe ist hier jedoch anders definiert. Im Laden brummt die Musik, die Einrichtung ist in einem modernen Schwarz gehalten. Die Kunden ziehen eine Nummer - wie beim Amt. "Außerdem duzen wir uns hier alle, egal ob Angestellte, Kunden oder mich als Chefin", sagt Salonleiterin Alla Daut, 29, und begrüßt prompt eine hereinkommende ältere Dame mit den Worten: "Hallo, was kann ich für Dich tun?" Die Altersstruktur sei durchaus gemischt, denn nur weil jemand 70 sei, wolle er ja nicht unbedingt auch auf dem Kopf so aussehen. Super Cut ist kein Ausbildungsbetrieb, beschäftigt jedoch sechs Vollzeitkräfte. "Natürlich muss am Ende der Umsatz X da stehen", sagt die Chefin auf die Frage nach Festgehalt oder Arbeiten auf Umsatzbasis und bleibt vage.

Und auch Cigdem Yüksel vom Salon Hagel , dem Salon im Obergeschoss des Herold-Centers will zu diesem Thema keine Aussage treffen. Sie beschäftigt sieben Vollzeitkräfte und zwei Lehrlinge. "Den Salon hier gibt es erst seit 2007, dafür haben wir uns wirklich schon sehr gut etabliert und einen breiten Kundenstamm aufgebaut", sagt Yüksel.

Gegenüber befindet sich der Ryf Coiffeur . Ryf ist eine Kette, die ihre Mitarbeiter durch ein eigenes Junior-College innerhalb eines Jahres ausbilden lässt. Hier arbeiten elf Vollzeitkräfte und eine Auszubildende. Salonleitering Handan Kaya betont: "Arbeit muss Spaß machen - und hier sind wir ein Team, alle sind gleichgestellt." Auch sie gibt an, dass Konkurrenz für ihren Salon kein Thema sei.

Natürlich führt mehr Konkurrenz jedoch unwillkürlich zu unterschiedlichen Geschäftsstrategien. Und seit Mitte der 90er-Jahre entwickelte sich so das Konzept der Billig-Friseure. Schneiden für elf Euro, färben für 15. Wie kann das funktionieren? Rein betriebswirtschaftlich ist das schwer nachzuvollziehen. Daher gibt es gerade in der Friseurbranche mittlerweile mehrere Arten, die Mitarbeiter zu bezahlen, wie Ingrid Zecha, Fachsekretärin für besondere Dienstleistungen bei der Gewerkschaft Verdi sagt: "In dieser Branche haben wir noch keinen Tarifvertrag. Daher findet man wirklich alle Spielarten der Bezahlung: Auf Basis der Kundenzahl, mit Festlohn oder auf Umsatzbasis." Sogar innerhalb eines Betriebes gebe es unterschiedlich ausgehandelte Verträge. An die Empfehlung der Innung, die zu einem Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde rät, hielten sich lange nicht alle.

Auch Niels Beblein vom Salon Vater und Sohn, ein ehemaliger reiner Herrenfriseur, sieht die wachsende Konkurrenz und das damit einhergehende Problem: "Natürlich wird für jeden das Stück kleiner, wenn man sich den Kuchen teilen muss." Als die Discount-Friseure auf den Markt drängten, hätten auch einige seiner Kunden dieses Konzept ausprobiert. Meistens kämen diese jedoch irgendwann zurück. "Qualität ist am Ende zum Teil halt doch geldabhängig." Tatsache ist: Rund um das Herold-Center gibt es für jeden Geldbeutel den passenden Schnitt.