Die Regionalausgabe des Hamburger Abendblatts hat bei Norderstedtern nachgefragt, mit welcher Musik sie sich den Tag verschönern

Stöpsel aus dem Ohr - was man da zu hören bekommt, ist ganz unterschiedlich: Von Folk-Rock über House und Goa bis zu Schlagern ist bei den Norderstedtern alles dabei. Die Regionalausgabe des Hamburger Abendblatts hat bei Norderstedtern nachgefragt, mit welcher Musik sie sich den Tag verschönern - und welche Kopfhörer sie dazu benutzen.

Überwiegend haben sie nach wie vor die kleinen Knöpfe im Ohr, die ihre Existenz nur noch durch die herabhängenden Kabel verraten. "Unterwegs habe ich immer die Kleinen dabei. Sie sind einfach viel praktischer", sagt der Norderstedter Leonardo Ring.

Die lange Diskussion, welche Kopfhörer denn nun am wenigsten schädlich für das Ohr sind, hat sich inzwischen auch gelegt. Schädigend für das Ohr ist vor allem laute Musik, egal wo und wie. Ob es in der Diskothek oder direkt im Ohr ist - "eine Lärmschädigung der Ohren kann ab 85 Dezibel auftreten", sagt Dr. Patrick Fischer, Hals-Nasen-Ohren-Arzt im Ärztehaus am Herold-Center. "In der Regel sind sämtliche Geräte wie iPod und mp3-Player heutzutage zumindest in Europa in der Lautstärke begrenzt, sodass es zu keiner Lärmschädigung kommen kann." Unterhalb von 85 Dezibel führt das Hören von Musik zwar zu keiner Lärmschädigung, kann aber trotzdem Stress für das Ohr bedeuten. Dies ist dann ähnlich dem andauernden Geräusch von Computern oder Lüftungen, welches unter anderem einen Tinitus hervorrufen kann. Fischer rät deshalb, auf das lange Hören von lauter Musik zu verzichten. Welche Kopfhörer man benutzt, ist allerdings in Hinblick auf die Lärmschädigung egal. Das Tragen von den sogenannten In-Ear-Kopfhörern kann allerdings eher zu Gehörgangsreizungen führen als die großen Muschelkopfhörer. "Ein akutes Lärmtrauma wird aber nicht durch Kopfhörer hervorgerufen, wohingegen das nach einem Disco-Besuch schon vorkommen kann", sagt der Ohren-Arzt. In Diskotheken wird die Grenze von 85 Dezibel oftmals nicht eingehalten.

Um die Ohren nicht zu sehr zu stressen, empfehlen sich Kopfhörer, die die Umweltgeräusche möglichst gut abschirmen, damit es nicht notwendig ist, die Lautstärke bis zu den Grenzwerten hoch zu drehen.

Bei dem Versuch, Norderstedter mit Kopfhörern in oder auf den Ohren zu finden, zeigt sich eine erstaunliche Beobachtung: Frauen mit Kopfhörern in den Ohren sind eine Rarität. Entweder sind sie zu zweit unterwegs und unterhalten sich, telefonieren mit dem Handy oder lesen Bücher, aber Kopfhörer sind kaum zu sehen. Haben sie dann mal Kopfhörer in den Ohren, wissen sie entweder gar nicht, was sie gerade hören oder die Haare sitzen nicht richtig, sodass leider kein Foto gemacht werden kann. Die Männer hingegen können sogar zu zweit beim "Shoppen" unterwegs sein und trotzdem hat jeder einen Stöpsel im Ohr, sodass die Gespräche eher sporadisch ausfallen. Auch was ein Foto angeht, sind sie um einiges unkomplizierter: Auch wenn die morgendliche Rasur mal ausgefallen ist, lässt sich jeder zu einem Foto überreden.

Klaus Steiner ist gerade mit seinem Fahrrad unterwegs auf dem Weg zur Fahrschule. Aus den Miniatur-Kopfhörern seines Discmans schallt Matthias Reims "Ich bin nicht verliebt". In der Innentasche des 48-jährigen Norderstedters findet neben dem eher altmodischen Abspielgerät sogar noch die Doppel-CD-Hülle Platz. Hat das Lied momentan eine besondere Bedeutung für ihn? "Nein, es ist einfach bei den Bääärenstark Hits 2005 mit dabei und findet so den Weg in meine Ohren."

Der 26-jährige Leonardo Ring aus Norderstedt hört dagegen bewusst Musik. Mit David Guettas "Little Bad Girl" macht er sich auch bei schlechtem Wetter gute Laune. Was die Musikrichtung angeht, hat er sich nicht festgelegt. "Ich höre eigentlich alles im Bereich Rock und Pop", sagt er. Unterwegs hat der 26-Jährige immer die praktischeren kleinen In-Ear-Kopfhörer dabei, zu Hause benutzt er dann die großen Muschelkopfhörer für den besseren Klang.

Phillip von Borsteln, 16 Jahre alter Schüler aus Norderstedt, setzt gleich auf die größeren Kopfhörer. "Wenn schon Musik, dann auch mit dem richtigen Klang", sagt er. Unter Musik versteht der 16-Jährige die Klänge vom Psychedelic Circus, dem Goa-Festival in Strohkirchen (Mecklenburg-Vorpommern). Für die immer kommerzieller werdende Musikrichtung mit dem Elektrosound sind die großen Kopfhörer unverzichtbar. Laura Stoian ist auf dem Weg zur Arbeit. Die 31-jährige Rumänin bleibt über ihr Heimatland auf dem Laufenden, in dem sie über ihr iPhone den Radiosender "Radio Zu" aus Bukarest anhört. "Das ist das rumänische Äquivalent zu Radio Hamburg. Aber wir hatten den Hit Mr. Saxobeat von Alexandra Stan zuerst", sagt die Hotelkauffrau lächelnd. Die House-Sängerin Alexandra Stan, die mit ihrem Song Platz 1 der deutschen Charts erreichte, ist nämlich gebürtige Rumänin.

Die Hamburgerin Kimbaly Mergardt hört am liebsten House-Musik. Auf ihrem Weg zur Arbeit wird die 16-Jährige von Remadys "The Way We Are" begleitet. "Ich steh' total auf den Mix aus Gesang und durchklingendem Bass", sagt die Groß- und Außenhandelskauffrau. Die Musik des Schweizer House-DJs erfüllt ihre hohen Ansprüche an Musik absolut.

Auch der 26-jährige Johannes Riedel lässt sich auf seinem Arbeitsweg von Musik begleiten. "If Not Now, When?" von Incubus ist zwar nicht unbedingt sein Lieblingssong, aber trifft schon die Musikrichtung, die er besonders mag. "Der Song ist jetzt allerdings einfach nur mit auf der Playlist drauf." Trotz des schlechten Wetters hat er einen Sommerhit: Wenn denn mal die Sonne scheint, sorgt "See The Sun" von The Kooks für die richtige Sommersonnenstimmung bei ihm.

Die Norderstedterin Claudia Schulz schwört auf die deutsche Pop-Band Jenix. "Kennengelernt habe ich die Band vor einem Jahr bei der New Beetle Sunshinetour in Travemünde. Ich habe die Band da als sehr Fan-nah erlebt und höre seitdem andauernd ihre Musik", sagt die Schülerin, die sogar beim Shoppen mit ihrer Oma einen Stöpsel im Ohr hat. Jetzt gerade hört sie die neue Single "Here We Go Again" aus dem aktuellen Album der Band, das erst letzte Woche erschienen ist. Und ist die 16-Jährige dieses Jahr wieder in Travemünde dabei? "Natürlich, das lass ich mir auf keinen Fall entgehen."

Steffen Lüdke, Student der Politikwissenschaften aus Norderstedt, ist selbst Hobby-DJ. In der Regel hört er Minimal, Elektro oder Hip Hop. Seine momentane Songwahl fällt allerdings ein bisschen aus der Reihe: Er hört Tracy Chapmans "Fast Car". "Zur Entspannung zwischendurch", sagt der 21-Jährige lachend. "Am liebsten höre ich das nachts im Auto, wenn die Straßen frei sind." Der Norderstedter hat sich die großen Kopfhörer für den besseren Sound zugelegt; denn: "Die kleine Kopfhörer gehen bei mir oft kaputt."