Die 22-Jährige aus Norderstedt und Abiturientin des Harksheider Gymnasiums lernt Bestattungsfachkraft beim Bestattungsunternehmen Wulff und Sohn in Norderstedt

Bohrer und Lockenstab, Säge und Schminke gehören zu ihrem Handwerkszeug. Feingefühl, Verständnis und Organisationstalent, Toleranz und Spontaneität zu Charaktereigenschaften, die für ihren Beruf unerlässlich sind. Laura Mähler baut einerseits Särge zusammen und hebt Gräber aus, andererseits berät sie Menschen in einer schweren Lebenszeit und steht ihnen zur Seite. Die 22-Jährige aus Norderstedt lernt Bestattungsfachkraft und ist eine von 14 Auszubildenden in Schleswig-Holstein, die sich für diesen, erst seit vier Jahren anerkannten Beruf entschieden haben.

Laura Mähler hat sich immer für den Tod interessiert. Er gehört für die junge Frau, die in einer neu-apostolischen Familie aufwuchs, zum Leben wie die Geburt. Dass sie ihren Beruf wählte, um mit Menschen arbeiten zu können, ist kein Widerspruch. "Ich darf Menschen in einer besonderen Situation betreuen, das ist eine große und schöne Herausforderung für mich", sagt Laura Mähler. Gleichzeitig gesteht sie, dass sie sich den Umgang mit Trauernden einfacher vorgestellt hat, gleichwohl sie nach anfänglicher Skepsis aufgrund ihrer Jugend rasch akzeptiert wird.

Der Tod eines Angehörigen zeigt oft Konflikte in der Familie auf

"Mir blieb anfangs bei einigen Reaktionen schon mal die Sprache weg", erinnert sie sich. Beispielsweise, wenn eine Hinterbliebene zu ihrem Begleiter "Ich wünschte, du wärest gestorben" sagt. "Der Tod eines Angehörigen zeigt oft Konflikte in der Familie auf, und die werden in der Ausnahme-Situation bei uns sichtbar", sagt Mähler. Auch der Tod von Kindern mache sie betroffen: "Jeder Tod ist tragisch, doch bei Kindern, die kaum gelebt haben, ist es ungerecht im Gegensatz zu Hundertjährigen, die ein erfülltes Leben hatten."

Den letzten Anstoß, diesen Beruf zu lernen, gab ihr neben dem Tod ihrer geliebten Großmutter ein einjähriger Aufenthalt in Irland, mit der sie sich nach dem Abitur 2008 am Harksheider Gymnasium eine Auszeit vom Lernen nahm. "Irland ist ein mystisches Land und hat viele schöne Friedhöfe mit faszinierenden Grabsteinen", sagt sie. Sie entdeckte die alten, irischen Totenstätten auf langen Wanderungen über die grüne Insel: "Die irischen Friedhöfe spiegeln mit ihren Gräbern, mit den filigranen Kreuzen die lange Tradition des Landes wider." Wohin sie auch reist, Friedhöfe stehen immer auf ihrem Besuchsprogramm. "Als Nächstes muss ich die Wiener Friedhöfe besichtigen", sagt Laura Mähler, denn neben der morbiden Schönheit faszinieren sie die Friedhöfe als Kultstätten.

Begeistert ist sie auch von der Vielfalt der Bestattungskultur, beispielsweise von der Beisetzung auf hoher See. Bestattungen sollten für sie immer die Persönlichkeit der Verstorbenen berücksichtigen und in Dankbarkeit und Würde abgehalten werden. Und: Die Angehörigen sollten sich Zeit nehmen zum Abschiednehmen.

In den ersten Lehrjahren wurde sie in ihrer Ausbildungsfirma Wulff und Sohn an der Segeberger Chaussee in Norderstedt stets von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen begleitet, sei es bei der Totenwäsche, beim Anziehen, Frisieren und Schminken der Verstorbenen, der Aufbahrung und natürlich den Beratungsgesprächen mit den Hinterbliebenen.

"Ich habe mich beim ersten Mal erschrocken, als ich eine Tote berührte, die Haut ist sehr kalt", erinnert sie sich. Das war während ihres Praktikums bei Wulff und Sohn. "Ich wurde aber auch gefragt, ob ich so weit sei, um eine Tote zu waschen, kämmen und cremen zu können", sagt sie dankbar. Schließlich hatte sie vorher noch nie eine Leiche gesehen, geschweige denn, berührt.

Ich überlege oft, welche Geschichte der Mensch hatte und lese sie im Gesicht

Heute ist die Vorbereitung der Verstorbenen für deren letzten Weg für sie selbstverständlich, und Handgriffe wie den Mund oder die Augen zu schließen, das Waschen und Cremen seien ein sicheres Ritual. "Ich überlege oft, welche Geschichte der Mensch hatte und lese sie im Gesicht", sagt sie. Unangenehm seien die Gerüche von Verstorbenen, die sehr spät aufgefunden worden sind.

"Es ist ein anspruchsvoller, herausfordernder Beruf, der aber auch durch die Vielfalt seiner Ausbildung viele Türen öffnet", sagt sie. Nach ihrem Abschluss möchte Laura Mähler erst einmal weitere Erfahrungen bei Wulff und Sohn sammeln, später ihren Meister machen oder in die psychologische Betreuung von Trauernden gehen.