Unbekannte Täter holten die Karpfen nachts aus dem Teich. Sie haben einen Wert von über 12 000 Euro

Henstedt-Ulzburg. Der Gartenteich liegt im hinteren Teil des 4300 Quadratmeter großen Grundstücks. Auf der Insel in der Mitte steht ein Gartenhäuschen, das über eine Holzbrücke zu erreichen ist. Hier ist das kleine Paradies der Rentnerfamilie K., die sich gerne in dieses Refugium zurückzieht, um die Ruhe zu genießen und den Kois im rundläufigen Teich zuzusehen. In den vergangenen Tagen ist aber jemand in das Paradies eingedrungen und hat die heile Welt zerstört: 70 Koi-Karpfen wurden aus dem Teich gefischt. Sie sind verschwunden und werden wohl nie wieder auftauchen. Die Polizei beziffert den Gesamtschaden auf 12 000 Euro, wahrscheinlich aber liegt er wesentlich höher.

Vor 25 Jahren hat die Familie K. den großen Teich in ihrem Garten angelegt. Die ersten Kois wurden etwa zwei Jahre danach angesiedelt. Im Laufe der Jahre hatte sich der Bestand erheblich erhöht - größtenteils durch eigene Nachkommen, teilweise auch durch Zukauf. Die zutraulichen Fische, die sich in dem großen Teich mit etwa 320 000 Litern Wasser und einem Umlauf von 80 Metern gut entwickeln konnten, waren das große Hobby der Familie. Erst vor wenigen Tagen bemerkte das Ehepaar, dass die Karpfen offenbar immer weniger fraßen. Ganz Kohlköpfe blieben im Wasser liegen - eigentlich waren schon nach kurzer Zeit nur noch die Strünke im Wasser zu sehen. Bei genauerem Hinsehen entdeckte das Ehepaar K., dass die Fische, bis auf ganz wenige Ausnahmen, verschwunden waren.

70 Kois aus einem Gartenteich zu entwenden, ist keine Kleinigkeit

Die größten Karpfen hatten eine Länge von etwa 70 Zentimetern. Es waren aber auch viele kleinere dazwischen. Den einen oder anderen Koi hatte die Familie K. auch zum Verkauf angeboten. Per Anzeige in Wochenzeitungen oder per Aushang in örtlichen Geschäften wurde dafür geworben.

70 Kois aus einem großen Gartenteich zu entwenden, das ist keine Kleinigkeit. Die Familie K. vermutet, dass die Täter im Morgengrauen von der Seite in das Grundstück eingedrungen sind und mit Strom gearbeitet haben, um die Fische zu betäuben. "Die Täter sind mit Sicherheit nicht von der Hausseite gekommen, weil sonst unser Hund angeschlagen hätten", sagt Frau K., die sich auch vorstellen kann, dass die Täter zweimal gekommen sind, um die Fische abzutransportieren.

André Ahrens, der in Oersdorf das Unternehmen Koi Tec betreibt und mittlerweile der größte Koi-Händler Norddeutschlands ist, glaubt nicht an die Stromschlag-Theorie. "Damit kennen sich Angler aus, aber keine Koi-Experten." Er kann sich vor allem vorstellen, dass die Täter mit einem Schleppnetz gearbeitet haben, um die Fische aus dem Teich zu bekommen. Für den Abtransport von 70 Kois reicht nach seinen Erfahrungen ein normaler Pkw-Kombi. Allerdings müsse die Sauerstoffversorgung in den Transportkartons geregelt sein. Wohin die Kois gebracht werden können, kann sich der Unternehmer nicht vorstellen. "Auf dem normalen Markt können sie nicht verkauft werden", sagt André Ahrens, der sich allerdings vorstellen kann, dass er in den nächsten Wochen einige Hinweise aus dem großen Kreis seiner Kundschaft bekommen kann - zum Beispiel beim Tag der offenen Tür, der demnächst stattfindet.

Für die Familie K. steht fest, dass die Täter sich auf dem Grundstück auskannten: Das Gelände muss also ausspioniert worden sein. Allerdings gibt es nicht den geringsten Hinweis, wie und wann das passiert sein könnte. Denkbar ist, dass die Täter über die von der Familie K. aufgegeben Verkaufanzeigen oder die Angebote in Geschäften aufmerksam geworden sind.

Die Polizei sucht Zeugen, die Hinweise geben können. Wer etwas weiß, kann sich bei der Polizei in Henstedt-Ulzburg, Telefon 04193/991 30, melden.

Der Diebstahl hat bei anderen Koi-Besitzern für Unruhe gesorgt: Nachdem gestern im Radio über den Diebstahl berichtet worden war, gab es besorgte Anfragen und Besuche bei Familie K.