Das Publikum feierte das erste Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals auf Gut Pronstorf

Pronstorf. Welch' gediegener Auftakt der Konzerte des Schleswig-Holstein Musik-Festivals auf Gut Pronstorf. Die Klarinettistin Sabine Meyer begeisterte mit ihrem Neffen, Cellist Mischa Meyer, Pianist Martin Helmchen und Werken von Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms und Alban Berg. Beethoven ausgenommen, spielten Meyer und Meyer mit Caspar Frantz (Neffe von Justus) das gleiche Programm vor zwei Jahren beim Festival-Konzert auf Hof Bissenbrook in Großenaspe.

Mischa Meyer faszinierte erneut mit seinem hingebungsvollen Spiel. Der 28-Jährige bleibt nie an der glatten Oberfläche. Er geht den Gefühlen einer Komposition auf den Grund, scheint gleichsam ihre Wirkung zu erlauschen, singt mit seinem Cello, gibt den Rhythmen feinfühlig Strukturen.

Frischer Konzert-Auftakt mit Beethovens "Gassenhauer-Trio", ein Stück, das banal bleibt, wenn es locker dahin geschrammelt wird. Doch unter der stillen Leitung Sabine Meyers werden die Ecken und Kanten des Stücks hörbar. Das Trio gibt der Komposition einen kantablen Charakter und den Motiven den Ausdruck einer kurzweiligen Plauderei.

Beethovens Sonate für Klavier und Cello in D-Dur, Opus 102, Nr. 2, bringen Mischa Meyer und Martin Helmchen in den typischen, satten Beethoven-Farben. Das Duo führt eine intelligente Unterhaltung mit gefühlvollem Flair und modelliert Pointen und Stimmungen spannungsreich bis zum abrupten Schluss.

Nach der Pause dann Alban Berg. Moderne Musik also, von vielen Klassikfreunden immer noch als "Brocken" empfunden und deshalb von den Programmgestaltern meistens geschickt als erstes Stück nach der Pause platziert. Doch die vier Stücke für Klarinette und Klavier, Opus 5, von Alban Berg haben Erbarmen mit dem Publikum. Sie sind kurz. Das Wichtigste aber: Die Aphorismen machen neugierig auf weitere Musik-Literatur der Moderne, zumal, wenn sie so präzise gespielt werden wie von Sabine Meyer. Lustvoll setzt sie mit den Obertönen spannende Effekte und leitet ihren Klavierpartner souverän durch die wunderbaren vier Berg-Stücke. Martin Helmchen legt die kurzen Klänge expressiv an, immer im Gleichklang mit der Klarinette, der er viel Raum für ihre kluge Interpretation gibt. Dem Duo gelingt es, mit Alban Berg die Seele zu erreichen - im großen Saal herrscht absolute Stille. In Brahms' Klarinettentrio a-Moll baut Sabine Meyer große, nuancenreiche Bögen. Und trotzdem: Brahms erklingt in langweiliger Schönheit, eben: Brahms.