Das schlechte Wetter bringt Ziel der “schwarzen Null“ unter der Bilanz des Großereignisses in Gefahr. Schlechte Stimmung im Team die Folge.

Norderstedt. Der vergangene Sonntag war richtig schlimm. Gefühlter Herbst, Dauerregen, kühler Wind. Eine Frechheit, mitten im kalendarischen Sommer. Die Schlechtwetterperiode der vergangenen Wochen hat die Hoffnung auf einen guten Sommer 2011 zerstört. Was dem Privatmann nur die Laune verhagelt, ist für die Landesgartenschau Norderstedt, die Stadtpark GmbH und damit für die Stadt Norderstedt und den Steuerzahler langsam aber sicher ein alles überstrahlendes Problem. Das Ziel der "schwarzen Null" in der Bilanz scheint in Gefahr.

Es macht sich ein Gefühl von Ohnmacht im Team von Gartenschau-Geschäftsführer Kai Jörg Evers breit. "Am letzten Sonntag waren gerade mal 1000 Leute auf der Schau. Und das ist schon erstaunlich - bei dem Dauerregen", sagt Evers. Die Gartenschau könne so schön sein, wie sie will, so tolles Programm bieten wie möglich - bei Schietwetter bleibt all das wirkungslos. Es zeigt sich, warum es in Schleswig-Holstein mit den Landesgartenschauen bisher nur zögerlich voran ging. Eine mehrmonatige Freiluftveranstaltung, die komplett vom Wetter abhängig ist, kann im Land zwischen den Meeren mit seinen häufig verregneten Sommern schnell zum Minusgeschäft werden.

Zur Halbzeit-Bilanz Mitte Juli hatte sich Kai Jörg Evers mit den erreichten 290 000 Besuchern noch zufrieden gezeigt. 10 000 Besucher mehr und die Schau hätte zur Halbzeit die Hälfte der für die "schwarze Null" insgesamt bis zum 9. Oktober kalkulierten 600 000 Besucher gehabt. "Doch diese 10 000 Besucher fehlen uns jetzt immer noch. Bisher lagen wir immer etwas über den erwarteten Zuschauerzahlen. Doch nach der Besucher-Diät der letzten Wochen sind wir bis auf die Knochen runter gehungert", sagt Evers. Falls das Wetter jetzt nicht langsam ein Einsehen hat, wird es richtig eng mit dem Erlös am Stadtparksee. Hoffnung machte der Donnerstag. Kaum hatte die Sonne sich gezeigt, herrschte auf dem Gartenschau-Gelände reger Betrieb, die Gastronomie war gut besetzt und das "Bimmelbähnchen" drehte seine Runden. Evers: "Die Leute kommen gerne auf die Schau und warten das Wetter ab." Und so wächst die Zuversicht, dass nach dem "Sommermärchen" zu Beginn der Schau und dem Regendesaster der vergangenen Wochen nun eine Phase des stabilen Gartenschau-Wetters beginnt.

Wetter unabhängiger sind die Macher der Hundertwasser-Ausstellung. Doch auch hier sorgt die "Besucher-Diät" dafür, dass der Gürtel enger geschnallt wird. Zur Halbzeit hat Ausstellungsleiter Guido Sondern die 15 000. Besucherin der Ausstellung von über 200 Originalwerken des Wiener Universalkünstlers Friedensreich Hundertwasser begrüßt. Das hört sich zunächst ganz gut an. Wer aber den Zuschauerzuspruch der Stationen der Wanderausstellung in Deutschland vergleicht, für den relativiert sich das Norderstedter Ergebnis als eher unterdurchschnittlich.

Die Hundertwasser-Ausstellung 2007 im Ostholstein-Museum in Eutin schlug dort alle Rekorde. 53 792 Besucher in drei Monaten, so viele wie das Museum sonst innerhalb von drei Jahren hatte. Vergleichbare Erfolge meldete die Wanderausstellung aus Meersburg am Bodensee (88 000 Besucher in vier Monaten) und Amberg in Bayern (40 000 Besucher in zwei Monaten).

"Sicherlich liegen wir unter den Zahlen der anderen Ausstellungen. Im Regelfall haben die Zahlen nach der Halbzeit ordentlich zugenommen und den größten Teil der Besuche ausgemacht. Zur Halbzeit hatten wir noch nie auch die Hälfte der gesamten Besucher", sagt Ausstellungsleiter Guido Sondern. Die Zahlen im Mai seien nicht berauschend gewesen, im verregneten Juli schon deutlich besser. Obwohl Sondern betont, dass er zunehmend Besucher verzeichnet, die ebenso bei Sonne und Regen zur Ausstellung kommen und kein Kombi-Ticket haben - also exklusive Hundertwasser-Fans sind.

Ob die Symbiose zwischen Hundertwasser und Gartenschau aber ein großer Erfolg werden wird, scheint zur Halbzeit ungewiss.

Guido Sondern: "Für uns ist es auch eine neue Erfahrung, ein Experiment. Neu ist vor allem die lange Laufzeit. Die anderen Ausstellungen gingen ja drei bis vier Monate. Es wird sich hier zeigen, wie so eine lange Laufzeit sich auswirkt."