Die Norderstedter Bibliothek erreicht im bundesweiten Leistungsvergleich Platz drei und bestätigt den guten Trend der letzten Jahre.

Norderstedt. Die Stadtbücherei Norderstedt zählt zu den besten öffentlichen Bibliotheken in Deutschland. Im bundesweiten Bibliotheksranking schaffte es die Norderstedter Einrichtung in der Kategorie Städte zwischen 50 000 und 100 000 Einwohner auf Platz drei. Damit setzt sich die Erfolgsgeschichte auch im elften Jahr der Teilnahme fort. "Natürlich freuen wir uns über die gute Platzierung, aber wir werden in den kommenden Jahren nicht mehr teilnehmen, weil wir uns neuen Herausforderungen stellen müssen und auch wollen", sagt Bücherei-Chefin Susanne Martin, die den Platz auf dem Podest als Beweis für die Leistungsfähigkeit der Stadtbücherei als Informationsvermittler, Bildungspartner und Ort des gesellschaftlichen Lebens sieht.

Der Sieg ging mit 1234 Punkten an die Stadtbibliothek Herten, auf Platz zwei rangiert die Bibliothek Göppingen mit 1215 Punkten. Der Stadtbücherei Norderstedt fehlten gerade mal drei Punkte am Ergebnis des Zweitplatzierten. "Zwar sind wir im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz abgerutscht. Aber es ist schon eine großartige Leistung, dass wir seit mehr als einem Jahrzehnt im Spitzenfeld liegen", sagt Susanne Martin. Im Jahr 2003 gingen sie und ihr Team sogar als Gewinner aus dem deutschlandweiten Leistungsvergleich hervor. Zwei Jahre später folgte dann aber der Tiefpunkt. Da hatten die Politiker die Gebühren verdoppelt und ihre Bücherei war "auf den sechsten Platz abgestürzt", erinnert sich Susanne Martin.

Umso mehr freut es sie, dass die Anstrengungen der vergangenen Jahre nun wieder stetig von Erfolg gekrönt sind. Keine andere Bücherei in Deutschland ist besser als die in Norderstedt, was die Zahl der Medien, der Mitarbeiter und die Publikumsfläche je Einwohner angeht, so die Statistik der Bertelsmann Stiftung und des Deutschen Bibliotheksverbands, die die Bücherei-Tabelle erstellen.

+++ Kommentar: Stadtbücherei fit für die Zukunft +++

Auch bei den Veranstaltungen (7,1 je 1000 Bewohner) ist die Norderstedter Bücherei Spitze. Verbesserungsbedürftig sei weiterhin die Wirtschaftlichkeit. Mit 38 Mitarbeitern auf 26,5 Planstellen habe die Bücherei hohe Personalkosten. Das liege an den vier Standorten, die betreut werden müssten, erklärt Martin. "Büchereien müssen fußläufig zu erreichen sein. Sonst bleiben die Leser weg." Die Einnahmen decken ein Drittel der Kosten, die Stadt hat im vorigen Jahr gut 1,5 Millionen Euro zugeschossen.

Die Stadtbücherei Norderstedt nimmt an dem Leistungsvergleich teil, weil sie wissen will, wie sie im Vergleich mit ähnlichen Bibliotheken aufgestellt ist. Das BIX-Ranking enthält Kennzahlen zum Dienstleistungsangebot der Bibliothek und ihrer Ausstattung, zum Erfolg bei ihren Kunden sowie zum optimalen Einsatz der Ressourcen. Die Daten machen deutlich, in wie weit es einer Bibliothek gelingt, Lesehunger zu wecken, Informationskompetenz zu schulen, Zugang zu elektronischen Medien zu schaffen, einen Ort für konzentriertes Arbeiten zu bieten, Dienstleistungen "auf den Punkt" zu liefern, Kooperationen mit Leben zu füllen und Integration zu fördern. Gleichzeitig wird erkennbar, wo Arbeit und Angebot noch verbessert werden können.

Es wird erkennbar, wo Arbeit und Angebot verbessert werden können

Aus dem Vergleich lässt sich ablesen, dass die Stadtbibliothek in einigen Bereichen auch absolute Spitze ist: So haben die Norderstedter die Zentrale im Rathaus und die drei Filialen im vergangenen Jahr im Schnitt 4,17-mal besucht. Bücherei-Chefin Susanne Martin vermutet, dass sich hier neben dem guten Service auch die gute Erreichbarkeit niederschlägt. Aber auch die Stadtbücherei Norderstedt bekommt zu spüren, was viele öffentliche Bibliotheken registrieren: Die Zahl der Kunden, die persönlich kommen und sich mit Lektüre oder anderen Medien eindecken, schrumpft kontinuierlich. Im Gegenzug nutzen immer mehr der knapp 15 000 Büchereikarteninhaber das virtuelle Angebot. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir nicht mehr der Wissens-Monopolist sind", sagt die Norderstedter Büchereileiterin, die die Konkurrenz der Info-Anbieter im Internet aber auch als Chance sieht. Die kommunale Bibliothek bekomme viele E-Mail-Anfragen von Abiturienten, Studierenden und Berufstätigen, die in der allgemein zugänglichen Informationswelt gescheitert seien. Die Bibliothekare hätten da tiefer gehende Suchmöglichkeiten, sie seien hoch spezialisiert, um den Wunsch nach Wissen zu stillen. Das bedeute zugleich, dass die Mitarbeiter geschult werden müssen. Diese Zeit wurde in der Stadtbücherei freigeschaufelt, indem die Mitarbeiter von Routinearbeiten entlastet wurden.

Seit kurzem können die Lesefans ihre Bücher ohne fremde Hilfe ausleihen und zurückgeben. Damit die Selbstbuchung klappt, waren Vorarbeiten notwendig. "Wir mussten rund 150 000 Bücher mit einem Speicherchip bekleben, der, ähnlich wie ein Strichcode, alle nötigen Daten für die Ausleihe und Rücknahme enthält", sagt der stellvertretende Büchereileiter Ingo Tschepe. Installiert werden mussten zudem die Lesegeräte und Monitore - rund 160 000 Euro hat die Umstellung gekostet, mit der die Büchereileitung auch auf den Wunsch der Kunden nach Selbstbedienung reagiert hat.

Die Mitarbeiter haben auf den Wunsch nach Selbstbedienung reagiert

Und die haben den neuen Service gut angenommen. "Das System ist einfach aufgebaut und sehr verständlich", sagt Leserin Karin Lenzen, die zu den Stammkunden in der Rathausbücherei gehört. Und beim ersten Mal stehen die Mitarbeiterinnen auf Wunsch gern zur Seite und gehen die einzelnen Schritte mit den Nutzern durch. Ist die Buchung am Monitor abgeschlossen, legen die Kunden Bücher und andere Medien auf Transportwagen.