Eine Glosse von Maike Grunwald

Ich liebe Netzwerke wie Facebook. Auf einen Blick sehe ich, was meine Freunde gerade tun, was sie sich im Internet gerade ansehen, womit sie sich beschäftigen. Meine Zeitung stellt aktuelle Nachrichten dazu. Und das alles kostenlos!

Klar, dass dieser Service finanziert werden muss. Theoretisch habe ich ja auch nichts gegen die Werbeanzeigen am Seitenrand. Gruselig ist nur, wie sehr sie zur mir passen. Facebook weiß, in welcher Stadt ich lebe, was meine Interessen sind, kennt mein Geschlecht, Alter und meinen Familienstand. Darauf zugeschnitten erscheinen Anzeigen für Cafés in meiner Umgebung, Mode für Frauen meiner Altersgruppe und Fernreisen. Man fühlt sich ein bisschen ausspioniert, aber ich will mich nicht beschweren: Keiner zwingt mich draufzuklicken.

Nur die ständigen Beleidigungen durch schlecht personalisierte Werbung stören mich. "Weg mit dem Bauchfett!", wurde mir befohlen. Nur weil ich eine Frau bin, unterstellt man mir, ich wolle abnehmen. Auch andere Angebote, durch die ich mich "Endlich wohlfühlen!" könne, gab es zuhauf. Jetzt soll ich mir Freunde mieten, "fürs Kino, Spazierengehen oder einfach nur reden" (ab 25 Euro). Oder gar einen potenziellen Partner: "Keine Zeit, lange zu flirten? Kauf dir dein Date!" Dabei habe ich in meinem Profil doch angegeben, dass ich verheiratet bin. Laut Facebook bin ich also nicht nur zu fett, vereinsamt und betrübt, ich neige auch zum Fremdgehen. Frechheit!