Norderstedter Unternehmen und Gemeinnützige machen “Gute Geschäfte“, ohne dass auch nur ein Cent fließt. Leistung für Gegenleistung.

Norderstedt. Das Miteinander in einer Stadt wird häufig und gerne beschworen - aber nur selten wirklich eingelöst. In Norderstedt gibt es eine Initiative, die einzigartig in der Metropolregion Hamburg ist und beispielhaft für das Modell einer lebendigen Stadtgesellschaft. Der Titel der Initiative ist "Gute Geschäfte". Der Zweck der Aktion ist damit nur unzureichend beschrieben. Denn es geht um viel mehr als nur Geschäfte. Und bei den Geschäften fließt kein einziger Cent.

In diesem Jahr kommt es am Mittwoch, 28. September, um 18 Uhr im Foyer der "TriBühne" im Norderstedter Rathauses zu diesem Marktplatz für Unternehmen und Gemeinnützige, der von Norderstedt Marketing organisiert wird. Das Prinzip ist einfach: Ich gebe dir, und du gibst mir. Leistung für Gegenleistung. Die Partner sind Unternehmen der Stadt Norderstedt und gemeinnützige Vereine, Organisationen, Initiativen oder Einzelpersonen. Profit trifft auf Non-Profit. "Aber auf Augenhöhe", sagt Carsten Krohn, Filialleiter der Raiffeisenbank und Leiter der Aktion bei Norderstedt Marketing.

Im September 2010 lud der Verein Norderstedt Marketing zum ersten Mal zu diesem Marktplatz für Unternehmen und Gemeinnützige. 30 Firmen und ebenso viele Ehrenamtler kamen im Rathaus zusammen. "Das war keine statische Messe, das war ein lustiges, ungezwungenes und sehr lebendiges Speed-Dating", sagt Carsten Krohn. An Stehtischen konnten Vereinsvertreter Firmenchefs ansprechen - und andersherum. "Der Gemeinnützige erklärt seine Idee, und wenn der Unternehmer weiterhelfen kann, dann präsentiert er seine Gegenidee. Das ging damals Zack-Zack", sagt Krohn. Falls sich eine Kooperation ergab, wurde sie schriftlich festgehalten - damit die Vereinbarung nicht einfach nur dahin gesagt, sondern verlässlich wurde. Deswegen konnte Norderstedt Marketing nun auch eine prüfbare Bilanz der ersten Aktion ziehen. "Beim ersten Marktplatz kamen mehr als 60 Übereinkommen zustande. Viele wurden bereits umgesetzt oder stehen kurz davor. Wir sind mehr als zufrieden", sagt Carsten Krohn. Der Banker ist mehr als überzeugt von der Selbsthilfeidee der Aktion: "Sponsoring tut für alle Vereine Not. Aber die tradierten Methoden, Spenden zu generieren funktionieren nicht mehr." Bettelbriefe oder -anrufe - die meisten Unternehmer ignorieren sie, weil sie die Übersicht verloren haben. Die "Guten Geschäfte" bieten die Chance, sich eine Idee anzuhören, den Menschen dahinter kennenzulernen und spontan zu entscheiden, sagt Krohn.

Susanne Schneider, Inhaberin von Lüdemann Pflanzen & Floristik, nutzte den Marktplatz für diverse Kontakte. "Von vielen guten Ideen in dieser Stadt habe ich zum ersten Mal bei dem Marktplatz gehört", sagt Schneider. Und sie entschied sich, gleich mehrere zu unterstützen. Dem Förderverein Ossenmoorpark und der "Kräuterhexe" Ute Otto, die im Park jungen Leuten Naturkundeunterricht gibt, stiftete Susanne Schneider mehrere Kisten mit Pflanzen für den Park. Im Gegenzug unterstützten der Förderverein und die "Kräuterhexe" Lüdemann-Veranstaltungen durch Präsentationen. Lüdemann verhalf auch der Johannes Kantorei Norderstedt zu einer Dekoration für die Kirche. Der Chor der Kantorei wird dafür im September auf einem Straßenfest bei Lüdemann singen. Einige Seidenpflanzen des Floristikgeschäfts dienten leihweise als Bühnendekoration einer Aufführung des Theaters Life. Das Theater wird sich dafür ebenfalls beim Movimento-Umzug und beim Losverkauf auf dem Straßenfest beteiligen. Auch die Wiesenblumensaat für das Himmelszelt, die Kirche in der Landesgartenschau, übernahm das Unternehmen und erhielt dafür einen Platz im Zelt.

Weitere Beispiele gefällig? Holz und andere Stoffe von Obi waren dem Theater Life von Nutzen. Für den Baumarkt gab es im Gegenzug Freikarten für eine Aufführung, und Mitglieder des Theaters veranstalten ein Kinderschminken auf dem Obi-Gelände. Plambeck und Obi stellten dem DRK für vier Wochen einen Schulungsraum zur Verfügung, 15 Mitarbeiter des Unternehmens konnten kostenlos an einem Erste-Hilfe-Kursus teilnehmen.

Für kleine Fahrradersatzteile sorgte die Haspa und bekam als Gegenleistung Fahrradtests von der Verkehrswacht - eine Vereinbarung, die auch weiterhin bestehen wird.

Die Krückmann GmbH versorgt das Charity Network mit Baumaterial für das Container-Vordach. Dessen Mitglieder reinigen und warten dafür die PCs des Unternehmens. Auch diese Vereinbarung bleibt bestehen.

Für die zweite Veranstaltung am 28. September hat Norderstedt Marketing bereits Informationsabende für Vereine und Unternehmen gegeben. Im August und im September werden noch Workshops angeboten, die die Teilnehmer auf den Marktplatz vorbreiten sollen (siehe Artikel unten). Schirmherr der Aktion ist Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Die Ehrenamtsförderung Schleswig-Holstein unterstützt sie mit 10 000 Euro.