Coppernicus-Gymnasium bekommt für knapp drei Millionen Euro neue Räume

Norderstedt. Das Tüllband ist durchschnitten, der Weg über den roten Teppich frei. Und der führt in einen Anbau, von dem sich alle neuen Schwung für das Schulleben im Coppernicus-Gymnasium versprechen: Für knapp drei Millionen Euro entstand der Südflügel mit vier Klassenräumen, einer Mensa mit 200 Plätzen, zwei Gruppenräumen, Lernwerkstatt, Lehrerarbeitsplatz, Musikraum und Bibliothek auf zwei Etagen.

Hell, modern, großzügig, mit interaktiven Activ Boards statt herkömmlicher Tafeln. "Schon die Südlage verspricht pralles Leben und vollen Glanz, das muss sich doch auf das Schulleben auswirken", sagte Schülersprecherin Kira Meyer, 17, als der Neubau jetzt offiziell eingeweiht wurde.

Die Unterrichtsräume sind groß und mit interaktiven Activ Boards ausgestattet

"Viele Klassen wollen dahin umziehen", sagt Schulleiterin Heike Schlesselmann. Kein Wunder, haben doch die neuen Klassenräume so gar nichts mehr gemein mit dem herkömmlichen Lernumfeld. Großzügig geschnitten, die Tische als U angeordnet, davor ebenso schlichte wie funktionale Stühle, Außenlamellen, die automatisch runterfahren, wenn die Sonne zu viel Hitze produziert, Regale mit Aufbewahrungsboxen, ein im Tisch versenkbarer PC, mit dem die Lehrer den Unterricht steuern. Eine Klasse hat schon schriftlich den Umzug angemeldet, Schülersprecherin Kira und ihre Mädels vom sprachlichen Profil erheben ebenfalls Anspruch.

Herzstück des Neubaus, den der Hamburger Architekt Achim Niemann geplant hat, ist die Lernwerkstatt. Dort stehen Holzkisten mit ausgesuchten Materialien in den Regalen, die Schüler können eigenverantwortlich Wissen vertiefen, wenn sie sich im normalen Unterricht unterfordert fühlen. Eineinhalb Jahre hat eine Projektgruppe mit Schülern Eltern und Lehrern am Konzept gefeilt. Der Lohn war jetzt ein Gütesiegel aus Kiel. Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) hat landesweit elf Schulen zu "Kompetenzzentren für Begabtenförderung Sekundarstufe I und II" ernannt, das Copp ist eine von ihnen. "Sie entwickeln ihre Schulen weiter, und davon werden andere profitieren", sagte Klug, als er die Auszeichnungen überreichte und noch 7000 Euro pro Schule dazu packte.

"Um Missverständnissen von vornherein vorzubeugen: Wir bleiben ein ganz normales Gymnasium und werden keine Eliteschule", sagte Projektleiterin Birgit Lehfeldt, eine von vier Beratungslehrerinnen für Begabtenförderung in Schleswig-Holstein. Um das Ziel zu verdeutlichen, verweist sie auf einen Ausspruch von John F. Kennedy: "Mit der Flut steigen alle Schiffe". Natürlich sollen leistungsstarke und -willige Schüler speziell gefordert werden. Es gehe aber auch darum, Schüler aus der "breiten Mitte hochzuziehen" und die Qualität des Lernens insgesamt zu steigern.

Viele Talente schlummerten in den Jugendlichen. Sie würden erst entdeckt, wenn sie gezielt gesucht werden. Begabtenförderung habe die "Hochleister" im Blick, aber auch diejenigen, die besondere Fähigkeiten bisher nicht entfalten konnten, weil sie durch Hindernisse blockiert waren. Die Fachkollegen haben schon einen Grundstock an "Schatzkisten" angelegt. Paris zum Beispiel lässt sich vielfältig entdecken, geschichtlich, architektonisch, kulturell. Mitten auf dem Tisch der Lernwerkstatt steht ein Gefäß mit Lego: "Das Bauen mit den kleinen Steinen entspannt und fördert zugleich kreative Gedankenverknüpfungen", sagt Birgit Lehfeldt.

Mit der Mensa entfällt aber auch eine lieb gewonnene Einrichtung, die Cafeteria. Nun schmieren nicht mehr die Mütter Brötchen, ein Caterer tischt auf. "Wir hoffen, dass das Essen mindestens so gut ist, dass wir unseren geliebten Schokostreuselpudding und den Würstchenschalter vergessen können", sagte die Schülersprecherin.

Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote griff den Ball auf: Solche Aussagen zeigten, dass die Kinder und Jugendlichen Schule längst nicht mehr als Lernanstalt, sondern als Lebensraum sehen, in dem sie einen großen Teil ihrer Zeit verbringen. "Morgens gehe ich zur Schule, und nachmittags habe ich Spaß - dieses Motto stimmt schon lange nicht mehr", sagte der Verwaltungschef. Die Modernisierung der Norderstedter Schulen werde in den nächsten Jahren einen Schwerpunkt im städtischen Haushalt darstellen.

Die neuen Räume werden das schulische Leben positiv verändern

Eine gute Bildung und qualifizierter Nachwuchs seien längst zu wichtigen Standortfaktoren geworden. Gerade erst sei er bei Jungheinrich gewesen, und der Gabelstapler-Hersteller, der in Norderstedt sein größtes Werk betreibt, suche händeringend sieben Elektro-Ingenieure. "Aber sie finden einfach niemand", sagte Grote.

"Die neuen Räume werden das schulische Leben verändern", sagte Schulleiterin Heike Schlesselmann. Der Neubau-Trakt biete den Schülern Frei- und Rückzugsräume. Nicht nur in den Gruppenräumen und der Lernwerkstatt, sondern auch in der Mensa könnten sich die Schüler entspannen, lesen, Hausaufgaben erledigen oder mit anderen Referate besprechen. Auch die Schulleiterin spürt Euphorie und Aufbruchstimmung, der Neubau habe schon vor seiner Fertigstellung eine positive Wirkung entfaltet.