Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Ich blicke im Supermarkt über Müsli, Gesichtswurst und Vollkornknäcke auf dem Kassenband hinweg auf das Zeitschriftenregal und spüre dieses tief empfundene Glücksgefühl, dass es immer nur einmal im Jahr gibt. Da steht das Bundesliga-Sonderheft. Intuitiv greife ich zu, lege es aufs Band und ruhe in mir. Ein guter Tag.

Zu Hause wird Mutter und Kind klar gemacht, dass Störungen des Vaters beim Lesen als unfreundlicher Akt gewertet und mit drastischen Sanktionen wie Pantoffel-Würfen geahnt würde. Sowohl die Frau als auch die Brut folgen klaglos. Ich schlage die erste Seite auf. Der Altnationale Karl-Heinz Körbel, der ewige Frankfurter Recke, der "Charly" tippt die Bundesliga-Saison. Immer wieder zum Totlachen diese Tipps, weil sie nie stimmen. Körbel setzt - klar - die Bayern auf Eins. Und dann Werder? Vizemeister? Ha, ha, ha! Dieser Körbel.

Wo sind jetzt eigentlich die Borussen aus Dortmund? Irgendwo im Mittelfeld. Mutig, die Eintracht-Legende, mutig. Aber jetzt hört's wirklich auf. Meinen SC Freiburg setzt diese Frankfurter Wurst doch glatt auf den Abstiegsplatz. "Sind in der letzten Saison rumgedümpelt, haben schlecht eingekauft, sicherer Abstieg". Kurz spiele ich mit dem Gedanken nach Frankfurt zu fahren, um vor dem Römer eine Eintracht-Frankfurt-Flagge zu verbrennen.

Dann schaue ich auf den Titel des Heftes. Saison 2010/2011. Aber falsch lag Körbel trotzdem.