Braucht die Großgemeinde wirklich das geplante City Center Ulzburg? Die Bedenken in der Bevölkerung gegen das Projekt sind groß

Henstedt-Ulzburg. Wollen die Henstedt-Ulzburger kein neues Einkaufszentrum in der Ortsmitte von Ulzburg? Dieser Eindruck ist kaum von der Hand zu weisen: Bisher haben nur die Politiker von CDU und SPD Ja zum Bau des City Centers Ulzburg (CCU) gesagt, weitere positive Reaktionen bleiben - zumindest öffentlich -weitgehend aus. Kritik oder zumindest starke Skepsis überwiegen, wie auch die Zuschriften belegen, die in den vergangenen Tagen die Redaktion der Norderstedter Zeitung erreicht haben:

Wo sind die Boutiquen?

Wer hat erforscht, dass zwei Etagen für C&A Wunsch und Wille der Einwohner ist? Seit 1972 Bürgerin dieser Gemeinde vermisse nicht nur ich die drei Boutiquen des ehemaligen Centers, die alle ihre Stammkundschaft hatten und davon gut existieren konnten. Nur werden diese Kunden sicher nicht zu C&A wechseln. Es ist politisch gewollt und auch vernünftig, dass die Kaufkraft im Ort bleiben soll. Dann muss man den Bürgern aber auch die Möglichkeit geben, in angenehmer Atmosphäre in kleinen, oft inhabergeführten Läden, einzukaufen. Das Gewerbegebiet Nord bietet mit Real, drei Discountern und diversen Billigläden der Bekleidungsindustrie genug Fläche für einen preiswerten Einkauf.

Marianne Sievert

Lächerlich

So wie ich das sehe, teilen sich zwei Mieter (C&A und Kaufland) wohl den ganzen Komplex unter sich auf, auf einer kleineren Fläche dann noch DM. Es wird ganz klar eine Überversorgung geben. Real, Lidl, Penny und Aldi sind 500 Meter Luftlinie entfernt, gegenüber ist Edeka, und Drogerieketten gibt es wohl an jeder Ecke. Für C&A sehe ich noch eine gewisse Berechtigung, da ein größerer Textilmarkt im Umkreis nicht vorhanden ist. Aber der Rest?

Der Investor möchte natürlich gerne wenige große Mieter haben, verständlich. Aber die Frage ist doch: Ist das nötig?

Wenn von einem Einzugsgebiet von 25 bis 30 Kilometern gesprochen wird, kann ich nur sagen: Wunschdenken, das erheblich an der Realität vorbei geht. Will man Kunden aus Norderstedt, Pinneberg, Neumünster oder Bad Segeberg animieren, das CCU zu besuchen? Lächerlich!

Dann der Verkehr auf der Hamburger Straße. Er ist jetzt schon zu bestimmten Zeiten desolat, wie soll es aussehen, wenn tatsächlich die erhofften Kunden einfallen?

Bernd Lange

Verkehrschaos droht

Standort und Größe des geplanten Einkaufszentrums passen nicht in den Ort. Sollten Kunden aus einem Einzugsbereich von 30 Kilometern, was anzuzweifeln ist, kommen, ist das Verkehrschaos komplett. Veränderungen von Schaltzeiten der Verkehrsampeln reduzieren nicht die Anzahl der Fahrzeuge. Die Durchfahrt durch Ulzburg erfolgt über eine Straße, und das ist die Hamburger-Straße. Ich kann nur hoffen, dass der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr in Itzehoe die Situation entsprechend beurteilt und die Genehmigung verweigert. Alternative: Attraktive Wohnungen und einige nette Geschäfte.

Werner Lepper

Keine Bereicherung

Wir sind der Meinung, dass ein City Center mit den Geschäften, mit denen Vorverträge gemacht wurden, absolut Unfug ist. C&A, Kaufland sowie der Drogeriemarkt DM sind weiß Gott keine Bereicherung für den Ort.

Da kann noch so viel Kaufkraft in der Gemeinde vorhanden sein, die Läden sind aber überhaupt nicht attraktiv. Neben dem Herold-Center hat es eine C&A-Filiale gegeben, die nicht angenommen wurde, nun wollen wir in Henstedt-Ulzburg versuchen ,dieses zu wiederholen. Wir haben einfach die Befürchtung, nach kurzer Zeit eine Investitionsruine im Ort zu haben.

Das Ulzburg-Center hatte ja mit Beginn seiner Eröffnung viele inhabergeführte Geschäfte mit einem attraktiven Angebot und einer Vielfalt - leider wurde es im Laufe der Jahre immer armseliger mit dem Angebotsmix. Wer hat das Angebot nicht angenommen? Eben wir, die Verbraucher. Wir denken, mit dem Gewerbepark ein breites Angebot in der Gemeinde zu haben, da benötigen wir keine weitere Konkurrenz. Wir haben ausreichend Lebensmittelmärkte, Discounter, Drogeriemärkte. Kaltenkirchen rundet das Angebot mit Dodenhof ab. Selbst das Herold-Center ist aus unserer Sicht mit vielen Kettenläden kein großer Kundenmagnet Und da wollen wir uns in Henstedt-Ulzburg ein Center mit paar wenigen Geschäften gönnen! Wir glauben, dass inhabergeführte Läden leider keine Überlebenschance gegen die großen Ketten haben.

Holger und Viola Kobarg

Parkdeck wird kommen

Ist es wirklich eine "Falschmeldung", wenn man vermuten muss, dass hinter der Attika einmal ein Parkdeck gebaut werden könnte, auch wenn der Fraktionsvorsitzende der SPD, Horst Ostwald, immer wieder beteuert, das sei durch den Bebauungsplan ausgeschlossen?

Auf der Präsentation am 20. Juni war doch schon deutlich zu sehen, dass es zu dem riesigen Kauflandbereich im Erdgeschoss auch im ersten Obergeschoss hinten links noch einen schmalen Bereich für Kaufland gibt. Wozu soll denn der dienen, wenn nicht für einen direkten Zugang von einem möglichen Parkdeck zu Kaufland oder auch einem großen Discounter?

Haben nicht die Investoren auch schon am 30. März ganz klar gesagt, wenn Kaufland nicht kommt, sei auch die Tiefgarage nicht finanzierbar? Und wo soll dann geparkt werden?

Glaubt man Herrn Ostwald, so kann nicht sein, was nicht sein darf; ein Parkdeck sei schließlich ausgeschlossen - als ob man Verträge und Bebauungspläne nicht bei Bedarf auch ändern könnte. Erleben wir das nicht gerade in Henstedt-Ulzburg?

Bodo Grützbach

Beklagenswerter Zustand

Der aktuelle, eigentlich seit bereits mehr als zehn Jahre andauernde Zerfallsprozess des Ulzburg-Centers ist ein wesentliches Hindernis für die weitere Entwicklung des Henstedt-Ulzburger Ortskerns. Eine Zumutung nicht nur für viele Bürger, die diesem "Konsum-Slum" längst den Rücken gekehrt haben, sondern für viele kleinere Betriebe im Umfeld, die von einem funktionierenden Einkaufszentrum auch profitieren würden. Möglicherweise würde eine dynamische Entwicklung im Zentrum auch das öde Gegenüber des Ulzburger Bahnhofs positiv beeinflussen, unter anderem die große Baulücke "Beckmann-Gelände".

Eines sollte doch allen Bürgern hier klar sein: Der beklagenswerte heutige Zustand mitten im Zentrum Henstedt-Ulzburgs hält schon viel zu lange an. Und dieser sollte umgehend geändert werden. Dass Investoren vor den Toren Henstedt-Ulzburgs Schlange stehen, kann wohl kaum einer behaupten. In meiner Heimatstadt Oldenburg (Niedersachsen) wurde gerade ein großes zentrales Einkaufszentrum durch den Investor ECE für mehr als 100 Millionen Euro erstellt, trotz bereits umfangreichem Angebot für die Menschen dort. Nur für den sind wir nun mal nicht groß genug. Unterstellt, der hiesige Investor ist seriös, sollte schnellstmöglich mit dem Bau begonnen werden. Unsere Gemeindevertretung sollte sich baldmöglichst zu einer Entscheidung durchringen.

Frank Rauen

Konzept ist überholt

Für mich persönlich gelten klare Grundsätze: Ich tätige kleine Einkäufe dort, wo ich ungehindert vorfahren und ohne umständliche Abrechnung von Parkgeld wieder wegfahren darf. Anschaffungen im größeren Rahmen erfolgen dort, wo mir Stil und Qualität des Anbieters zusagen.

Für das CCU bedeutet dies, dass für mich bislang nicht erkennbar ist, was mich dort zum Einkauf reizen könnte.

Von der Architektur her bietet der Entwurf nichts Neues oder Herausragendes. Meiner Ansicht nach ist auch das Konzept überholt und trägt der Tendenz, die sich wieder in Richtung romantischer Wohlfühlplätze bewegt, keine Rechnung.

Wer ein Ortszentrum beleben will, muss 24 Stunden lang zugängliche Parkplätze und Park-and-Ride-Möglichkeiten sowie Freiflächen für Veranstaltungen bieten. Ohne dies wird es unter Garantie nichts!

Hans-Jörg Herrmann