Norderstedter Familie fand totes Tier im Garten. Polizei gab falsche Auskunft über die weitere Vorgehensweise

Norderstedt. Das Tier lag am frühen Morgen auf dem Rasen im Vorgarten: Eine Katze, offenbar in der Nacht verendet. Das ist nicht ungewöhnlich, aber für die junge Familie, die erst vor einem Monat von Hamburg nach Norderstedt gezogen ist, war es ein Problem. Denn diese Katze war unbekannter Herkunft, gehörte nicht zu diesem Haus.

Schnell stellte sich heraus, dass auch Behörden vor einem Problem stehen, wenn so etwas geschieht. Helfen konnte erst der Tierschutzverein Westerwohld in Henstedt-Ulzburg. In ihrer Not rief die Familie bei der Norderstedter Polizei an, wo sie eine Auskunft bekam, die rechtlich nicht haltbar ist. Die tote Katze solle in den Mülleimer geworfen werden, wurde von einem Polizisten geraten. Auf den Hinweis der Anruferin, sie wolle das lieber nicht machen, wurde ihr der Ratschlag gegeben, sie solle auf ihren Mann warten, der könne die Katze dann abends in die Restmüll- oder Biomülltonne werfen. "Wenn ich daran denke, dass in unsere Tonne 14 Tage lang eine tote Katze stecken würde, wird mit ganz anders", sagte die Mutter von zwei kleinen Kindern.

Die Auskunft der Polizei ist rechtlich nicht haltbar, sagt Dr. Kurt Warlies, Leiter des Fachbereiches Gesundheit für Mensch und Tier in der Segeberger Kreisverwaltung. Ein Vogel oder eine Maus könne in den Müll gegeben werden, nicht aber ein Hund oder eine Katze. Diese Tiere müssten der Tierkörperbeseitigung zugeführt werden. Geregelt ist das im "Tierischen Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz". Wenn der Besitzer nicht ermittelt werden könne, sei für die Beseitigung die Familie zuständig, in deren Garten die Katze gefunden wurde.

Was passiert eigentlich, wenn ein Hund oder eine Katze stirbt? Darüber machen sich Haustierhalter spätestens dann Gedanken, wenn sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Es gibt mehrere Wege. Das tote Tier kann im eigenen Garten begraben werden, nicht aber auf einer anderen Fläche, wenn keine Genehmigung des Grundstückseigentümers vorliegt. Das Areal darf kein Wasserschutzgebiet sein. Außerdem muss der Tierkörper mindestens 50 Zentimeter unter der Erdoberfläche liegen. Eine letzte Ruhestätte in freier Natur ist möglich, wenn die Grabstelle nicht an öffentlichen Wegen grenzt. Diese Informationen stammen von Dr. Tina Hölscher, Veterinärin bei "aktion tier".

Üblicher ist der Weg zum Tierarzt. Das aber wird teurer: Die Tierklinik für Kleintiere in Quickborn verlangt eine Gebühr von 50 Euro für einen toten Hund, 40 Euro für eine tote Katze, zehn Euro für ein totes Kleintier. Abholung inbegriffen. Die Preise der Praxen sind individuell geregelt.

Die Tierärzte geben die Tiere weiter an die Tierverwertung Heinrich Nagel in Neumünster. Dort aber kann auch jeder private Tierhalter anrufen (Telefon 04321/9550). Das wird günstiger: Die Beseitigung eines Hundes kostet 1,75 Euro, einer Katze oder eines Kleintieres 1,50 Euro. Hinzu kommen 22,20 Euro Anfahrtskosten. Die Mitarbeiter der Firma Nagel dürfen zwar auf das Grundstück, aber sie dürfen kein Gebäude betreten. So verlangt es das Tierseuchengesetz, sagt Mitarbeiterin Irene Hansen.

In Neumünster werden die Tiere zermahlen und zu Tiermehl verarbeitet. Das wiederum landet in der Lägerdorfer Zementfabrik Holcim, die dafür zahlt. Genutzt wird es als Kohleersatz: Eine Tonne Tiermehl ersetzt nach Auskunft eines Firmensprechers eine Tonne Kohle. Das Feuer ist für die Zementherstellung nötig.

Der Tierfriedhof Nord in Tangstedt bietet Feuer- und Erdbestattung (Telefon 0171/643 20 26). Ein Einzelgrab für drei Jahre kostet 240 Euro, die Einäscherung eines Hundes 340 Euro. Auf dem zwei Hektar großen Gelände gibt es 600 Einzelgräber und Tausende von anonymen Gräber.

Wird ein Reh oder anderes Wild auf der Straße angefahren, sollte die Polizei oder der zuständige Jäger informiert werden. Meistens landet es anschließend auf dem "Luderplatz" im Wald. "Dort wird es der Natur überlassen", sagt Mike Albrecht, Leiter der Unteren Jagdbehörde beim Kreis Segeberg. Es bleibt nicht lange liegen: Oft ist es schon am nächsten Tag verschwunden, weil Wildschweine, Füchse oder Greifvögel ganze Arbeit leisten. Gelegentlich werden tote Tiere auch zur Tierverwertungsanlage gefahren. Bei toten Haustieren am Straßenrand sollte die örtliche Ordnungsbehörde informiert werden. Die wiederum wendet sich an den jeweiligen Straßenträger, der wiederum die Neumünsteraner Firma einschaltet.

Der Fall der Norderstedter Katze wurde unbürokratisch gelöst. Wie Sylvia Rückert vom Tierschutzverein feststellt, war die Katze gechipt. Im Zentralregister für registrierte Tiere im hessischen Hattersheim wurde der Besitzer ermittelt: Die Maine-Coon-Rassekatze Juma, 5, gehörte zur Familie Rank in Norderstedt. "Unsere Katze ist wahrscheinlich an einem Genickbruch verendet", sagte Petra Rank gestern. "Wir werden sie im Garten vergraben."