Richtfest feiert ein Bauherr, wenn der Dachstuhl eines neuen Gebäudes errichtet ist und das Dach noch gedeckt werden muss.

Früher war die Arbeit der Zimmerleute damit beendet, doch heute decken die Zimmerleute manchmal auch noch das Dach. Der Bauherr dankt mit dem gemeinsamen Richtfest allen Handwerkern für ihre Arbeit.

Dabei gibt es einige Bräuche, die schon seit dem 14. Jahrhundert gelten. Als erstes wird auf dem Dachstuhl ein bunter Richtkranz oder Richtbaum, meistens aus Fichte, angebracht, da immergrüne Bäume für Lebenskraft und Fruchtbarkeit stehen. Dies soll den künftigen Bewohnern Gesundheit schenken. Ein Zimmermann trägt danach im Dachstuhl den Richtspruch vor, bei dem er Handwerkern und Architekten für ihre Arbeit lobt. Er trinkt daraufhin ein Glas Wein oder einen Schnaps und wirft das leere Glas auf die Erde. Wenn es zerbricht, bedeutet das Glück für das Haus.. Traditionell wird der letzte Nagel des Dachstuhls vom Bauherrn eingeschlagen und dann beginnt der Richtschmaus. Im 15. und 16. Jahrhundert waren Getränke und Speisen zudem Teil des Handwerkerlohns. Zum Richtfest werden neben den Handwerkern auch alle weiteren Helfer und die Nachbarn eingeladen. Es ist gleichzeitig eine Gelegenheit, um Freunden und Verwandten den Baufortschritt vorzuführen.