Bis zu 20 Jahre alte Werbeplakate verschwanden von der Litfaßsäule an der Europaallee

Norderstedt. Die Werbung wird immer moderner, flotter, lustiger und eindringlicher. Aber es gibt einen Werbeklassiker, der unverwüstlich scheint, den jeder kennt, der aus dem Stadtbild nicht wegzudenken ist: Die Litfaßsäule steht wie ein Monument aus längst vergangenen Zeiten am Straßenrand. Mehr als 17 000 dieser Säulen gibt es in Norddeutschland noch - und vermutlich wird es sie in 100 Jahren auch noch geben.

1855 stellte der Drucker Ernst Litfaß die ersten 100 "Annonciersäulen" im Berliner Stadtgebiet auf. Seitdem haben sie ihr Aussehen nur wenig verändert. Und Erwin Litfaß ist in aller Munde - obwohl die meisten wahrscheinlich nie von ihm gehört haben. Die Säule an sich hat also eine lange Geschichte hinter sich, aber jede einzelne dieser Säulen birgt einen großen Korb voller Erinnerungen. Vor ein paar Tagen sind an der Norderstedter Europaallee die Uhren stehen geblieben. Engin Ulos und Bülent Sevin schälten im Auftrag des Hamburger Außenwerbers Ströer die Zeit von der Säule.

Take That in der Hamburger Imtech-Arena: Das ist die Zukunft. Dieses Plakat wirbt für ein kommendes Ereignis und bildete sozusagen die äußere Hülle der Litfaßsäule. Darunter kommt zum Vorschein, was Norderstedt und Umgebung in den vergangenen Jahren bewegt hat. Der Musikanten-Stadl in der "TriBühne": Daran erinnert sich heute kaum noch jemand, aber das Plakat beweist, dass die Volksmusikanten vor vielen Jahren hier gewesen sein müssen. Eine Norderstedt-Messe im Jahre 1994, "Der Schatz im Silbersee" als Karl-May-Inszenierung in Bad Segeberg, ebenfalls 1994. Und das ist noch längst nicht das Ende: Unter dieser Schicht verbergen sich noch ältere Plakate.

1000 Schichten mit Plakaten, schätzen die beiden Außendienstmitarbeiter, sind im Laufe von etwa 20 Jahren auf die Säule geklebt worden. Höchste Zeit, sich von den Zeugen der Vergangenheit zu verabschieden. Mit Kuhfuß und Brechstange waren Engin Ulos und Bülent Sevin dabei, die Schichten abzuschälen, um Platz für Ereignisse in den nächsten 20 Jahren zu schaffen.