Kinder der Joseph-Carlebach-Schule der Jüdischen Gemeinde Hamburg besuchten die Gartenschau

Norderstedt. Yaakov rollt den Teig mit dem Nudelholz derart routiniert aus, als würde er jeden Tag Pitafladen backen. Der Fünfjährige ist ein kleiner Schelm und singt "Wir feiern Schawuot!". Während sein Freund Dominique noch mit dem Nudelholz den Pitateig aus Wasser und Mehl bearbeitet, versucht Anton, sich den Rest-Teig von den Fingern zu wischen. "Reiben, einfach die Hände gegeneinander reiben, dann krümelt der Teig von allein ab", sagt Stefan Dannheiser.

Der Sozialpädagoge besuchte mit einer Vorschulgruppe von 17 Kindern der Joseph-Carlebach-Schule der Jüdischen Gemeinde Hamburg den Bustan, den biblischen Wein- und Obstgarten des Norderstedter Kulturträgers "Chaverim - Freundschaft mit Israel" im Feldpark auf der Landesgartenschau.

Die Gruppe nahm am "Klasse! Im Grünen"-Kursus "Brotbacken wie in der Bibel" teil. Mehr noch: Sie feierte das jüdische Fest Schawuot im Bustan. Die meisten Kinder waren für das Fest traditionell in Weiß gekleidet und hatten Körbe mit Obst, Blumen und Weizenhalme mitgebracht, denn mit Schawuot wird nicht nur Moses' zweite Niederschrift der zehn Gebote gefeiert. Schawuot bedeutet auch "Tag der Erstfrüchte" oder "Fest der Ernte" und ist das erste Erntedankfest im Jahr.

"In Israel wird in diesen Tagen bereits der Weizen geerntet", sagt Ayala Nagel vom Verein "Chaverim". Sie ist Israelin, zog der Liebe wegen nach Norderstedt und lebt hier seit 13 Jahren mit ihrer Familie. Mit Norderstedts Kräuterhexe Ute Otto und weiteren Helferinnen und Helfern leitet sie die Kurse "Klasse! Im Grünen" und freute sich, dass nicht nur die 17 Kinder der Vorschule der Hamburger Joseph-Carlebach-Schule den Bustan besuchten, um Schawuot zu feiern, sondern alle Klassen der Schule am Grindel.

"Ich bin immer wieder begeistert, wie intensiv die Kinder mitmachen, den Teig kneten, das Brot backen und den Geschichten zuhören", sagt Otto, während Nagel die Schawuot-Geschichte von Ruth, ihrem Sohn, dem Großvater König Davids, erzählt. Die Kinder beantworten Nagels Fragen zur Geschichte prompt.

Mittlerweile ist Antons schwarze Kippa (jüdische Kopfbedeckung für Männer und Knaben) vom Mehl weiß betupft, Noa hat eine weiße Nase, Loa muss getröstet werden, weil ihr ein Teigstück in den Sand gefallen ist, und Dominique rollt sein Stück mit Dannheisers Hilfe immer größer und feiner aus. Der Duft der frisch auf einem umgedrehten Wok gebackenen Pita durchzieht den Bustan. Unter der Pergola, deren Streben bei klarem Sonnenschein den Davidstern auf die Erde zeichnen, kuscheln sich die Kinder mit ihrer Pita um die Schawuot-Obstkörbe mit Granatapfel, Wein, Oliven und Weizen, knabbern an der Pita und singen zum Abschluss das fröhliche israelische Lied "Hava Nagila".