Für die Volkszählung sucht der Kreis Segeberg noch Freiwillige, die Bundesbürger interviewen wollen

Kreis Segeberg. Im nächsten Monat bekommen viele Bewohner des Kreises Segeberg Besuch: Der 9. Mai ist Stichtag für den "Zensus 2011", einen Tag später beginnen die Interviewer mit ihrer Arbeit. Exakt 11,4 Prozent aller Bewohner des Kreises werden befragt - aber: Knapp sechs Wochen vor Beginn der Volkszählung sind noch immer nicht genügend Interviewer zusammen.

Susanne Stürwohldt, die in der Segeberger Kreisverwaltung für die Zensus-Organisation zuständig ist, bleibt optimistisch: "Das bekommen wir in den Griff."

Nach den ersten Presseveröffentlichungen im November 2010 standen die Telefone im Büro von Susanne Stürwohldt zunächst nicht still. Viele Bürger aus dem Kreis Segeberg wollten Interviewer werden, gelockt von der Aussicht, auf relativ einfache Weise Geld zu verdienen. Für jeden ausgefüllten Fragebogen bekommt der Interviewer 7,50 Euro. Pro Bogen liegt soll der Zeitaufwand 30 Minuten nicht übersteigen. Durchschnittlich 100 Personen soll ein "Erhebungsbeauftragter" aufsuchen und befragen.

Bei der Auswahl der Bewerber kam es zur Fluktuation. Während oder nach der vierstündigen Schulung, die für jeden Interviewer obligatorisch ist, sagten viele Bewerber wieder ab. So gibt es vor allem noch Bedarf in Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen. Mitte April sollen die letzten Nachschulungen stattfinden.

320 Personen wurden in der Kreisverwaltung bisher bereits geschult, 350 Interviewer müssen es sein. Zwischen 18 und 80 Jahre alt sind die Interviewer, die vom 10. Mai an mit achtseitigen Fragebögen anrücken, um Personen zu befragen. Die künftigen Interviewer haben zum Beispiel gelernt, wie sie mit aggressiven Personen umgehen sollen und wie sie Sprachbarrieren verhindern können. Mutig müssen sie nicht sein. "Der Eigenschutz geht vor", sagt Susanne Stürwohldt. Wenn jemand Schläge androht, sollte der Interviewer lieber das Weite suchen. Auf 120 Seiten sind die Vorgaben für die Interviewer aufgelistet.

Die betroffenen Personen, etwa 29 000 Menschen in 6800 Haushalten aus allen Schichten und Altersklassen oder elf Prozent der Bevölkerung im Kreis Segeberg, wurden nach einem mathematischen Zufallsverfahren vom Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein ausgewählt. Darunter können übrigens auch Babys sein, die vor dem 9. Mai geboren wurden. Für die antworten dann natürlich die Eltern. Alle werden demnächst schriftlich darüber informiert, dass sie "Besuch" bekommen. Die Interviewer kommen nicht sonntags und auch nicht nach 20 Uhr. Niemand ist verpflichtet, den Interviewer in die Wohnung zu lassen. Innerhalb von drei Monaten soll das Erhebungsverfahren abgeschlossen sein. 46 Fragen gilt es zu beantworten. Da geht es zunächst um Religionszugehörigkeiten, um Bildung, Ausbildung und die Berufstätigkeit. Vor allem die Berufstätigkeit umfasst viele Einzelfragen: Auch zur Arbeitssuche und früheren Tätigkeiten sind Antworten nötig (siehe Artikel links). Befragt werden übrigens nur Bewohner in Gemeinden, die mehr als 10 000 Einwohner haben.

Die Europäische Union hat für 2011 eine gemeinschaftsweite Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung, den "Zensus 2011", angeordnet. Auch Deutschland beteiligt sich daran, denn die aktuellen Bevölkerungs- und Wohnungszahlen basieren auf Fortschreibungen der letzten Volkszählungen, die in der Bundesrepublik im Jahr 1987, in der ehemaligen DDR 1981 stattfanden. Anders als bei den bisherigen Volkszählungen werden vorhandene Verwaltungsregister, also vor allem das Melderegister sowie erwerbsstatistische Register genutzt. Es ist nicht mehr so, dass jeder Bundesbürger einen Fragebogen ausfüllen muss.

Die Sicherheit für der erhobenen Daten sind hoch. Susanne Stürwohldt sitzt dadurch relativ isoliert im Zimmer 127 im Kreishaus. Kein Mitarbeiter der Kreisverwaltung darf ihr Büro betreten. Selbst Landrätin Jutta Hartwieg, die Chefin der 28 Jahre alten Kreisoberinspektorin, darf nicht in diesen Raum. Der Universalschlüssel der Landrätin passt für alle Schlösser im Kreishaus, nicht aber für dieses Büro im ersten Stock. Der Dienst-Computer von Susanne Stürwohldt ist doppelt und dreifach gesichert und kann nicht ohne weiteres aus dem Inter- oder Intranet gehackt werden.

Wer Interviewer werden möchte, meldet sich bei Susanne Stürwohldt unter Telefon 04551/951-363.