Nicht nur jeden morgen aus dem Bett aufstehen, sondern ein für alle mal! Das kannst Du nicht? Das macht nichts. Jesus Christus hat das getan. Das feiern wir an Ostern. Das Fest der Auferstehung ist zentral und das gewaltigste Ereignis unserer Menschheitsgeschichte. Warum? Weil wir es immer noch nicht glauben können. Zigmal widerlegt und immer wieder neu behauptet ist die Auferstehung unseres Gottes. So begleitet alle Menschen ein Sinnen, Erfühlen, Hoffen und Glauben über und für das, was hinter, nach und um den Tod herum ist, sein kann. Die Krönung solchen Glaubens und solchen Denkens ist der unausrottbare Widerspruch und Kampf gegen den Grenzzaun Tod, und in der Bibel findet sich als Spitze allen Glaubens dafür die Auferstehung.

Schon 450 Jahre vor Christus fragt ein Ägyptenreisender namens Herodot beim Nachdenken über das Jenseits, was es mit der Konservierung der Toten sei, und er antwortet: "Es galt, den Leib der Toten vor dem Zerfall zu schützen, weil schon in der ägyptischen Vorstellung der Tod kein Ende bedeutet, sondern eine Durchgangszeit, in der sich die verschiedenen Elemente des beseelten Seins zwar zerstreuen, ihre Individualität aber unversehrt erhalten. Nur ein intakter Körper konnte den heimatlosen Elementen wieder ein Zuhause bieten."

Das teuerste der drei Angebote dauerte über eine Präparationszeit von 70 Tagen. Der Grund war, dass Sirius und die 36 Dekangestirne jedes Jahr 70 Tage lang hinter dem Horizont verschwanden, und das galt als der Tod der Sterne, ihr erneuertes Auftauchen als Wiedergeburt und Auferstehung. Dies übertrug man auf die zu Bestattenden, deren Wiedergeburt ebenfalls nach 70 Tagen begann.

Als Christen nun glauben wir aber nicht an eine Luxusmumifizierung unserer sterblichen Hülle, obwohl es Menschen gibt, die mit Hilfe der Kryotechnik (Kälte) sich einfrieren lassen, um sich zur rechten Zeit wieder auftauen lassen zu können. Auf Kühlschränke ist unser Gott nicht eingestellt oder sogar angewiesen. Er lässt seinen Sohn Christus am dritten Tage ins Leben zurück - nicht nach 70 -, und so bleibt er als unser Heil für immer und mit einem Geheimnis umwoben.

Vielleicht hilft es uns ja zu verstehen, was mit dem Tod gemeint sein mag, der ins Leben wechselt, wenn man Folgendes sich klar macht: Durch jede Geburt löst sich jedes Kind von jeder Mutter ab. Und so mag es erscheinen, dass jede Geburt gleich drei neue Wesen hervorbringt: den Säugling und die Eltern. Insbesondere die Mutter identifiziert sich jetzt ganz und gar mit dem Säugling und betrachtet ihn gleichsam als ihre eigene Wiederauferstehung. Sie hat das Gefühl, eine zweite Chance zu bekommen. So macht nicht nur das Kind, sondern eben auch ein Elternpaar Neuentwicklungen durch. Und diese zweite Chance, die ist ja das eigentlich Befreiende. Gott führt uns in die Freiheit aber gerade auch deswegen, weil er uns mehr gibt, mehr liebt als jede Mutter es bei ihrem Kind vermag.

Dietmar Chrobog ist Pastor an der Thomaskirche Glashütte