Stadt Neumünster steigt aus. Landrätin Jutta Hartwieg hält Anschluss an Elmshorn für möglich

Norderstedt. Wie geht es weiter mit der Feuerwehr-Leitstelle Holstein in Norderstedt? Landrätin Jutta Hartwieg will einen Krisengipfel und erwägt einen Anschluss an die Leitstelle Elmshorn, bei der aus dem Kreis Segeberg alle 110-Anrufe auflaufen. Die Berufsfeuerwehr Neumünster hat ihre Beteiligung an der Norderstedter Leitstelle - hier laufen die 112-Anrufe auf - gekündigt. Das sind Reaktionen nach Fehlleitungen oder Falschalarmierungen, die von kleinen Feuerwehren im östlichen Kreis Segeberg und von der Neumünsteraner Wehr beklagt wurden.

Seit 2003 gibt es die Rettungsleitstelle Holstein in Norderstedt, seit 2007 werden auch die Feuerwehr-, Rettungsdienst- und Katastropheneinsätze in Neumünster von Norderstedt aus geleitet. Dafür hat Neumünster 184 000 Euro in die Technik investiert, außerdem zahlt die Stadt pro Jahr 150 000 Euro an Norderstedt, der die Notrufe annimmt und Rettungsdienst sowie Feuerwehr in Neumünster alarmiert. Neumünster hatte die Aufgabe abgegeben, da die eigene Leitstelle bei der Berufsfeuerwehr technisch veraltet war.

Aber es kriselt in der Partnerschaft. Schon im vergangenen Jahr hatte Neumünster erwogen, aus dem Vertrag auszusteigen, jetzt hat die Stadt Neumünster den Vertrag mit Norderstedt zum 30. Juni 2012 gekündigt. Neben finanziellen Überlegungen hat auch eine Fehlleitung der Neumünsteraner Wehr bei einem Großbrand mit für diese Entscheidung gesorgt.

Joachim Seyferth, Leiter des Amtes für den Bereich Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz in der Stadtverwaltung sieht den Absprung Neumünsters entspannt. Die Berufsfeuerwehr Neumünster wäre seiner Ansicht nach gerne in Norderstedt geblieben, aber die Stadt habe offenbar nach einer ersten Gelegenheit gesucht, um den Vertrag zu kündigen. Zu der Fehlleitung der Neumünsteraner Berufswehr nimmt Seyferth so Stellung: Es habe weder in der Leitstelle, noch bei der Neumünsteraner Wehr Unterlagen über den betroffenen Betrieb gegeben.

Auch aus dem Amt Trave-Land werde "gezielt Stimmung" gegen die Leitstelle gemacht. Tatsächlich habe es zwei Einsätze gegeben, die nicht gut gelaufen seien. Das habe an den unterschiedlichen Alarmordnungen für die Orte und die Autobahn gelegen - der Fehler liege also bei den Wehren. Dieses Problem sei von den Feuerwehren im Amt Trave-Land aber inzwischen abgestellt worden.

Ein weiterer Vorwurf an die Leitstelle Norderstedt: Während einer Sturmnacht im Februar sei in der Leitstelle ein Alarmgeber ausgefallen, sodass die größeren Wehren im Kreis Wachen bereitstellen mussten. Joachim Seyferth schiebt dieses Problem auf den Kreis: Der sei für die Alarmgeber zuständig. "Wenn von 3000 Einsätzen im Jahr einer falsch läuft, wird über die 2999 guten Einsätze kein Wort verloren", sagt Joachim Seyferth. In Norderstedt sind 19 Mitarbeiter tätig.

Für die Landrätin sind die Vorwürfe allerdings Anlass für einen "Krisengipfel" mit verschiedenen Feuerwehrvertretern und dem Kreiswehrführer. Dabei solle über Fehler gesprochen werden. Für unmöglich hält die Landrätin auch eine Zusammenlegung mit der Regionalleitstelle Elmshorn nicht. Denn Norderstedt betreibt die Rettungsleitstelle im Auftrag des Kreises Segeberg als "Insellösung" für 112-Anrufe. Alle anderen Notrufe aus den Kreisen Segeberg (110), Pinneberg, Dithmarschen und Steinburg landen in Elmshorn.