Am 25. März 1971 wurde das Norderstedter Einkaufszentrum eröffnet. Kunden erwartet in den kommenden 40 Tagen ein attraktives Festprogramm

Norderstedt. Es ist nicht irgendein Geburtstagskind, das 40 wird. Das Herold-Center ist ein bedeutender Wirtschafts- und Standortfaktor für Norderstedt. "Das größte Norderstedter Einkaufszentrum wirkt wie ein Magnet, beschert uns Kunden aus dem Umland und bringt Kaufkraft in die Stadt", sagte Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, als er jetzt die Glückwünsche von Verwaltung und Politik überbrachte und mit Center-Managerin Danijela Brko die Geburtstagstorte anschnitt.

Die Stücke verteilten die beiden gleich kostenlos an die Gäste, die ihren Einkaufsbummel unterbrachen und sich das Jubiläumsprogramm auf der Bühne im Erdgeschoss ansahen. "Wir bitten allerdings um eine Spende für das Kinderhospiz Sternenbrücke", sagt Danijela Brko, die nun 40 Tage lang mit den Kunden und Besuchern feiern will und ein buntes Programm auf die Beine gestellt hat (s. Info-Kasten).

Im Einzugsgebiet des Centers lebt rund eine halbe Million Menschen

"Das Herold-Center ist 40 Jahre nach seiner Eröffnung als beliebter Einkaufs- und Erlebnistreffpunkt in Norderstedt und Umgebung fest verankert", sagte die Center-Managerin. Das Center sei ein lebendiger Marktplatz für die Kunden, im Einzugsgebiet lebe fast eine halbe Million Menschen. Mehr als 140 Geschäfte auf rund 26 000 Quadratmetern Verkaufsfläche "bieten eine kundengerechte Mischung aus Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie". Durchschnittlich 35 000 Besucher pro Tag bummeln durch das Shopping-Center, das sich seit seiner Eröffnung 1971 erheblich gewandelt hat. Eine, die diesen Wandel miterlebt hat, ist Susanne Lüthje. Die 59 Jahre alte gelernte Drogistin arbeitet seit Langem bei "Betten Pfeffer". "Ich arbeite immer noch gern hier, komme jeden Morgen in mein Herold-Center", sagt die Norderstedterin. Und doch hängt sie der Zeit nach, als das Einkaufszentrum noch ein familiärer Zusammenschluss von engagierten Einzelhändlern war. Damals, so erinnert sich Susanne Lüthje, gab es hier alles. Gardinen genauso wie Teppiche, Nähgarn und sogar Kanarienvögel. Die Ärzte waren integriert, ehe sie in den Busbereich nach draußen gezogen sind. Handelsketten und Modehäuser mit ihren Filialen waren die Ausnahme. Heute dominieren sie das Business-Bild im Center, das nach Kiel-Mettenhof noch immer das zweitgrößte in Schleswig-Holstein ist.

"In den Anfangsjahren kannte man sich, hat sich begrüßt und einen kleinen Plausch gehalten", sagt die Verkäuferin. Es blieb Zeit für ein ausführliches Gespräch mit den Kunden, vor allem die Älteren freuten sich auf einen Klönschnack, der weit über den Kauf eines Artikels hinausging. Heute bleibe leider keine Zeit mehr für die "kostenlose Sozialarbeit", die die Kaufleute oft geleistet hätten. "Betten Pfeffer" übrigens wird Ende März seine Türen schließen.

"Das Kaufverhalten hat sich komplett geändert", sagt Susanne Lüthje. Heute sei kaum noch jemand bereit, Geld auszugeben, es herrsche vielfach die "Geiz-ist-geil-Mentalität". Zudem mache das Internet den Händlern zu schaffen. Sie bedauere es, dass die "guten alten Zeiten" vorbei seien. Doch der Wandel sei unvermeidlich, er zeige nicht nur im Herold-Center - ein Großprojekt, das in der Planungs-, Bau- und Anfangszeit noch als visionär galt.

Für 52 Millionen Mark entstand nach den Plänen der Norderstedter Architekten Bernd Rave und Erwin Tomfort das Einkaufszentrum mitten auf der Wiese. Damit hatte die junge Stadt Zeichen gesetzt - eine solch konzentrierte Fülle und Vielfalt an Geschäften gab es nirgendwo in der Umgebung. Zur Eröffnung am 25. März 1971 stürmten 60 000 Neugierige ins neue Geschäftszentrum, das 1984 und Mitte der 90er-Jahre modernisiert wurde. Mit 40 Geschäften ging das Center ins Rennen um die Gunst der Konsumenten, heute sind es mehr als 140.

"Die Zeichen stehen auch künftig auf Expansion", sagte Oberbürgermeister Grote. Geplant ist, die Wiese zwischen Karstadt und den Geschäften an der Europaallee zu bebauen und eine neue, attraktivere Verbindung zwischen dem großen und dem kleinen Einkaufszentrum herzustellen. Mit der Bebauung soll auch eine entscheidende Lücke im Sortiment geschlossen werden: Ein Elektronik-Markt soll die Attraktivität des Einkaufsstandortes erhöhen. Gedacht ist an Saturn oder Media-Markt. Doch die Pläne liegen auf Eis, es erwies sich bisher als schwierig, die unterschiedlichen Eigentümer der Flächen unter einen Hut zu bringen.

Künftig können die Kunden Päckchen und Einschreiben abgeben

Dennoch kann Center-Managerin Danijela Brko den Kunden zum Geburtstag ein kleines Geschenk präsentieren: Noch im März soll es im Herold-Center postalische Leistungen geben. Im Eingangsbereich wird sich, so die Managerin, ein Tabakhändler ansiedeln, der das anbietet, was Postkunden normalerweise brauchen. Die Mitarbeiter werden Briefmarken verkaufen, Einschreiben und Päckchen entgegennehmen und Post-Produkte verkaufen. "Damit können wir endlich die Wünsche vieler Kunden erfüllen", sagt Danijela Brko.

Tatsächlich klagen die Kunden und Besucher seit Jahrzehnten darüber, dass sie im Center zwar Briefe in den Kasten stecken können, sonst aber mindestens bis zur Post-Filiale an der Ohechaussee gehen müssen. Selbst ein veritabler Postminister konnte den Mangel nicht abstellen. Minister Christian Schwarz-Schilling (CDU) sah sich die postfreie Zone Mitte der 80er-Jahre persönlich an und sagte eine Prüfung zu, doch dabei blieb es. Die Post an der Ohechaussee sei zu dicht dran, lautete das Gegenargument.