Vorstand Klaus Franke geht in den Ruhestand. Gegen seinen Vorgänger wird weiter ermittelt. Erste Pläne für eine neue S-Bahn nach Kaltenkirchen

Kaltenkirchen. Die Anforderungen an die Bewerber sind hoch. Eine unternehmerische Persönlichkeit ist gefragt, mehrjährige Erfahrung an der Spitze eines Unternehmens und technisches Know-how. Wer neuer Chef der AKN werden will, sollte außerdem ein technisches oder kaufmännisches Studium nachweisen und über einen "partizipativen und motivierenden Führungsstil" verfügen.

So steht es in einer Stellenanzeige, die eine Personalberatungsfirma in Fachblättern und auf der Homepage der AKN geschaltet hat. Gesucht wird ein Allein-Vorstand für das Unternehmen, das 300 Menschen beschäftigt und pro Jahr 12,4 Millionen Fahrgäste in der Region befördert. Wie viel der neue Chef verdienen möchte, möge der Bewerber in seinen Bewerbungsunterlagen angeben, heißt es in der Anzeige.

Die Stelle an der Spitze wird demnächst frei, weil der jetzige Amtsinhaber Klaus Franke in den Ruhestand geht. Sein Vertrag endet am 31. März. Franke ist 67 Jahre alt und gehört dem Unternehmen seit Jahrzehnten an. Vor zwei Jahren hatte er sich auf dem Posten des stellvertretenden AKN-Chefs bereits auf den Ruhestand vorbereitet und den Termin für die Abschiedsfeier festgelegt, als der Aufsichtsrat in bat, kurzfristig die Leitung der Aktiengesellschaft zu übernehmen, die je zur Hälfte den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehört. Franke musste nach dem Rauswurf von Johannes Kruszynski einspringen, gegen den die Staatsanwaltschaft Kiel ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue eingeleitet hatte. Ermittler durchsuchten sein Büro.

Der Aufsichtsrat feuerte den Eisenbahnchef, der sich gern als "Mehdorn von Kaltenkirchen" sah. Ob Kruszynski tatsächlich AKN-Vermögen veruntreut hat, ist bislang ungeklärt. Die Untersuchungen der Korruptionsabteilung des Landeskriminalamtes in Kiel dauern seit Jahren an. Bei der Entscheidung über den neuen AKN-Vorstand werden die Anteilseigner in Kiel und Hamburg besonders darauf achten, dass der neue Chef ins strategische Konzept des Unternehmens passt. Seit Jahren plant die Landesregierung in Kiel, ihre Anteile zu verkaufen, hat diesen Pan jedoch nie umgesetzt. Als Käufer war ein Tochterunternehmen der Hochbahn im Gespräch, die in Hamburg Busse und die U-Bahn betreibt. Käme dieses Geschäft zustande, befände sich die AKN komplett in Hamburger Hand. Viele Landespolitiker in Kiel betrachten diese Überlegungen mit Skepsis. Sie fürchten, den Einfluss auf ein wichtiges Verkehrsunternehmen zu verlieren, das fast ausschließlich in Schleswig-Holstein unterwegs ist.

Der neue Vorstand müsste außerdem das wichtigste Zukunftsprojekt umsetzen, für das Klaus Franke offensiv kämpft, seitdem er den Vorstandsposten übernommen hat: die S-Bahnverbindung nach Kaltenkirchen. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt war Franke an die Öffentlichkeit gegangen und hatte auf die Notwendigkeit einer modernen und komfortablen Verbindung zwischen Hamburg und Kaltenkirchen hingewiesen. Die strombetriebene S-Bahn würde die Dieseltriebwagen ablösen, die derzeit auf den AKN-Gleisen verkehren und spätestens im Jahr 2017 ausgemustert werden müssten, argumentierte Franke. Bislang sind diese Ideen jedoch nicht über den Stand einer Vorplanung hinausgekommen. Landespolitiker räumen der S-Bahnanbindung von Bad Oldesloe Vorrang vor dem Kaltenkirchen-Projekt ein, weil dort mit mehr zusätzlichen Fahrgästen zu rechnen ist.

Wann Frankes Nachfolger sein Amt antreten kann, ist noch offen. Da die Vertreter Hamburgs und Schleswig-Holstein sich zunächst nicht über eine Nachfolgeregelung einigen konnten, erfolgte die Ausschreibung erst im Januar. Weil der Aufsichtsrat frühestens im April die Entscheidung über den Vorstand trifft und der Bewerber voraussichtlich Kündigungsfristen bei seinem alten Arbeitgeber einhalten muss, ist eine schnelle Wiederbesetzung nicht zu erwarten.

Amtsinhaber Klaus Franke hat sich bereit erklärt, weiterzuarbeiten, bis ein Nachfolger gefunden ist. Spätestens im September werde er jedoch die AKN endgültig verlassen.