Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Mit Ausgrabungen beschäftigt, wandelte ich jüngst auf Schliemanns Spuren. Zugegeben, während der berühmte Archäologe einst die Überreste des sagenhaften Troja aus der Zeit der Antike freilegte, buddelte ich im heimischen Garten einzig die steinernen Hinterlassenschaften meines vor langer Zeit verstorbenen Schwiegervaters aus. Was der aber Anfang der 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts hinter dem Haus hinterlassen hat, ist ein schwergewichtiges Erbe, angelegt auf alle Ewigkeit. Wie einst Schliemann wusste ich nicht, was mich unter der Oberfläche erwartet. So entpuppte sich eine wenige Zentimeter hohe Beeteinfassung als wahrer Waschbeton-Eisberg: Der Erbauer hatte die wohl 1,20 Meter große und gefühlt einen Zentner schwere Platte senkrecht in die Erde versenkt. Von wegen Kurz-mal-eben-die-alten-Steine-hochnehmen - jedes einzelne dieser Monster musste von mir mühselig ausgegraben und weggewuchtet werden. Eine Herkules-Aufgabe für den Garten-Archäologen.

Vielleicht hatte mein Schwiegervater als Weltkriegsteilnehmer auch militärisch gedacht. Die Plattenwege und Umfassungen könnten statt Schubkarrenreifen locker auch Panzerketten aushalten. Und ein Rundbeet aus scheinbar tonnenschwerem Gestein, dessen Abbruch mir noch bevorsteht, erinnert in seiner Anlage irgendwie an eine Flakstellung.

Wer weiß, ob ich in den Fundamenten nicht noch einen Atomschutzbunker aus Zeiten des Kalten Krieges inklusive Vorratsregalen mit Brechbohnendosen entdecke.