Pendler aus dem Kreis Segeberg haben jeden Tag Schwierigkeiten, ihre Fahrzeuge an den Haltestellen zu parken. Tausende von Pendlern betroffen.

Kreis Segeberg. Das Problem klingt kurios, betrifft aber jeden Morgen Tausende von Pendlern: Sie würden gern mit der Bahn fahren, finden jedoch keinen Parkplatz für ihr Auto. Viele Park-and-Ride-Plätze an den Haltestellen von U-Bahn und AKN sind jeden Tag komplett belegt. Nach einer Studie der Metropolregion liegt die Auslastung vielfach sogar über 100 Prozent. Im Klartext: Autos stehen auf Grünstreifen oder blockieren Straßenränder in der Nachbarschaft, weil die Besitzer keine freien Stellplätze gefunden haben. Rekordhalter im gesamten Hamburger Umland ist die P+R-Fläche Kaltenkirchen-Süd mit einer Auslastung von 134 Prozent. 50 Parkplätze stehen zur Verfügung, es werden jedoch weitaus mehr Autos dort geparkt.

Nicht viele besser sieht es auf der Fläche an den Haltestellen Kaltenkirchen-Holstentherme (119 Prozent) und Bad Segeberg (110) aus. Auch die großen P+R-Parkplätze an den Haltestellen in Norderstedt würden vermutlich mehr Pendler anziehen, wenn sie nicht jeden Tag mit 90 bis 100 Prozent ausgelastet und damit rappelvoll wären. Davon geht die Geschäftsstelle der Metropolregion aus. "Da die Belegung der P+R-Anlagen schwankt, kann bereits aus einer Auslastung von 90 Prozent ein Hinweis auf einen Ausbaubedarf abgeleitet werden", sagt Pressesprecherin Marion Köhler. AKN-Sprecher Jörg Minga sagt: "Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass mehr Gäste unser Angebot nutzen, wenn an den Haltestellen genügend Parkplätze vorhanden sind." Die Studie der Metropolregion ist die erste, die sich mit dem P+R-Angebot in und um Hamburg beschäftigt.

Zuständig für den Bau neuer Parkplätze sind die Städte und Gemeinden, von denen viele hoch verschuldet sind. Beispiel Kaltenkirchen: Obwohl die beiden kleinen Parkplätze in Kaltenkirchen-Süd und an der Holstentherme überquellen und das Land sowie die Metropolregion Zuschüsse zahlen würden, hat die Stadt bislang keine neuen Flächen geschaffen. In Kaltenkirchen-Süd wurde vor wenigen Jahren lediglich der Rasen, auf dem auch vorher schon Autos standen, gepflastert. Viele Autofahrer weichen auf den unebenen und zuweilen morastigen Parkplatz an der ehemaligen Diskothek Traffic aus.

Entlastung ist hingegen an der U-Bahnlinie in Richtung Norderstedt in Sicht. Kurz hinter der Grenze zu Hamburg ist eine neue P+R-Anlage am Ochsenzoll geplant. "Die beiden umliegenden Stationen Garstedt und Kiwittsmoor werden ebenfalls sehr stark frequentiert, sodass hier eine Entlastung notwendig ist", heißt es in dem Gutachten. Für die Flächen an den Bahnhöfen Henstedt-Ulzburg, Meeschensee, Bad Segeberg und Wakendorf I empfehlen die Experten einen Ausbau. An der Station Haslohfurth in Norderstedt, wo derzeit keine Parkplätze zur Verfügung stehen, halten die Experten den Neubau einer P+R-Anlage für erforderlich. Mehr Geld für Stellflächen könnten Parkgebühren bringen, doch davon raten die Gutachter der Metropolregion ab. P+R-Parken sollte grundsätzlich kostenlos bleiben, um den Anreiz für Autofahrer zu erhöhen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Die Gutachter gehen davon aus, dass nicht nur die Bewohner im Umland von den P+R-Anlagen in der Metropolregion profitieren, sondern auch die Hamburger. Die Parkplätze seien ein wichtiger Baustein, um die Innenstadt von einem "erheblichen Parkdruck" zu entlasten. Was die Gutachter nicht schreiben: Je mehr Autos auf den P+R-Plätzen stehen, desto weniger stehen im Stau während des Berufsverkehrs.

Klaus Moseleit von der Geschäftsstelle der Metropolregion hat festgestellt, dass Parkplätze nicht grundsätzlich von den Pendlern genutzt werden, die in unmittelbarer Nähe wohnen. Bei ihrer Entscheidung, welchen Parkplatz sie ansteuern, berücksichtigen die Nutzer auch, wo die Tarifzonen des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) liegen. Wer zum Beispiel in Henstedt-Ulzburg lebt und statt der Bahnhöfe in der Gemeinde die Station Meeschensee in Norderstedt ansteuert, kann sich über eine billigere Fahrkarte freuen. Meeschensee ist die erste Station auf der AKN-Linie 3, die zum Großbereich Hamburger des HVV gehört.

Die Studie solle den Kommunen ein Handwerkszeug für ihre Planungen liefern, sagt Moseleit. "Wir wollen ein Bewusstsein schaffen, dass es bei der Bevölkerung einen Bedarf gibt." In vier Jahren soll die Situation der P+R-Anlagen erneut beleuchtet werden. Ein weiteres Projekt soll bis dahin schon in Arbeit sein: Der Arbeitskreis Verkehr der Metropolregion hat ein neues System mit dem Namen Bike+Ride für Radfahrer geprüft, die zur Bahn fahren wollen.