Eine Glosse von Birgit Jaklitsch

Wenn es draußen regnet, stürmt und Nässe in alle Kleidungsstücke kriecht, wird meine Sehnsucht nach mehr Gemütlichkeit übermächtig. Begleitet wird dieses Gefühl regelmäßig von einem erhöhten Kalorienbedarf. Gemütlichkeit geht bei mir, wie auch manchmal die Liebe, durch den Magen.

Vorbei ist es mit allen guten Vorsätzen. Rohkost ist out, etwas Deftiges muss auf den Tisch! Ich mutiere zum Suppenkaspar. Unabdingbar für den Wohlfühlfaktor sind knackige, frische Zutaten. Fonds, Suppenwürfel und andere Instant-Produkte verschwinden vom Speiseplan. Keine Angst, dass Kohl, Hülsenfrüchte oder Rübchen zu schwer auf meinen Organismus einwirken könnten - ich brauche das jetzt. Bereits beim Schaben der Wurzeln und Schnippeln des Suppengrüns jagt mir die Vorfreude auf späteren Genuss einen wohligen Schauer über den Rücken.

Meine Schietwettersuppe schmeckt jedes Mal ein wenig anders. Wenn uns das Fernweh plagt, der nächste Urlaub unerreichbar weit scheint, würze ich asiatisch mit Koriander. Drückt uns der Winterblues, schmecke ich mit aromatherapeutischen Ingredienzien wie Nelken oder Ingwer ab. Droht die Hektik des Alltags uns zu überwältigen, erden wir uns mit Zutaten wie Muskatnuss, Salz und einem Hauch buntem Pfeffer. Spätestens wenn meine Familie am Esstisch sitzt, wird deutlich: Die Schietwettersuppe gehört zur kalten Jahreszeit wie ein kuscheliger Rollkragenpullover und warme Socken.