Die Henstedt-Ulzburgerin Andrea Bittcher engagiert sich ehrenamtlich im Hamburger Hospiz “Sternenbrücke“

Henstedt-Ulzburg. Heute hat Lukas einen guten Tag. Er sitzt in seinem Rollstuhl und schaut die neben ihm hockende Betreuerin Andrea Bittcher an. Vertrauensvoll legt er eine Hand auf ihren Arm. Es scheint, als lächele er sie an.

Der zehnjährige Lukas ist seit früher Kindheit sehr krank, er hat nur eine begrenzte Lebenserwartung. Seine alleinerziehende Mutter, die in einer niedersächsischen Kleinstadt wohnt, hat ihren Jungen für ein paar Tage ins Kinder-Hospiz "Sternenbrücke" nach Hamburg gebracht. Sie ist mit ihren Kräften am Ende, sie muss ein paar Tage ausspannen.

Haupt- und ehrenamtliche Helferinnen kümmern sich liebevoll um die Kinder und Jugendlichen. Eine der Betreuerinnen ist Andrea Bittcher. Die 44 Jahre alte Geschäftsfrau aus Norderstedt, die in Henstedt-Ulzburg wohnt, ist seit drei Jahren für "Sternenbrücke" ehrenamtlich tätig. Einmal in der Woche nimmt sie sich der kranken Kinder an. "Was ich vermitteln kann, ist ein Stück Lebensfreude", sagt Andrea Bittcher. "Was mich treibt? Ich möchte von meiner Kraft und Energie etwas abgeben, auch wenn ich nur ein kleines Rädchen im Getriebe bin."

Wie sie zur "Sternenbrücke" kam? "Als meine Eltern im Krankenhaus starben und in der Stunde ihres Todes alleine waren, habe ich ein Versprechen abgegeben", erinnert sie sich. "Ich wollte kranken Menschen zur Seite stehen." Sie hatte von der "Sternenbrücke" gehört, hatte schon mehrfach Sachspenden gebracht. Andrea Bittcher nahm Kontakt zu Koordinator Detlev Grimm auf, der die Schulungen leitet. Vierzehn Tage, jeweils sechs Stunden lang, absolvierte sie eine Intensivschulung. "Ich wollte lernen, wie man im Hospiz mit den Kindern umgeht." Sie wusste, was auf sie zukommt. Aber sie hat ihr Engagement nicht bereut: "Wenn ich abends nach Hause komme, bin ich niemals traurig, sondern froh", versichert sie. "Ich freue mich, dass ich dafür sorgen konnte, dass es für die kranken Kinder ein guter Tag war."

Dankbar nimmt Hospiz-Chefin Ute Nerge Hilfe an. "Unser Haus ist voller Leben", sagt sie. "Es ist, als ob die Kinder manchmal jeden Tag doppelt erleben wollen. Oft klingt Lachen durch das Haus, oder es wird mitten im Flur getanzt. Dann tanzen auch die Kinder im Rollstuhl mit lachendem Gesicht mit."

Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Ole von Beust schrieb anlässlich seines Besuches im August 2006 als Grußwort: "Ich habe überraschend festgestellt, dass die ,Sternenbrücke' kein Ort der niederschmetternden Trauer ist. Obwohl es hier um ein schwieriges Abschiednehmen geht, um sterbende Kinder und ihre Familie, um den Schmerz, der vom Verlust eines geliebten Menschen ausgeht. Bei allem Leid ist die Sternenbrücke ein fröhliches Haus, in dem auch viel gelacht wird."

Andrea Bittcher nimmt jede Gelegenheit war, für ehrenamtliches Engagement zu werben. Am kommenden Sonntag tut sie das wieder - bei der "Aktivoli", einer Freiwilligenbörse im Börsensaal der Handwerkskammer neben dem Hamburger Rathaus. Von 11 bis 14 Uhr steht sie am Stand der "Sternenbrücke". Sie sagt: "Wenn ich nur einen Menschen für eine ehrenamtliche Tätigkeit gewinnen kann, dann bin ich glücklich."