Olaf Weddern aus Kleinkummerfeld sammelt Gebrauchsgegenstände, die nach dem Krieg aus militärischem Schrott hergestellt wurden

Kreis Segeberg. Die Glasvitrine ist sorgsam poliert. Wenn Olaf Weddern, 40, die Türen öffnet und eines seiner Sammlerstücke zur Hand nimmt, ist er einer Vergangenheit nahe, die immer weniger heute noch lebende Menschen selbst erlebt haben. Sie sprechen dann von der "schlechten Zeit" nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Menschen hungerten und froh waren, wenn sie ein Dach über dem Kopf hatten. Es war die Zeit, als Küchen bestenfalls aus einer Feuerstelle und einem Kochtopf bestanden und die Menschen ihre Fantasie benötigten, um zu überleben. Es war die Zeit, in der Fabriken einst todbringende Granaten in Milchkannen verwandelten.

Bei Olaf Weddern in Kleinkummerfeld stehen Gebrauchsgegenstände in der Vitrine, die der Krieg geliefert hatte. Granaten, Stahlhelme, Gasmasken - der Zweite Weltkrieg hat Tausende Tonnen von militärischem Schrott in Deutschland hinterlassen, der plötzlich nicht mehr der Vernichtung, sondern dem Überleben diente. Weddern greift nach einem emaillierten Sieb, in dem vermutlich unzählige Kartoffeln, Möhren und Kohlköpfe abtropfen konnten. Nur wenige Monate zuvor hatte das Küchengerät als Stahlhelm den Kopf eines deutschen Soldaten geschützt. Als besonders nützlich im Haushalt erwiesen sich "Volksgasmasken" und das Zubehör. Ein Griff an den Filtereinsatz gelötet - fertig war das Sieb oder die Schöpfkelle.

Vor zehn Jahren entdeckte der Beamte aus dem Kieler Innenministerium die erste emaillierte Milchkanne aus recycelter Wehrmachtsproduktion auf einem Flohmarkt. Seitdem sammelt Olaf Weddern Gegenstände, die der Krieg in die Küchen spülte. "Meine Stück zeigen, wie groß die Not im Deutschland der Nachkriegszeit damals war", sagt der Kleinkummerfelder. Er musste lange suchen, bis er wieder ein neues Exponat für seine heimische Vitrine fand. "Schnäppchen sind die emaillierten und verrosteten Sachen für einen Euro auf dem Flohmarkt", sagt er. "Profis verkaufen sie dagegen für 60 Euro und mehr."

Weddern gehört nicht zu denen, die die Not romantisieren und den Überlebenskampf mit einem Abenteuer verwechseln. Der Mann hat an vier Büchern über Krieg und Nachkriegszeit mitgeschrieben, die der Arbeitskreis Geschichte des Amtes Segeberg-Land veröffentlicht hat. Außerdem gehört der 40-Jährige zu einer Gruppe, die ehrenamtlich Wissenschaftler des Archäologischen Landesamtes bei ihren Forschungen unterstützt.

Das historische Interesse hat ihn auch zum Sammler gemacht. "Jetzt verstehe ich, welche großen Sorgen unsere Eltern und Großeltern hatten", sagt er. "Die wussten nicht einmal, von welchen Tellern sie essen sollten." Die Industrie, die nach dem Krieg noch übrig war, habe sich schnell auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingestellt. Weddern: "Die Stückzahlen gingen in die Hunderttausende." Heute seien diese Gegenstände, die zur Alltagskultur in der Nachkriegszeit gehörten, allerdings kaum noch bekannt.

Die Arbeiter in den Fabriken pressten, bogen und verlöteten, was sie auf den Halden finden konnten. In der Literatur entdeckte Weddern Glocken, die aus Panzerfaustköpfen entstanden waren. Hülsen von Flugabwehrgeschossen lagen als Wärmflaschen auf Kinderbäuchen. Statt Schwerter zu Pflugscharen hieß es ganz praktisch: Gasmasken zu Zuckerdosen. Frauen trugen Kleider aus Fallschirmseide. Zu Weihnachten hingen glitzernde Staniolstreifen an deutschen Weihnachtsbäumen, die alliierte Bomber bei ihren Angriffen abgeworfen hatten, um das Radar am Boden zu irritieren.

Zu Weddern liebsten Stücken gehört eine Konservendose mit der russischen Aufschrift "Mjasnaja tuschonka", was in etwa "Touristenfrühstück" bedeutet. Die USA lieferten Zigtausende dieser Dosen per Schiff über die von deutschen U-Booten belauerte Nordatlantikroute nach Russland, um die Soldaten der Roten Armee im Kampf gegen die Wehrmacht zu versorgen. Das "Touristenfrühstück" bestand aus gekochtem und gewürztem Schweinefleisch, das auch kalt genießbar war. In russischen Filmen über den "Großen Vaterländischen Krieg" sind immer wieder Szenen mit Soldaten zu sehen, die zum Messer greifen, die Konserve aufschlitzen und gierig den Inhalt verschlingen. Als Weddern die Dose kaufte, fand er ein primitiv hergestelltes Messer und einen kleinen Holzlöffel darin. Als Milchkanne war die Dose auf unbekannten Wegen auf einen deutschen Flohmarkt gelangt.

Weddern ist oft auf Flohmärkten und in den Internet-Auktionshäusern unterwegs und sucht nach neuen Fundstücken für seine Vitrine. Die Arbeit ist zäh, und die Sammlung wächst nur langsam. Doch immerhin ist sie inzwischen so groß, dass auch die Fachwelt Interesse gezeigt hat. Derzeit verhandelt Olaf Weddern mit einem Museum, das seine "Nachkriegs"-Sammlung ausstellen möchte.

Olaf Weddern freut sich über Informationen, die ihm beim Sammeln weiterhelfen. Kontakt über die E-Mail-Adresse wolaf@gmx.de .