Anette Reinders hatte gestern ihren ersten Arbeitstag als Spitzenkraft in der Verwaltung. Die Dezernentin ist für sechs Jahre gewählt.

Norderstedt. Ihr erster Arbeitstag begann ganz entspannt. Allerdings wider Willen. Als Anette Reinders am Schreibtisch Platz nahm und in ihrem neuen Job als Dezernentin im Norderstedter Rathaus loslegen wollte, stoppte sie die EDV. "Ich bin noch gar nicht angeschlossen, habe kein Passwort. Und ohne PC kann man heute nicht mehr arbeiten", sagte die 55-Jährige, deren beruflicher Neustart am Montag um 10 Uhr begann. Da legte sie vor Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote den Amtseid ab.

Noch wirkt das Büro im ersten Stock leer, die Wände sind bilderlos, Blumen haben noch keinen Platz gefunden. Kartons stapeln sich im Vorzimmer, Akten müssen eingeräumt werden. Gut gefüllt ist allerdings schon der Arbeitsspeicher im Kopf der Stadträtin, die das größte Dezernat im Rathaus leitet und für Kitas, Jugend, Soziales, Schulen, Sport und die Bildungswerke zuständig ist. Demnächst will sie Amts- und Fachbereichsleiter zusammenrufen, um die Planung für dieses Jahr festzuklopfen. "Mein Vorteil ist, dass ich die meisten schon lange aus meiner politischen Arbeit kenne", sagt Reinders, die als vordringliches Projekt neue Krippenplätze sieht.

2013 hätten die Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Bis dahin müsse die Stadt rund 200 neue Plätze schaffen. Das bedeute eine enorme Kraftanstrengung. Zwar stehe Norderstedt mit einer Versorgungsquote von gut 20 Prozent in Schleswig-Holstein gut da, dennoch reiche das bisherige Angebot bei weitem nicht aus. "Und wir sind Träger der Jugendhilfe. Das bedeutet: Die Eltern stehen im Zweifelsfall bei uns vor der Tür, geben ihr Kind ab und fordern uns auf, für die Betreuung zu sorgen", sagt Reinders.

Investieren müsse die Stadt auch in den Ausbau und die Sanierung der Schulen. "Da sind Begehungen geplant, und ich werde mir persönlich einen Eindruck vom Zustand der Gebäude verschaffen", sagt die Stadträtin. Bevor Investitionen beschlossen werden, müsse die Stadt das Wahlverhalten der Eltern abwarten. Sie entscheiden über die Zukunft der Regional- und Gemeinschaftsschulen.

Ein weiteres wichtiges Vorhaben sei das neue Stadtteilzentrum. Die ehemalige Sprachheilschule an der Dunantstraße soll zu einem Treffpunkt umgebaut werden. Die Bücherei in Garstedt wird vom jetzigen Standort an der Europaallee an die Dunantstraße ziehen. Die Volkshochschule wird dort Kurse anbieten. "Wichtig ist mir, dass dort auch ein Café entsteht, in dem sich die Menschen treffen und klönen können", sagt die erste Frau, die es ins Spitzenamt im Norderstedter Rathaus geschafft hat. Auch Vereine sollen die Möglichkeit bekommen, dort Versammlungen abzuhalten. Ohnehin will Reinders engen Kontakt zu den Vereinen und Verbänden halten.

Hat der Wechsel vom politischen Mandat in der Stadtvertretung auf den Dezernatsposten Ansichten und Einstellungen verändert? "Natürlich hat sich die Aufgabe verändert. Als Fraktionschefin habe ich die Politik der GALiN vertreten. Jetzt vertrete ich die Stadt. Dennoch ist es wichtig, Visionen zu haben", sagt die Stadträtin, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärken und allen Kindern ein gesundes Mittagessen anbieten will. "Wenn am Ende meiner Amtszeit alle Kinder bis zehn Jahre einen Betreuungsplatz hätten, wäre das ein toller Erfolg", sagt Anette Reinders, die für sechs Jahre gewählt ist.