Norderstedter KBA will ab 1. Mai einen Hubschrauber auf dem Flugplatz in Hartenholm stationieren

Kreis Segeberg. Wenn es um Leben oder Tod geht, kommt der Notarzt demnächst aus der Luft. Die Norderstedter Rettungsorganisation KBA will das bestehende Rettungssystem in Schleswig-Holstein um ein neues Einsatzmittel ergänzen: Ab 1. Mai soll auf dem Flugplatz in Hartenholm bei Bad Bramstedt ein Hubschrauber einsatzbereit stehen, der als schneller Zubringer für einen Notarzt dienen soll. Bad Segeberg wäre für den Notarzteinsatzhubschrauber (NEH) in fünf Minuten zu erreichen. Eine Minute länger dauert der Luftweg nach Norderstedt.

Der NEH im KBA-Design soll immer dann aufsteigen, wenn am Boden kein Notarzteinsatzfahrzeug zur Verfügung steht oder zu lange unterwegs wäre, um zum Beispiel bei einer Wiederbelebung rechtzeitig einzutreffen. Das Konzept des KBA-Helikopters unterscheidet sich von den drei Rettungshubschraubern, die bereits in Schleswig-Holstein im Einsatz. Sie dienen dem Transport der Patienten, werden in erster Linie für Verlegungen von Krankenhaus zu Krankenhaus eingesetzt und nur in Ausnahmefällen für Akuteinsätze alarmiert.

Außerdem unterscheiden sich die Hubschrauber durch ihren Preis. Der Einsatz des NEH werde nicht teurer als der eines Rettungswagens, der pauschal mit 700 Euro zu Buche schlage, rechnet KBA-Chef Michael Vollmer vor. Der klassische Rettungshubschrauber mit 50 bis 60 Euro pro Minute fliegt deutlich teurer. Bei ihren Einsätzen kommen zumeist vierstellige Summen zusammen.

Vollmer geht davon aus, dass landesweit zwei NEH erforderlich wären. Besonders auf dem Land sind die Wege für den Notarzt, der im Auto unterwegs ist, weit. Der südliche Bereich des Kreises Segeberg ist wegen der großen Bevölkerungsdichte vergleichsweise gut versorgt: Notärzte stehen in Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen bereit. Ein vierter versorgt die Region rund um Bad Segeberg. Die Alarmierung wird die Rettungsleitstelle Holstein in Norderstedt übernehmen, in der sämtliche Rettungs- und Feuerwehreinsätze im Kreis Segeberg abgewickelt werden.

Der NEH wird nur bei Tageslicht fliegen. Geplant ist der Einsatz von 8 Uhr bis zur Dunkelheit. "Das ist die kritische Zeit mit vielen Einsätzen", sagt Vollmer. Bundesweit gibt es nur ein einziges Vorbild. Seit September 1995 fliegt im Landkreis Bad Doberan ein Hubschrauber als Arztzubringer und wird etwa 1000-mal pro Jahr gerufen.

Vollmer fürchtet, dass die Zahl der Notarzteinsätze wegen des demografischen Wandels immer weiter steigen werden, gleichzeitig jedoch immer weniger Ärzte für diese Aufgabe zur Verfügung stehen werden. Der wachsende Ärztemangel sei bereits jetzt in Krankenhäusern spürbar, viele Stellen seien nicht besetzt. Angesichts dieser Entwicklung gehe auch die Bereitschaft der Kliniken zurück, Ärzte aus dem Dienst auf den Stationen zu holen und sie für den Notarztdienst freizugeben. Auch die Zahl der Ärzte, die nebenberuflich im Notfalldienst ihr Gehalt aufbessern, nehme wegen der zunehmenden Arbeitsbelastung ab, hat Vollmer festgestellt. Vollmer: "Viele Notärzte schaffen den Dienst nebenbei nicht mehr." Die Folge: Die Ärzte, die noch Schichten im Notarztfahrzeug schieben, verlangen immer mehr Geld. Die Dienste werden auf Notarztbörsen angeboten. Eine Zwölf-Stunden-Schicht kann schon mal 500 Euro kosten.

Vollmers Fazit: "Wir müssen mit den vorhandenen Ressourcen ein größeres Spektrum abdecken." Dazu könne der neue Hubschrauber beitragen, der das bestehende System ergänzen und schnelle Hilfe gewährleisten soll. Ein möglichst frühes Eintreffen des Notarztes gilt unter Fachleuten bei bestimmten Krankheiten und Verletzungen als zwingend notwendig, ist aber im Gesetz nicht geregelt. Dort ist lediglich vorgeschrieben, dass ein Rettungswagen mit zwei Rettungsassistenten binnen zwölf Minuten nach dem Notruf eintreffen muss. Wie schnell der Arzt sein muss, steht nicht im Gesetz. "Formal ist alles in Ordnung, auch wenn es lange dauert", sagt Vollmer. "Doch das kann nicht im Sinn der Bürger sein."

Das Luftfahrtbundesamt hat den Hubschrauber-Betrieb bereits abgesegnet. Der KBA wird beim Betrieb der Maschine vom Typ BO 105 die medizinische Versorgung und Ausrüstung übernehmen, um die Technik und den Flugbetrieb kümmert sich ein Unternehmen. Die Besatzung wird aus einem Piloten, einem Notarzt und dem Rettungsassistenten bestehen. Über die Kostenübernahme verhandelt der KBA noch mit den Krankenkassen.

Vollmer plant, den Hubschrauber auch bei Katastrophenfällen einzusetzen. Denkbar sei ein Einsatz, um schnell Spezialisten zum Einsatzort zu bringen. Auch für die Feuerwehren könnte der Flieger nützlich sein, um sich beispielsweise aus der Luft einen Überblick über eine Einsatzstelle zu verschaffen.