Stadtwerke Norderstedt und Bad Bramstedt erhöhen die Tarife. In Kaltenkirchen bleiben die Preise vorerst stabil

Kreis Segeberg. Deutsche zahlen zu viel für Strom. Diese Meldung in der gestrigen Ausgabe des Hamburger Abendblattes sorgt für Diskussionen. Laut einer Studie, die von der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Auftrag gegeben wurde, werden den Verbrauchern zwei Milliarden Euro zu viel in Rechnung gestellt. Preiserhöhungen für 2011 seien nicht gerechtfertigt. Die Stadtwerke Norderstedt und Bad Bramstedt verlangen 2011 tatsächlich mehr für den von ihnen gelieferten Strom. In Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg bleiben die Preise der Grundversorger zunächst stabil - zumindest in den nächsten Wochen.

Die Norderstedter Stadtwerke heben die Strompreise zum 1. Februar 2011 um 1,05 Cent pro Kilowattstunde an. Das hat die Stadtvertretung während ihrer Sitzung am 14. Dezember beschlossen. Die von den Grünen erhobenen Vorwürfe treffen nach Ansicht von Werkleiter Jens Seedorff nicht auf die Stadtwerke zu. "Wir geben nicht die volle Erhöhung an die Verbraucher weiter." Für die einzelnen Haushalte in Norderstedt bedeutet das: Bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden im Jahr fallen 42 Euro zusätzliche Kosten an. Der günstigste Tarif der Norderstedter Stadtwerke liegt, ebenfalls bezogen auf 4000 Kilowattstunden, bei 919,92 Euro pro Jahr. Die Stadtwerke belegen damit unter allen Stromanbietern in dieser Region Platz 66.

Die Stadtwerke Bad Bramstedt erhöhen den Strompreis im neuen Jahr um 0,3 Cent pro Kilowattstunde. Bei dem gewählten Tarif "Roland-Power-Classic" müssen die Verbraucher im Jahr 37,12 Euro mehr zahlen. In der Liste der in diesem Gebiet möglichen Anbieter belegen die Stadtwerke Platz 81. Auch in Bad Bramstedt werden die 1,48 Cent zusätzlichen Abgaben für den Ausbau von Wind-, Wasser- und Sonnenenergie nicht voll weitergegeben. "Wir kaufen günstiger ein und belasten die Verbraucher nicht über Gebühr", sagt Tobias Albers, der bei den Stadtwerken Bad Bramstedt für den Vertrieb zuständig ist.

Eine andere Preispolitik betreiben die Stadtwerke Kaltenkirchen. "Im ersten halben Jahr wird es bei uns keine Preiserhöhung geben", sagt Vertriebsleiter Frank Buhrke. "Das hat politische Gründe." Bei einem Verbrauch von 4000 Euro zahlt eine Familie in Kaltenkirchen 935,48 Euro. Damit liegt Kaltenkirchen im Anbieter-Ranking auf Platz 55. Das ist ein Mittelplatz, aber Frank Buhrke weiß, dass die Preisgestaltung in der Vergangenheit viele Kunden veranlasst hat, den Stromanbieter zu wechseln. Der Vertriebsleiter gibt den Grünen in einigen Punkten recht. "Aber unsere Margen sinken durch die gesetzliche Verpflichtung, Abgaben für Wind-, Wasser- und Sonnenergie zu zahlen." Die Stadtwerke Kaltenkirchen nutzen die Stromnetze von E.on Hanse. Am 1. Januar 2012 werden sie von den Stadtwerken übernommen. Ob sich das auf die Preisgestaltung auswirkt, ist noch unklar.

Grundversorger in Henstedt-Ulzburg ist E.on Hanse, eigene Stadtwerke gibt es hier nicht. Eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden muss beim Tarif Klassik-Strom 955,72 Euro pro Jahr zahlen - das reicht im Anbieter-Ranking für Platz 76 unter 149 Stromlieferanten. Eine Erhöhung wird es zunächst nicht geben - zumindest im Januar nicht. Was danach kommt, weiß Pressesprecherin Iris Franco Fratini nicht. Sie weist darauf hin, dass E.on Hanse Energiebevorratung betreibt und Strom immer gleich für mehrere Jahre einkauft. "Die Kostenvorteile werden an die Kunden weitergegeben", sagte die E.on-Sprecherin. Wie sich die Umlage für die erneuerbaren Energien auswirkt, werde im Hause noch berechnet.

Wer die Tarife aller Stromlieferanten in den jeweiligen Orten überblicken will, wird im Internet unter www.verivox.de fündig. Der direkte Preisvergleich allerdings ist mit Vorsicht zu genießen: Viele besonders günstige Anbieter verlangen von den Vertragskunden eine Kaution und zusätzlicher Vorauskasse von bis zu zwölf Monaten. Die Preisunterschiede sind allerdings erheblich: In Henstedt-Ulzburg zum Beispiel verlangt der günstigste Anbieter 608,98 Euro, der teuerste 1186,30 - immer bezogen auf eine Abnahme von 4000 Kilowattstunden Strom pro Jahr und Haushalt.