Weil Weihnachten der Andrang so groß ist, werden in der St.-Petrus-Kirche in Henstedt-Rhen Eintrittskarten verteilt

Kreis Segeberg. Morgen stehen die Kirchentüren ganz weit offen. Und dieses Angebot wird von vielen Menschen gerne genutzt - auch von denen, die sonst selten oder gar nicht in die Gottesdienste gehen. In vielen Kirchengemeinden führt dieser Andrang zu Problemen, die auf unterschiedliche Weise gelöst werden: In den meisten Kirchen finden mehrere Gottesdienste statt. In der St.-Petrus-Kirche in Henstedt-Rhen werden wieder Eintrittskarten ausgegeben.

Die Rhener Kirche stellt eine Ausnahme dar: In der Region gibt es keine andere Kirchengemeinde, die zu einer solchen Maßnahme greift. Im Henstedt-Ulzburger Ortsteil Rhen stört sich niemand daran: Für die Heiligabend-Gottesdienste um 15 und 16.30 Uhr besorgen sich die meisten offenbar gerne die kostenlosen Eintrittskarten. Die Gottesdienste um 14, 18 und 23 Uhr hingegen können "kartenlos" besucht werden. Pastor Michael Schulze griff vor sechs Jahren zu dieser drastischen Maßnahme, weil die Kirche stets so voll war, dass es ernste Sicherheitsbedenken gab. Denn die kleinen und großen Besucher sollen Kerzen anzünden und Feuer weitergeben. Zudem bekam der Küster regelmäßig Probleme, wenn er von Kirchenbesuchern förmlich überrannt wurde, wenn die Kirche ohnehin schon überfüllt war.

"Die Leute sollen Planungssicherheit haben", sagt Michael Schulze, der bei allen fünf Gottesdiensten die Predigten hält. "Niemand, der in die Kirche will, soll nach Hause gehen." Und sollte tatsächlich jemand ohne Eintrittskarte erscheinen, so sind die Chancen nicht schlecht, trotzdem in die Kirche zu gelangen. "Es werden immer einzelne Karten zurückgegeben, weil plötzlich jemand krank geworden ist", sagt Pastor Schulze. Einen "Kartenschwarzmarkt" hat Michael Schulze noch nicht entdecken können.

In Norderstedt ist das Rhener Gottesdienstmodell kein Thema. "Bei uns wurde noch niemand abgewiesen. In der Stadt gibt es ausreichend Kirchen, die die Menschen Heiligabend aufnehmen können", sagt Michael Schirmer, Pastor der Kirchengemeinde Vicelin-Schalom, die fünf Gottesdienste anbietet. Allerdings ist auch hier der Andrang besonders groß und stagniert, wie Schirmer sagt, auf hohem Niveau. Das führe dazu, dass auch schon mal 80 Kirchenbesucher stehen müssten. Stehplätze müssen auch die Besucher der Christuskirche an Heiligabend in Kauf nehmen. "Doch Probleme gab es deswegen noch nicht. Wir achten darauf, dass diejenigen stehen, die dazu auch in der Lage sind", sagt Martin Lorenz, Pastor der Emmaus-Kirchengemeinde.

In der Christlichen Gemeinde Norderstedt (cgn) an der Falkenbergstraße sind Eintrittskarten kein Thema. Den üblichen Heiligabend-Andrang umgeht man in diesem Jahr erstmals auf andere Weise: Es gibt einen traditionellen Gottesdienst um 15 Uhr, den Pastor Dirk Evert hält. Darin gibt es das übliche Krippenspiel und festliche Musik. Um 17 Uhr lädt Pastor Mark Weisensee zu einem etwas anderen Gottesdienst ein. Statt weihnachtlicher Musik erklingt dann moderne Kirchenmusik mit Gitarren, Bass, Schlagzeug und Keyboard. "Auf diese Weise wollen wir den Besuch entzerren und auch denjenigen etwas anbieten, die Heiligabend etwas schwungvoller begehen wollen", begründen die Pastoren die Entscheidung.

Der Gottesdienst ist offen für alle Menschen, die kommen", sagt Pastorin Martina Dittkrist von der Kirchengemeinde in Kaltenkirchen . Die Frage, ob Eintrittskarten ausgegeben werden müssten, habe sich noch nie gestellt. Zwar sei der Andrang am Heiligen Abend so groß, dass viele Besucher stehen müssen. Doch bislang sei es immer gelungen, älteren Menschen Sitzplätze anbieten zu können.

In der Gemeinde, zu der auch Alveslohe gehört, werden am 24. Dezember sieben Gottesdienste gefeiert. Dafür stünden die Kirchen in Kaltenkirchen und Alveslohe sowie das Christopherushaus zur Verfügung.

In Sülfeld findet das beliebte Krippenspiel bereits heute statt

Auch in Bad Bramstedt hält man nichts von Eintrittskarten für den Gottesdienst in der Maria-Magdalenen-Kirche. "Das ist bei uns nie diskutiert worden", sagt die Vorsitzende des Kirchenvorstands, Ina Koppelin. Die Gottesdienste in der Kirche und im Klinikum seien sehr voll. "Wem das zu blöd ist, der geht wieder", sagt Koppelin.

Regelmäßige Besucher empfinden den Gottesdienst am Heiligen Abend als besonders anstrengend, weil es dabei sehr viel unruhiger zugehe als an Sonntagen, hat sie festgestellt. Wer die Ruhe suche, gehe in den Gottesdienst um 23.15 Uhr.

Weil die Kirche in Sülfeld gerade am Nachmittag des 24. Dezember "sehr voll" ist, wie Sybille Koch vom Kirchenbüro sagt, wird das bei Familien so beliebte Krippenspiel erstmals bereits am heutigen 23. Dezember ab 16 Uhr aufgeführt. Für das Krippenspiel wurden tatsächlich Karten ausgegeben - "aber die sind alle weg", so Sybille Koch. Schafft diese Terminentzerrung etwas Luft für die Gottesdienste am Heiligen Abend? "Es kommt schon vor, dass einige stehen müssen, und manche gehen auch wieder nach Hause", weiß Sybille Koch zu berichten.

In der Schmalfelder Gnadenkirche finden drei Gottesdienste statt

In der Gnadenkirche in Schmalfeld wird morgen ein Extra-Gottesdienst eingeschoben. Diesmal gibt es ab 14.15 Uhr sowie ab 15.30 Uhr einen Familiengottesdienst mit Krippenspiel. "Für die am Krippenspiel mitwirkenden Kinder und deren Familien eine zusätzliche Belastung", sagt Pastor Bernd Seidler, "aber für die Beteiligten ist das okay." 190 Sitzplätze gibt es in der Gnadenkirche, dazu kommen rund 100 Plätze im angrenzenden Gemeindehaus. Dennoch war es in den Vorjahren "extrem voll" am Heiligen Abend, wie Seidler erzählt. Viele Gottesdienstbesucher hätten stehen müssen. "Wir erhoffen uns durch den zusätzlichen Gottesdienst eine entscheidende Verbesserung", sagt der Pastor, der um 18 Uhr zu einem dritten Gottesdienst einlädt.