In allen preisgekrönten Kurzfilmen von Manuel Ostwald und Philipp Westerfeld spielt die Brücke eine Rolle

Henstedt-Ulzburg. Sie spannt sich wie ein Monument aus längst vergangenen Zeiten über den kleinen Lauf der Alster im Westen von Henstedt-Ulzburg: Die Alsterbrücke am Hohnerberg ist in den Mittelpunkt der Diskussionen gerückt. Politiker denken darüber nach, ob sie erhalten werden kann. Oder zumindest so ähnlich wieder aufgebaut wird. Für zwei Schüler aus Henstedt-Ulzburg ist die malerische Brücke in der Oberalsterniederung die ideale Kulisse: Philipp Westerfeld und Manuel Ostwald vom Alstergymnasium drehen schon seit einiger Zeit Kurzfilme, die auf etlichen Wettbewerben Preise gewonnen haben - und immer ist die Brücke im Mittelpunkt.

Die schönsten Filmkulissen müssen nicht gebaut werden. Vor zwei Jahren griffen Philipp, 19, aus dem 13. Jahrgang und Manuel, 17, aus dem elften Jahrgang des Alstergymnasiums zum ersten Mal zur Kamera, um eines ihrer Kurzfilmprojekte zu verwirklichen. Von Anfang an spielt die Alsterbrücke am Hohnerberg eine Rolle in den Zehn-Minuten-Filmen der beiden Gymnasiasten. In "Calvin Fragmenti" zum Beispiel geht es um einen Jungen, der seinen besten Freund verloren hat. Allerdings taucht er immer wieder als tote Gestalt auf, die Freunde treffen sich an der Brücke.

"Schwarzer Schmetterling" wurden für den Nachwuchsfilmpreis nominiert

Dieser Film begeisterte die Zuschauer auf einem großen Jugendfilmfestival im österreichischem Wels: "Calvin Fragmenti" erhielt den Publikumspreis. "Schwarzer Schmetterling" wurden für den Deutschen Nachwuchsfilmpreis 2011 nominiert, gewann aber bereits den Publikumspreis des Jugend-Film-Preis Schleswig-Holstein und belegte den ersten Platz im Wettbewerb "Tiefenschärfe" des Offenen Kanals Kiel.

Sechs Filme haben die beiden Freunde bereits fertiggestellt. Die Brücke ist dabei Ziel von Freunden, in einem Film sind sogar etliche Jugendliche in der Brücke eingeschlossen. "Es ist eben ein sehr schöner Platz", sagt Philipp. Und der bietet Filmern viele Vorteile: Der Verkehr hält sich in Grenzen, sodass beim Ton höchstens auf gelegentliche Flugzeuggeräusche Rücksicht genommen werden muss. Gefilmt wird übrigens mit einer einfachen Spiegelreflexkamera von Canon auf einem Stativ. Das ist effektiv: Den Tipp haben Philipp und Manuel von anderen Nachwuchsfilmern bekommen. "Diese Kamera ist besser als eine teurere Filmkamera." Für den Ton wird mehr Mühe aufgewendet: Alles, was nötig ist, kommt für die Drehtage von einem professionellen Verleih.

So einfach die Kameraausrüstung auch ist, so aufwendig gestalten sich die Dreharbeiten und die Vorbereitungen für einen Film. Für zehn Minuten Kurzfilm benötigen die beiden Filmer sieben volle Drehtage, das Schneiden des Filmmaterials am Computer nicht eingerechnet. Das Drehbuch wird gemeinsam geschrieben. Sie müssen Freunde und Mitschüler für das Mitwirken gewinnen und sie als Regisseure geschickt durch die Dreharbeiten führen. Oft spielen sie auch selbst in ihren Filmen mit. Sollten sie weiterhin so erfolgreich sein, könnten sie bald aus einem anderen Darstellerfundus schöpfen: Schauspielschüler und manchmal auch professionelle Schauspieler sind durchaus daran interessiert, dem begabten Nachwuchs bei den Kurzfilmen kostenlos zu helfen.

Bei so viel Erfolg als Amateurfilmer ist der berufliche Weg vorgezeichnet: Philipp und Manuel wollen später ins Filmfach. Vielleicht als Regisseur oder Kameramann - irgendwie wollen sie es schaffen, an der Filmhochschule angenommen zu werden. Einstweilen eifern sie ihren Vorbildern nach: Manuel mag Filme der Regisseure Darren Aranofsky ("The Wrestler") und Terry Gilliam ("12 Monkeys"). Philipp hat keine filmischen Favoriten, seine Vorbilder findet er im richtigen Leben. Gedreht wird auch in Zukunft - und auch künftig soll die Alsterbrücke dabei ins richtige Licht gesetzt werden.

Das Schicksal der Alsterbrücke ist nach wie vor ungewiss

Natürlich hoffen die beide Gymnasiasten, dass diese Brücke stehen bleibt oder zumindest nicht durch eine neue Brücke mit Stahlgeländer ersetzt wird. Das hoffen auch die rund 50 Mitglieder der Interessengemeinschaft Alsterbrücke. Eine Abordnung der Interessengemeinschaft traf sich am "runden Tisch" mit Politikern, Verwaltungsmitarbeitern und Fachleuten, um über das Schicksal der Brücke zu sprechen. Und das ist schon ein Erfolg: Hätten nicht einige Henstedt-Ulzburger gegen den Abriss der Brücke protestiert, wäre sie jetzt wahrscheinlich schon aus dem Landschaftsbild verschwunden. Konkrete Pläne gibt es noch nicht, aber inzwischen haben die meisten Politiker eingesehen, dass die Brücke ein wesentlicher Bestandteil der Oberalsterniederung ist.

Die Brücke ist nicht unmittelbar vom Einsturz bedroht

Jetzt wird ermittelt, wie hoch die Kosten bei einem Brückenneubau mit Erhalt des jetzigen Brückengeländers sind, alternativ dazu werden die Kosten für eine billigere Lösung mit neuem Geländer nach altem Muster errechnet. Es steht sogar im Raum, dass sich einige Mitglieder der Interessengemeinschaft an der Finanzierung der Brücke beteiligen könnten. Zudem könnte nach Sponsoren gesucht werden.

Fest steht indessen auch: Grund zur Panik besteht nicht, da die Brücke nicht unmittelbar vom Einsturz gefährdet ist. Die Gefahr ist nicht so unmittelbar, wie es noch vor wenigen Wochen verkündet. Trotzdem weist das Planungsbüro auf die Notwendigkeit hin, die Brücke aus technischen Gründen zu erneuern. Horst Ostwald (SPD), Vorsitzender des Umwelt- und Planungsausschusses der Gemeinde, glaubt, dass schon während der Januarsitzung eine Entscheidung getroffen werden könnte: "Vorausgesetzt, das Planungsbüro und die Gemeinde haben die Kosten für die verschiedenen Möglichkeiten ermittelt", betont der Sozialdemokrat.