Stadt und Anwohner fordern “aktiven Schallschutz“ an der A 20. Fahrbahnen sollen tiefer gelegt werden, damit der Schall sich nicht ausbreiten kann

Bad Bramstedt. Mit der Ruhe im Süden Bad Bramstedts könnte es in wenigen Jahren vorbei sein. Die neue Autobahn 20 wird nur wenige Kilometer vom Kurgebiet und vom exklusiven Wohngebiet am Golfpark in Bissenmoor entfernt vorbeiführen. Unruhe herrscht bei Anwohnern, Hoteliers und in den Kliniken schon jetzt: Die Menschen fürchten Lärm und Abgase von der Autobahn, die Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein mit dem nordöstlichen Niedersachsen verbinden soll.

Bis zum 13. Januar können Bürger aus Bad Bramstedt und dem Umland ihre Stellungnahmen zu dem Fernstraßenprojekt im Rathaus oder bei der Amtsverwaltung abgesehen. Auch die Stadverordnetenversammlung hat während ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr klar Stellung bezogen: Mit einer großen Mehrheit von 20 zu drei Stimmen stimmten die Fraktionen einer Vorlage zu, in der ausdrücklich mehr Schutz vor dem Lärm der Autobahn 20 gefordert wird.

Den Bramstedtern bereitet nicht nur die Nähe der Trasse zum Stadtgebiet Sorgen, sondern auch die Bauweise. Die Fahrspuren werden nach jetziger Planung mit Brücken über die AKN-Linie und die Bundesstraße 4 führen. Wegen dieser erhöhten Lage sei mit einer noch stärkeren Ausbreitung des Schalls als bei ebenerdiger Trassenführung zu rechnen. "Weiter wird das Landschaftsbild durch diese Trassenausbildung erheblich gestört werden", heißt es in der Stellungnahme der Stadt, die von den Planern "aktiven Lärmschutz" für das Kurgebiet sowie für den Golf- und Wohnpark Bissenmoor fordert. Dazu könnten beispielsweise mehr Bäume sorgen.

Um für mehr Schutz vor Lärm zu sorgen, erheben die Stadtverordneten konkrete Forderungen, die mit erheblichen Investitionen zu Buche schlagen würden, wenn die Planungsbehörde beim Landesamt für Straßenbau in Kiel sie erfüllt. Die Stadt fordert eine Verlegung der Trasse in Richtung Süden und eine "Reduzierung der Dammlage". Im Klartext: Entweder werden die AKN und die B 4 tiefer gelegt, sodass die Autobahn sie in geringer Höhe überqueren kann. Oder die A 20 verläuft in einem Trog, und die Eisenbahn und die Bundesstraße verlaufen darüber. "Diese Stellungnahme können wir noch konkretisieren", sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach. "Auch über die Frist am 13. Januar hinaus."

Auch viele Bürger werden voraussichtlich Stellungnahmen beim Land abgeben, das im Auftrag des Bundes die neue Autobahn plant und bauen wird. Als die Stadtverordnetenversammlung über die A 20 debattierte, war der Saal im Schloss gefüllt wie selten. Die Frist für die Einsicht in die Unterlagen ist allerdings abgelaufen: Die Pläne lagen nur bis 16. Dezember im Rathaus und in der Amtsverwaltung aus. Einwendungen sind jedoch auch möglich, wenn man die Pläne und Grafiken nicht gesehen hat, die in mehreren Aktenordnern gebündelt in den Verwaltungen standen.

Inwieweit die Betriebe im Kurgebiet beim Land offiziell zum Planfeststellungsverfahren Stellung nehmen werden, ist noch offen. "Uns sind die Auswirkungen des Autobahnbaus noch nicht im Detail bekannt", sagte der Prokurist des Klinikums, Joachim Lindemann. Er erwarte in jedem Fall, dass ein angemessener Lärmschutz geschaffen werde.

Eine ähnliche Position vertritt Andreas Söhl, Direktor des Hotels Gutsmann. "Wir sind natürlich daran interessiert, dass der Lärm so gering wie möglich gehalten wird", sagte er. Der Schutz müsse "größtmöglich" ausfallen. Ein Markenzeichen des Kurgebiets sei die Ruhe. "Deswegen kommen viele Gäste hierher", sagte Söhl.

Grundsätzlich habe er nichts gegen die Autobahn, sagte der Chef des 240-Betten-Hotels, von der er sich positive Impulse für die Region erhofft.

Wann die A 20 bei Bad Bramstedt gebaut wird, steht noch nicht fest.