Die ehemalige grüne Stadtvertreterin Anette Reinders schlüpft in eine neue Rolle. Sie will einige neue Dinge auf den Weg bringen.

Norderstedt. Die Erwartungen an die neue Jugend- und Sozialdezernentin der Stadt Norderstedt sind hoch. Anette Reinders, 55, ehemalige Vorsitzende der Grünen Alternativen Liste in Norderstedt (GALiN), gilt nicht nur als Expertin für ihren neuen Arbeitsbereich. Die Öffentlichkeit kennt sie auch als engagierte Streiterin für die Themen Schule, Erziehung und Gemeinwesen. Entsprechend gehen die Bürger davon aus, dass es zu diesen wichtigen Zukunftsthemen in den nächsten Wochen und Monaten viele Impulse aus dem Rathaus geben wird.

Am Dienstag hat Reinders nun zunächst aus den Händen von Hans-Joachim Grote ihre Ernennungsurkunde zur Beamtin und den Besoldungsbescheid erhalten. Der Oberbürgermeister ist nun nicht mehr die Reizgestalt, mit der sich Anette Reinders als grüne Oppositionsführerin seit Jahren kritisch auseinander gesetzt hatte. Grote ist jetzt ihr Dienstherr. Daran muss sich auch Reinders erst mal gewöhnen. Ihre ersten Worte als frisch ernannte Sozialdezernentin entlehnt sie einem Eintrag des Internet-Lexikons Wikipedia über das Beamtenrecht. "Da steht, ich habe eine Gehorsamspflicht und kein Streikrecht", zitiert Reinders, lacht schelmisch, als ob sie das nicht ganz so ernst nehme und beeilt sich hinterher zu sagen, dass ihr der Rollenwechsel keine wirklichen Probleme bereite.

373 Mitarbeiter muss Anette Reinders nach ihrem offiziellen Dienstantritt am 1. Januar 2011 führen. Der ehemaligen grünen Stadtvertreterin unterstehen die Bereiche Jugend, Soziales, Schule, Sport, Kindergärten, das Bildungswerk und die städtische Altenpflegeeinrichtung Haus im Park. Die Leiter der einzelnen Bereiche waren zur Ernennung ihrer neuen Frau an der Spitze allesamt erschienen. "Wir werden vieles zusammen weiter entwickeln, was schon da ist. Und wir werden einige neue Dinge auf den Weg bringen", sagte Reinders an ihre Adresse.

Grote versprach Reinders, dass sie auf hoch motivierte Mitarbeiter stoßen werde, mit denen sie die wichtigsten Zukunftsthemen der Stadt bearbeiten kann. "Ich erlebe es im Gespräch mit Unternehmern immer wieder: Nicht der Autobahnanschluss ist das entscheidende Argument, sich für Norderstedt zu entscheiden. Sondern vielmehr die Frage, welche Möglichkeiten bieten sich vor Ort für die Ausbildung der Kinder. Das sind die Standortfaktoren der Zukunft", sagte Grote.

Ein Standpunkt, den der Oberbürgermeister so oder ähnlich schon oft vertreten hat. Doch mit der Sozialdezernentin Anette Reinders kommt nun eine Frau an die Rathausallee, die ihn bei der Entwicklung der "weichen Faktoren" beständig beim Wort nehmen wird. Reinders machte klar: "Diese weichen Faktoren brauchen mehr Anerkennung. Die Stadtgesellschaft lebt von ihnen, von Bildung, Erziehung und Sozialem." Als erste Herausforderungen sieht sie das "Bildungspaket", die Gestaltung der Schullandschaft und der offenen Ganztagsschule.

Grote gab ihr mit auf den Weg, dass sie in der Dezernentenrunde - dem Gremium der Führungsetage der Stadtverwaltung - für ihre Themen kämpfen müsse, spätestens, wenn es um den Haushalt gehe. Dabei blickte Grote auf Bau-Dezernent Thomas Bosse und nannte ihn einen "harten Hund".

Mit dem Kampf um ihre Themen wird Anette Reinders kein Problem haben. Das lässt sich zumindest aus ihren Worten schließen. Reinders: "Ich hoffe, dass wir trotz aller Differenzen und unserer unterschiedlichen Ansätzen immer zu einem konstruktiven Miteinander finden."

Anette Reinders wird im Januar nach Dienstantritt vereidigt. Im Februar wird die Stadtvertretung sie formell zur Stellvertreterin des Oberbürgermeisters wählen.