GALiN kritisiert, dass das Thema Erdgasfahrzeuge im Stadtwerkeausschuss beerdigt wurde. CDU-Stadtvertreter Leiteritz verteidigt die Entscheidung.

Norderstedt. Maren Plaschnick von der Grün Alternativen Liste in Norderstedt (GALiN) ist auf der Zinne. Sie wirft der CDU-Fraktion, namentlich dem Stadtvertreter Gert Leiteritz, vor, "rückwärts in die mobile Steinzeit zu rollen". Denn die CDU hat auf Antrag von Leiteritz das Thema Ergasfahrzeuge für die Flotte der Stadtwerke und den Bau einer Erdgastankstelle in Norderstedt im Stadtwerkeausschuss beerdigt.

Genau dafür hatten die Grünen allerdings immer gekämpft. Seit 2007 gibt es sogar Beschlüsse, die Fahrzeuge der Stadtwerke auf Erdgas umzustellen und die nötige Tankstelle zu bauen oder sich an einer solchen zu beteiligen. Doch geschehen sei bisher gar nichts, entrüstet sich Plaschnick. Der Beschluss durch die "Überläufer-Mehrheit" der CDU im Stadtwerkeausschuss sei Ausweis "fossiler Verständnislosigkeit von Umweltschutz bei der CDU" und es offenbare sich, dass die Stadtwerke selbst, obgleich ein städtischer Eigenbetrieb, die demokratische Gewaltenteilung mit strikter und zügiger Umsetzung gefasster Beschlüsse in Ausschüssen und Stadtvertretung ganz nach eigener Macht und Herrlichkeit interpretieren, umsetzen oder verschleppen, poltert Plaschnick. Die Werkleitung habe die GALiN-Fraktion mit immer neuen Versprechungen, Vertröstungen und vagen Zusagen hingehalten. "Wir hätten verstanden, wenn die Stadtwerke unaufgefordert ein anderes plausibles Konzept für Hybrid-Antriebe oder Elektro-Autos vorgelegt und angeschoben hätten", sagt Plaschnick: Doch jetzt scheinen die Stadtwerke mit Unterstützung der CDU energiepolitisch vorsintflutlich weiter zu machen wie bisher.

Gert Leiteritz sieht dieses Verhalten eher bei der grünen Stadtvertreterin. "Frau Plaschnick fährt selbst ein 20 Jahre altes Auto ohne Katalysator, zieht blaue Abgaswolken hinter sich her und spricht von der Einführung von Erdgasfahrzeugen. Sie sollte besser still sein", sagt der CDU-Stadtvertreter. In den Beschlüssen für die Umstellung der Stadtwerke-Flotte sei immer von der vorrangigen Beschaffung von Erdgasfahrzeugen und dem Bau einer Erdgastankstelle die Rede gewesen. "Diese Vorrangigkeit und den Bau einer Erdgastankstelle haben wir jetzt beendet", sagt Leiteritz. Das bedeute aber nicht, dass die Stadtwerke ihre Flotte nicht auf einen umweltfreundlicheren Antrieb umstellen wollen. Vielmehr sei es das Ziel, eine Lösung auf Basis von Flüssiggas, Hybrid oder Elektroantrieb zu finden.

Erdgasfahrzeuge seien ungeeignet, sagt Leiteritz. "Die Praxis zeigt, dass die in Deutschland anbietenden Fahrzeughersteller kaum Erdgasfahrzeuge im Programm haben, es gibt zwei VW-Modelle, einen Opel, einen Mercedes und zwei Fiat. Alle Fahrzeuge basieren jeweils auf Hochleistungsmotoren, deren Leistungsergebnis deutlich über dem für innerstädtische Verkehre notwendigen Aufwand liegt." Die Stadtwerke benötigten Werkstattwagen, um in der Stadt von A nach B zu kommen und keine Autos, die in der Spitze über 200 Stundenkilometer bringen. Außerdem würden die Autos etwa 6000 bis 7000 Euro mehr kosten als die Grundmodelle mit Benzin und etwas mehr als Dieselmodelle der Generation "Blue", die im Abgasverhalten deutlich günstiger lägen als Erdgasfahrzeuge, so Leiteritz.

Auch ein Nachrüsten der Stadtwerke-Flotte auf Erdgasbetrieb sei kaum noch möglich, weil durch die hohen Gewichte zusätzliche Eingriffe in die Gesamttechnik der Fahrwerke und Karosserien erforderlich sind, dadurch gebe es auch keine Allgemeine Betriebserlaubnis mehr, eine Einzelabnahme beim TÜV sei dann erforderlich.

Leiteritz berichtet vom Abwasser-Zweckverband Pinneberg, der gerade seine Flotte (VW Caddy, Renault Kangoo) auf Flüssiggas umgestellt habe und sehr zufrieden mit der kostengünstigen Lösung sei, so Leiteritz. Die Stadtwerke betreiben in ihrem Fuhrpark etwa 130 Fahrzeuge (ohne Spezialfahrzeuge), im Wesentlichen VW und Renault. Pro Jahr werden etwa zehn bis 15 neue Wagen gekauft (200 000 bis 300 000 Euro Investitionsvolumen). Die Kilometerleistung der Stadtwerke-Wagen beträgt durchschnittlich zwischen 7000 und 14 000 Kilometer. Die Werkleitung der Stadtwerke stand dem Projekt nach eigenen Angaben immer positiv gegenüber. So urteilte die Werkleitung in einem Bericht an den Ausschuss im Mai 2009, dass der Einsatz von Erdgasfahrzeugen Zeichen setzen würde und das Umweltengagement der Stadtwerke tagtäglich den Kunden nahe brächte, da die Norderstedter diese Fahrzeuge im täglichen Einsatz sehen würden. "Dieser Marketingeffekt und die Einsparung beim Kraftstoff rechtfertigen auch die im Schnitt mit etwa 2000 bis 3000 Euro Mehrkosten pro Wagen bei der Anschaffung", hieß es damals.